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Von Inflation und Stabilität

Von Inflation und Stabilität

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Flur I

Eine stabile Währung ist Grundvoraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft und das Vertrauen der Bevölkerung in den demokratischen Staat. Als politisch unabhängige Zentralbank sichert die Deutsche Bundesbank seit 1957 die Preisstabilität in Deutschland – in der D-Mark-Zeit bis 1998 alleine, seit 1999 gemeinschaftlich als Teil des Eurosystems. Stabiles Geld gab es jedoch nicht immer. Ein Blick in die deutsche Geschichte zeigt, dass politische Krisen, gewaltsame Konflikte und Kriege zum rasanten Wertverlust des Geldes, zu wirtschaftlichen Zusammenbrüchen und schließlich zu Währungsreformen führten.

Begib dich auf eine spannende Zeitreise und lerne mehr über die Meilensteine der deutschen Währungsgeschichte: von der Hyperinflation 1923 über die Währungsreformen von 1923 und 1948 sowie der Gründung der Deutschen Bundesbank bis hin zur Einführung des Euro und der heutigen Zusammenarbeit der Zentralbanken im Eurosystem.

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Historische Einführung

Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 geführt. Millionen von Menschen weltweit verloren durch den Krieg ihr Leben. Das Deutsche Reich war an diesem Krieg maßgeblich beteiligt. Die Kriegsführung war sehr teuer. Deshalb beschaffte sich die deutsche Regierung Geld durch Kredite, die sie bei ihrer eigenen Zentralbank, der Reichsbank, aufnahm. Die
Zentralbank druckte dafür das benötigte Geld. Außerdem bot das Deutsche Reich Kriegsanleihen zum Kauf an. Das bedeutete, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Ersparnisse dem Staat leihen konnten. Die Bevölkerung gab der Reichsregierung also Kredite, um den Krieg zu finanzieren. Das Geld, das die Reichsregierung durch Kriegsanleihen erhielt, setzte sie wiederum zur Gegenfinanzierung der Reichsbankkredite ein. Insgesamt führte die Kriegsfinanzierung Deutschlands zu einer starken Ausweitung der Geldmenge. Hierdurch kam es zur
Inflation, die Kaufkraft der Mark verfiel also.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Weimarer Republik gegründet, die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland. Der politische Neuanfang war durch die Folgekosten des Krieges erheblich belastet. Daher setzte der deutsche Staat die Verschuldungspolitik der Kriegszeit fort und die Kaufkraft der Mark nahm weiter ab.

Deutschland musste nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags hohe Reparationen in fremder Währung (Devisen) an die Siegermächte zahlen (Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA, auch Alliierte genannt). Als Deutschland nach Ansicht der alliierten Mächte in Zahlungsverzug geriet, besetzten Anfang 1923 französische und belgische Soldaten das Ruhrgebiet. Daraufhin rief die deutsche Regierung die arbeitende Bevölkerung im Ruhrgebiet zum passiven Widerstand auf. Der sogenannte Ruhrkampf kostete zusätzlich viel Geld, darum ließ die Reichsregierung weitere Geldscheine drucken. Immer mehr und mehr Geld geriet in Umlauf, wodurch es im Verlauf des Jahres 1923 zu einer außer Kontrolle geratenen drastischen Geldentwertung (Hyperinflation) kam. Die Situation der Bevölkerung verschlechterte sich rapide. Waren und Dienstleistungen wurden immer teurer und die Gehälter und Löhne stiegen im Verhältnis nur langsam. Viele Bürgerinnen und Bürger verarmten und wandten sich enttäuscht vom Staat ab. Diese Entwicklung gab politisch links- und rechtsradikalen Gruppierungen Auftrieb.

Im August 1923 wurde Gustav Stresemann zum neuen Reichskanzler ernannt. Er beendete den Ruhrkampf und bereitete eine Währungsreform vor. Am 15. November 1923 wurde die Rentenmark als neue Währung eingeführt. Eine Rentenmark entsprach einer Billion Mark. Alle Menschen, die Ersparnisse zurückgelegt hatten, verloren durch die Währungsreform ihr gesamtes Geldvermögen. Dieses war jedoch bereits zuvor durch die Hyperinflation wertlos geworden. Der Staat dagegen profitierte enorm: Die gesamten Kriegsschulden Deutschlands beliefen sich nach Einführung der neuen Währung nur noch auf 0,154 Rentenmark. Die Pflicht, Reparationen an die Siegermächte in fremder Währung (Devisen) zu bezahlen, wurde durch die Währungsreform aber nicht verändert. Das stellte die Reichsregierung vor große finanzielle Probleme.
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Glossar

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Anleihe
Wenn Unternehmen oder Staaten Geld benötigen, können sie Anleihen herausgeben (auch Schuldverschreibungen genannt). Investoren, Banken und auch Bürgerinnen und Bürger können diese Anleihen kaufen und somit dem Herausgeber der Anleihe ihr Geld leihen. Eine Anleihe herauszugeben, bedeutet wirtschaftlich letztlich also nichts anderes, als einen Kredit aufzunehmen. Wer eine Anleihe ausgibt, macht folglich Schulden. In der Anleihe ist festlegt, dass das geliehene Geld zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. am Ende der Laufzeit, zurückgezahlt werden muss. Als Gegenleistung für das Verleihen des Geldes an den Herausgeber (Anleiheschuldner) bekommen die Inhaber der Anleihen (die Anleihegläubiger) Zinsen bezahlt.

Eine Sonderform sind Kriegsanleihen, die speziell zur Kriegsfinanzierung ausgegeben werden. Hiermit wurde im Deutschen Reich ein Großteil der Kosten des Ersten Weltkriegs finanziert.

Hyperinflation
Als Hyperinflation wird eine extreme Form der Inflation bezeichnet, bei der die Güterpreise rasend schnell steigen (Faustregel: Inflationsrate von mehr als 50 % pro Monat). In einer solchen Situation ist rasant immer mehr Geld im Umlauf, weshalb die Kaufkraft dramatisch schnell sinkt. In einer Hyperinflation wollen viele Menschen möglichst rasch ihr Geld ausgeben, bevor die Preise noch weiter steigen. Hierdurch wird die Nachfrage noch größer, was die Preise zusätzlich steigen lässt. In Deutschland kam es in den Jahren 1922 und 1923 zu einer Hyperinflation.

Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.


Kaufkraft
Die Kaufkraft zeigt, wie viele Güter man für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann. Werden Waren und Dienstleistungen teurer (Inflation), weil das Preisniveau steigt, dann kann man für sein Geld weniger Dinge kaufen als zuvor. Die Kaufkraft nimmt also bei steigendem Preisniveau ab.
Werden Güter hingegen günstiger (Deflation), weil das Preisniveau sinkt, dann kann man für sein Geld mehr Dinge kaufen als zuvor, die Kaufkraft erhöht sich also.

Kriegsanleihe
→ Schaue nach beim Wort Anleihe

Reichsbank
Nach der Entstehung des Deutschen Reiches 1871 gründete der neue Staat erstmals eine Zentralbank für ganz Deutschland. Die Reichsbank nahm ihre Arbeit am 1. Januar 1876 auf. Ihre wichtigsten Aufgaben bestanden in der Geldpolitik, der Ausgabe von Banknoten und der Erleichterung des Zahlungsverkehrs. Die Reichsbank war in ihren geldpolitischen Entscheidungen nicht unabhängig, sondern unterstand der Aufsicht der Reichsregierung. Nach der Hyperinflation 1922/23 erhielt die Reichsbank 1924 eine neue gesetzliche Basis und wurde geldpolitisch unabhängig von der Regierung. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde diese Unabhängigkeit wieder rückgängig gemacht. Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 brach die Reichsbank zusammen.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Zentralbank
Eine Zentralbank ist diejenige Institution, die für das Sichern der Kaufkraft, die Funktionsfähigkeit des Geldwesens und für die entsprechenden geldpolitischen Maßnahmen zuständig ist. Die Zentralbank ist in der Regel die einzige Institution, die offizielles Bargeld (insbesondere Banknoten) herausgeben darf. Daher wird oftmals auch der Begriff „Notenbank“ genutzt. Heutzutage sind Zentralbanken in vielen Ländern unabhängig von politischen Weisungen. Hierdurch können sich Zentralbanken besser darauf konzentrieren, frei von politischer Einflussnahme dauerhaft für stabiles und somit kaufkräftiges Geld zu sorgen.





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Der Erste Weltkrieg und seine Folgen

Schon die erste Mobilisierungswoche zu Beginn des Ersten Weltkriegs kostete das Deutsche Reich 750 Millionen Mark. Die dauerhafte Versorgung der Soldaten mit Ausrüstung, Waffen und Munition während des Krieges finanzierte das Reich durch die Aufnahme von Schulden (Kredite und Kriegsanleihen). Dies führte zu einer Ausweitung der im Umlauf befindlichen Geldmenge. Während beispielsweise Großbritannien einen Großteil der Kriegskosten über Steuern finanzierte, gab es in Deutschland noch kein einheitliches Steuersystem, mit dem ein Teil der Kriegskosten hätte gedeckt werden können.

In Deutschland rechnete man fest mit einem schnellen Sieg und plante, die Kriegsgegner für die Kosten der deutschen Kriegsführung bezahlen zu lassen. Doch es kam anders: Der Krieg dauerte vier Jahre, Deutschland verlor und musste sowohl für seine aufgenommenen Schulden als auch für Reparationen an die Alliierten aufkommen.
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Das Deutsche Kaiserreich führte per Gesetz im Jahr 1871 die Mark als Goldwährung ein. Die Mark war die erste einheitliche Währung im Deutschen Reich. Fünf Jahre später – am 1. Januar 1876 – wurde in Berlin die Reichsbank als zentrale Notenbank des Deutschen Reichs gegründet. An ihrer Spitze stand das Reichsbankdirektorium, das aus dem Reichsbankpräsidenten sowie sechs weiteren Mitgliedern bestand. Es war für die praktische Durchführung der Geldpolitik verantwortlich. Die Reichsbank unterstand dabei direkt dem Reichskanzler. Er war für die Aufsicht und Leitung der Reichsbank zuständig. Die laufenden Geschäftsaktivitäten verantwortete der Reichsbankpräsident.


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Das Direktorium der Reichsbank im Sitzungssaal um 1900
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Mit Beginn des Ersten Weltkriegs setzte die Reichsbank die bis dahin geltende Pflicht zur Einlösung von Banknoten in Goldmünzen aus. Die staatlichen Goldvorräte sollten auf diese Weise geschützt werden. Zur Finanzierung des Kriegs gewährte die Reichsbank der deutschen Regierung unbegrenzt Kredite. Dadurch wuchs die Geldmenge erheblich: Die umlaufende Geldmenge lag zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 bei 7 Milliarden Mark. Nach Ende des Kriegs im Jahr 1918 waren etwa 30 Milliarden Mark im Umlauf.

Zur Gegenfinanzierung der Reichsbankkredite nutze das Deutsche Reich sogenannte Kriegsanleihen. Mit dieser Form von Wertpapieren sollten die Ersparnisse der Bevölkerung für den Krieg nutzbar gemacht werden. Der Staat lieh sich bei seinen Bürgerinnen und Bürgern Geld und versprach, alles nach Kriegsende mit hohen Zinsen zurückzuzahlen.

Die erste von insgesamt neun Kriegsanleihen wurde im September 1914 herausgegeben. Insgesamt kamen mit den Kriegsanleihen rund 97 Milliarden Mark zusammen. Dieser Betrag entsprach etwa 60 % der Kriegskosten.

Weitere Staatsanleihen brachten weitere 57 Milliarden Mark ein. Nur einen kleinen Betrag von 10 Milliarden Mark nahm der Staat durch Kriegsabgaben und Steuererhöhungen ein. Am Ende des Ersten Weltkriegs hatte das Deutsche Reich Schulden in Höhe von über 150 Milliarden Mark. Die Verschuldung war damit dreißigmal so hoch wie zu Beginn des Kriegs. Nur um die Zinsen für die Schulden zu bezahlen, musste der Staat fast 80 % seiner regulären Steuereinnahmen aufwenden.

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Kinder machen in Berlin Werbung für die erste Kriegsanleihe

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Am 11. November 1918 unterzeichnete eine deutsche Delegation das Waffenstillstandsabkommen in Compiègne in Frankreich. Zwei Tage zuvor, am 9. November vormittags, hatte der Reichskanzler Max von Baden die Abdankung Kaiser Wilhelms II. verkündet, die eigentlich noch gar nicht erfolgt war. Am frühen Nachmittag des gleichen Tages rief Philipp Scheidemann die Republik aus. Der Krieg war zu Ende und die Weimarer Republik ausgerufen – doch die erste Demokratie Deutschlands war von Beginn an geschwächt.

Als Verlierer des Krieges stand Deutschland vor einem gewaltigen Schuldenberg. 80 % des Staatshaushaltes des Deutschen Reichs mussten für die Zahlung der Zinsen aufgewendet werden. Gleichzeitig wuchs die Schuldenlast nach Ende des Krieges weiter, denn für dringend erforderliche Ausgaben musste der neue Staat erneut Kredite aufnehmen.

Von etwa 13,2 Millionen deutschen Soldaten waren über 2 Millionen im Krieg gestorben, etwa 1,5 Millionen galten als Kriegsverletzte. Die Kosten für die Versorgung der Hinterbliebenen und die Eingliederung der Kriegsverletzten in das Arbeitsleben stellten eine weitere finanzielle Belastung für die junge Republik und Demokratie dar.

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„Der Waffenstillstand 1918" hochgeladen am 19. November 2018 von „Karambolage | ARTE"

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Deutschland hatte den Krieg verloren und bat Anfang November 1918 um einen Waffenstillstand. Im Januar 1919 begann in Versailles die Konferenz der Siegermächte zur Festlegung der Friedensbedingungen. Diese wurden der deutschen Delegation von den alliierten Siegermächten Frankreich, USA, Großbritannien und Italien vorgelegt. Sollte Deutschland den Bedingungen nicht zustimmen, drohten die Sieger mit einer militärischen Besetzung des Landes. Im Friedensvertrag von Versailles musste Deutschland die alleinige Schuld am Ersten Weltkrieg anerkennen. Aus dem Vertrag ergaben sich die Forderungen der Alliierten nach Reparationen, die von Deutschland in US-Dollar, Britischem Pfund und Französischen Franc bezahlt werden mussten. Erst im Mai 1921 wurde die Gesamtsumme von einer Kommission der Alliierten festgelegt. Der Vertrag wurde in Deutschland von einem überwiegenden Teil der Bevölkerung abgelehnt. Man sah den Friedensvertrag als „Diktatfrieden“ an – also einen Frieden, der den Deutschen aufgezwungen wurde.
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„Versailler Vertrag" hochgeladen am 22. Februar 2018 von „MrWissen2go Geschichte | Terra X"

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Glossar

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Anleihe
Wenn Unternehmen oder Staaten Geld benötigen, können sie Anleihen herausgeben (auch Schuldverschreibungen genannt). Investoren, Banken und auch Bürgerinnen und Bürger können diese Anleihen kaufen und somit dem Herausgeber der Anleihe ihr Geld leihen. Eine Anleihe herauszugeben, bedeutet wirtschaftlich letztlich also nichts anderes, als einen Kredit aufzunehmen. Wer eine Anleihe ausgibt, macht folglich Schulden. In der Anleihe ist festlegt, dass das geliehene Geld zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. am Ende der Laufzeit, zurückgezahlt werden muss. Als Gegenleistung für das Verleihen des Geldes an den Herausgeber (Anleiheschuldner) bekommen die Inhaber der Anleihen (die Anleihegläubiger) Zinsen bezahlt.

Eine Sonderform sind Kriegsanleihen, die speziell zur Kriegsfinanzierung ausgegeben werden. Hiermit wurde im Deutschen Reich ein Großteil der Kosten des Ersten Weltkriegs finanziert.

Kriegsanleihe
→ Schaue nach beim Wort Anleihe

Notenbank
→ Schaue nach beim Wort Zentralbank

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Staatsanleihen
→ Schaue nach beim Wort Anleihe

Staatshaushalt
Der Staatshaushalt (auch: öffentlicher Haushalt) umfasst alle Einnahmen und Ausgaben, die ein Staat in einer bestimmten Zeit hat. In Deutschland stellt das Finanzministerium den Staatshaushalt in einem Haushaltsplan zusammen. Man spricht synonym auch vom Budget bzw. Etat. In der Kurzform sagt man oft nur „Haushalt“. Damit können auch die Finanzen einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Bundeslandes gemeint sein.

Zentralbank

Eine Zentralbank ist diejenige Institution, die für das Sichern der Kaufkraft, die Funktionsfähigkeit des Geldwesens und für die entsprechenden geldpolitischen Maßnahmen zuständig ist. Die Zentralbank ist in der Regel die einzige Institution, die offizielles Bargeld (insbesondere Banknoten) herausgeben darf. Daher wird oftmals auch der Begriff „Notenbank“ genutzt. Heutzutage sind Zentralbanken in vielen Ländern unabhängig von politischen Weisungen. Hierdurch können sich Zentralbanken besser darauf konzentrieren, frei von politischer Einflussnahme dauerhaft für stabiles und somit kaufkräftiges Geld zu sorgen.



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Krisenjahr & Währungsreform 1923

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Der Weg ins Krisenjahr 1923

Die Weimarer Republik als Demokratie musste sich schon in ihren Anfangsjahren gegen Angriffe von extrem rechten und extrem linken Gruppierungen wehren. Es kam zu militärischen Aufständen und Putschversuchen innerhalb des Deutschen Reichs. Nach der Niederschlagung dieser Aufstände beruhigte sich die politische Situation. Die massiven finanziellen Probleme des Staates blieben aber bestehen. Dieses war durch die Kosten des Krieges sowie dessen Folgekosten und die zu leistenden Reparationen an die Siegermächte verursacht worden. Deshalb mussten die verantwortlichen Politiker einen Weg finden, das Defizit im Staatshaushalt abzubauen.

Unter Finanzminister Matthias Erzberger wurde eine Finanzreform durchgeführt, die ab 1919/1920 dem Deutschen Reich die Finanzhoheit übertrug. Mit der sogenannten Erzbergerschen Reform wurden das Steuerwesen und die Finanzverwaltung vereinheitlicht und eine einheitliche Einkommenssteuer eingeführt. Außerdem wurde von allen Steuerpflichtigen ein „Reichsnotopfer“ erhoben. Die Steuereinnahmen des Deutschen Reichs stiegen so stark an, dass damit die laufenden Staatsausgaben zeitweilig gedeckt werden konnten.

Am 5. Mai 1921 legte die Reparationskommission der Siegermächte der deutschen Regierung das sogenannte Londoner Ultimatum vor, das die Zahlung von umgerechnet 132 Milliarden Goldmark verlangte. Die Reichsregierung trat zurück, weil sie das Ultimatum nicht annehmen wollte. Eine neue Regierung unter Reichskanzler Joseph Wirth nahm die Forderungen zwar an, jedoch nur, um zu beweisen, dass Deutschland diese nicht erfüllen konnte. Doch dieses Vorgehen lehnten vor allem rechte Gruppierungen ab. Der Hass der Republikfeinde ging so weit, dass Rechtsradikale am 26. August 1921 einen tödlichen Anschlag auf den ehemaligen Finanzminister Erzberger verübten. Am 24. Juni 1922 wurde auch Außenminister Walther Rathenau von Rechtsradikalen ermordet.

Die Unruhen und besonders der Mord an Rathenau beschädigten international das Ansehen Deutschlands. Im Ausland bezweifelten Anleger jetzt, dass Deutschland seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommen würde, was zur Geldentwertung der Mark, d. h. zu einer verstärkten Inflation führte.
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Matthias Erzberger war von 1919 bis 1920 Reichsfinanzminister der Weimarer Republik. Während seiner Amtszeit führte er ein Steuersystem ein, dessen Prinzipien das Steuerrecht in Deutschland bis heute prägen. Erzberger war außerdem einer der wichtigsten Delegierten beim Abschluss des Waffenstillstands in Compiègne (Frankreich) am Ende des Ersten Weltkriegs, denn er unterschrieb das entsprechende Abkommen.
Da viele Menschen die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg nicht anerkennen wollten, wurde Erzberger von diesen Personen zum Vaterlandsverräter erklärt. Am 26. August 1921 wurde er während seines Urlaubs im Schwarzwald im Auftrag der nationalistischen, antisemitischen und terroristischen Geheimorganisation Consul erschossen.

Audio: SWR2 Wissen | Märtyrer der Weimarer Republik. Der Politiker Matthias Erzberger
(Produktion: SWR 2014 / Regie: Pia Fruth / Redaktion: Udo Zindel)

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Während des Ersten Weltkrieges beschaffte sich Deutschland die erforderlichen Finanzmittel zur Führung des Kriegs vor allem durch Kredite. Nach dem Krieg musste der Staat enorme Anstrengungen erbringen, um die aufgenommenen Schulden mit hohen Zinsen zurückzuzahlen. Dies führte zu einer großen finanziellen Lücke, einem sogenannten Defizit, im Staatshaushalt.

Unter Experten wurden verschiedene Modelle diskutiert, um in den Staatsfinanzen Einnahmen und Ausgaben wieder in Übereinstimmung zu bringen. Letztlich blieb aber der Reichsregierung keine andere Möglichkeit, als weitere Schulden aufzunehmen. Das durch die Finanzreform angestrebte Ziel, den Staatshaushalt auszugleichen, wurde nicht dauerhaft erreicht. Das Problem des Defizits im Staatshaushalt blieb somit bestehen und trieb die Inflation weiter voran. Dies führte in der Folge auch dazu, dass die Steuerpflichtigen ihre Zahlungen so lange hinauszögerten, bis diese durch die Inflation deutlich an Wert verloren hatten.

Der Mord an Außenminister Walther Rathenau im Juni 1922 wurde international als Zeichen der politischen Instabilität Deutschlands gewertet. Während in den Anfangsjahren der Weimarer Republik ausländische Investoren noch Vertrauen in die Mark und in die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hatten, kam es im Laufe der 1920er-Jahre zu immer weniger Investitionen in Deutschland. Der Wechselkurs gegenüber anderen Währungen brach ein und auch im Inland büßte die Mark nach und nach ihre Geldfunktionen ein. Die deutsche Bevölkerung verlor ihr Vertrauen in die eigene Währung. Die Inflation nahm immer dramatischere Ausmaße an.

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Als Tausch- und Zahlungsmittel erleichtert Geld den direkten Austausch von Waren und Dienstleistung. Es ermöglicht außerdem die Vergabe von Krediten.

Geld als Recheneinheit ermöglicht, den Wert von Waren und Dienstleistungen schnell und einfach miteinander zu vergleichen.

Bei Geld ist es wichtig, dass es über lange Zeit seinen Wert behält, sodass Sparen möglich ist. Geld muss darum haltbar und wertbeständig sein.

Quelle:
Bundesbank, 2022. Geld und Geldpolitik. Kapitel 1 – Funktionen und Formen des Geldes, S. 10.

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Die Alliierten betrachteten die inflationäre Entwicklung in Deutschland mit Sorge. Sie forderten daher Deutschland auf, die Währung durch entsprechende wirtschaftspolitische Maßnahmen zu stabilisieren. Hierfür gab es von Deutschland und den Alliierten Mitte des Jahres 1922, als die Inflation sich langsam zur Hyperinflation entwickelte, unterschiedliche Vorschläge.

In Deutschland sah man die Belastungen durch die
Reparationen als untragbar an und führte den Wertverlust der Mark darauf zurück. Um die Inflation einzudämmen, schlug die deutsche Politik deshalb vor, die geforderte Summe an Reparationen zu mindern. Außerdem forderte Deutschland, in den USA Kredite aufnehmen zu dürfen, um damit die laufenden Reparationszahlungen bedienen zu können. Die Alliierten waren uneinig, wie sie mit den deutschen Forderungen umgehen sollten. Vor allem Frankreich beharrte auf Zahlung der Reparationen. Als Deutschland mit seinen Reparationszahlungen im Dezember 1922 in Rückstand geriet, marschierten am 11. Januar 1923 französische und belgische Truppen in das Ruhrgebiet ein, um die Reparationsforderungen eigenständig einzutreiben. Die deutsche Regierung rief zum passiven Widerstand, dem sogenannten Ruhrkampf, auf. Sie zahlte den Industriearbeitern Unterstützungszahlungen, wenn sie der Arbeit fernblieben. Auch die Gehälter der Beamten wurden weiterbezahlt und der Staat bewahrte Unternehmen durch Sonderzahlungen vor dem Bankrott.

Mit dem Ruhrkampf fielen die Steuereinnahmen aus der wichtigsten industriellen Region Deutschlands weg. Zudem kosteten die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen das Deutsche Reich weiteres Geld, was die Inflation nochmals beschleunigte. Die Reichsregierung verlor jetzt völlig die Kontrolle über den Wert des Geldes.

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Belgische und französische Truppen besetzen das Ruhrgebiet, um die Reparationsleistungen sicherzustellen.
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„Nein! Ihr zwingt mich nicht!“ – Propagandaplakat zum passiven Widerstand im Ruhrgebiet gegen belgische und französische Truppen

11.01.1923: Französische und belgische Truppen besetzen das Ruhrgebiet
(Produktion: SWR 2018 / Regie: Josef Karcher / Redaktion: Ursula Wegener)

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„Hände weg vom Ruhrgebiet!“

Ein Propagandaplakat der Kulturliga Berlin gegen die Ruhrbesetzung im Jahr 1923

Die Frau mit dem irren Blick ist Marianne. Sie ist die symbolische Verkörperung Frankreichs. Zu erkennen ist sie an der roten Jakobinermütze. Die Mütze war in der Französischen Revolution ein Symbol für eine demokratische Einstellung und stand als Zeichen für Freiheit und Unabhängigkeit. An der Mütze ist ein weiteres Erkennungsmerkmal angebracht: die Kokarde. Es ist ein kreisförmiges Hoheitszeichen in den französischen Nationalfarben. Die Darstellung der Marianne auf diesem Plakat soll Frankreich verhöhnen, weil es (gemeinsam mit Belgien) das Ruhrgebiet okkupierte.

Das Gewehr in Mariannes Hand steht für die militärische Besetzung des Ruhrgebiets.

Marianne greift gierig nach den Industrieanlagen im Ruhrgebiet.

Bei dem Helm handelt es sich um den Adrian-Stahlhelm der französischen Armee, der Marianne in ihrer Gier offensichtlich vom Kopf gefallen ist.

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Die Mark war weiter gesetzliches Zahlungsmittel, aber sie verlor seit dem Sommer 1922 nach und nach ihre Funktionen als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel. Spätestens ab dem Sommer 1923 waren viele Güter nur noch im Tausch gegen ausländische Währungen, Wertgegenstände oder andere begehrte Waren erhältlich. Die Wirtschaft kam zum Erliegen, die Arbeitslosigkeit stieg seit dem Herbst 1922 und nahm im Jahr 1923 krisenhafte Ausmaße an. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlten sich vom Staat im Stich gelassen und mussten um ihre nackte Existenz kämpfen, denn Sozialleistungen nach heutigen Maßstäben gab es damals nicht.

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Aufgrund der Inflation musste die Polizei den Menschenandrang vor einer Berliner Verkaufsstelle des städtischen Butterverkaufs beaufsichtigen. Ein Pfund Butter war für 68 Mark erhältlich.
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Hyperinflation
Als Hyperinflation wird eine extreme Form der Inflation bezeichnet, bei der die Güterpreise rasend schnell steigen (Faustregel: Inflationsrate von mehr als 50 % pro Monat). In einer solchen Situation ist rasant immer mehr Geld im Umlauf, weshalb die Kaufkraft dramatisch schnell sinkt. In einer Hyperinflation wollen viele Menschen möglichst rasch ihr Geld ausgeben, bevor die Preise noch weiter steigen. Hierdurch wird die Nachfrage noch größer, was die Preise zusätzlich steigen lässt. In Deutschland kam es in den Jahren 1922 und 1923 zu einer Hyperinflation.

Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.

Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten beschreiben alle Ausgaben, die man im täglichen Leben tätigt. Dazu gehören Dinge wie Essen, Kleidung, Wohnungsmiete, Fahrkarten und andere grundlegende Bedürfnisse. Es sind die Kosten, die regelmäßig gezahlt werden müssen, um sich selbst oder die Familie zu versorgen und ein angemessenes Leben zu führen.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Reparationskommission
→ Schaue nach beim Wort Reparationen

Staatshaushalt
Der Staatshaushalt (auch: öffentlicher Haushalt) umfasst alle Einnahmen und Ausgaben, die ein Staat in einer bestimmten Zeit macht. In Deutschland stellt das Finanzministerium den Staatshaushalt in einem Haushaltsplan zusammen. Man spricht synonym auch vom Budget bzw. Etat. In der Kurzform sagt man oft nur „Haushalt“. Damit können auch die Finanzen einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Bundeslandes gemeint sein.
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Leben in der Hyperinflation des Jahres 1923

Schon ab Herbst 1922 hatte die Mark die drei Funktionen des Geldes weitgehend verloren. Sie war immer weniger als Zahlungsmittel, als Wertaufbewahrungsmittel und als Recheneinheit zu gebrauchen. Nur wer sich frühzeitig entschlossen hatte, sein erspartes Geld in ausländische Währung – vorzugsweise in US-Dollar – umzutauschen, konnte dies zu einem akzeptablen Kurs tun.

Die Mark wurde bald als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptiert. So weigerten sich unter anderem Landwirte, ihre Produkte gegen Zahlung in Mark zu verkaufen. Dies führte zu Versorgungsproblemen. Die Löhne und Gehälter wurden hingegen weiterhin in Mark ausgezahlt. Die Menschen waren also darauf angewiesen, mit diesem Geld ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, was jedoch immer schwieriger wurde.

Vom Sommer 1923 bis Mitte November 1923 nahm die Hyperinflation schwindelerregende Ausmaße an. Die Kaufkraft der Mark fiel ins Bodenlose. Die Reichsbank musste immer mehr Firmen mit dem Druck von Banknoten beauftragen, auf denen Zahlen mit immer mehr Nullen aufgedruckt waren. Die Geldscheine wurden in Wäschekörben transportiert. Da die Reichsbank und die beauftragten Firmen mit dem Druck von Banknoten nicht mehr nachkamen, mussten Städte, Gemeinden und Firmen Notgeld ausgeben.

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Produktion: ZDF / Terra X / F. Siegwart / David da Cruz / Maximilian Heß

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Fünf Reichsmark aus dem Jahr 1917 vs. eine Million Reichsmark aus dem Jahr 1923

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Auch wenn die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in immer kürzeren Abständen erhöht wurden, hielten sie nicht mit den rasanten Preissteigerungen für Waren und Dienstleistungen Schritt. Die Reallöhne – also die Menge an Gütern, die man sich für sein Arbeitseinkommen kaufen konnte – sanken bis auf 44 % des Vorkriegsniveaus ab, die Gehälter von Beamten bis auf 40 %. Die Verzweiflung vieler Menschen war groß. Weite Teile der Bevölkerung verarmten, vor allem die unteren Einkommensschichten, aber auch Arbeitslose und Rentner.

Die Einkünfte der unteren Einkommensbezieher lagen schon bald unter dem Existenzminimum. Angesichts des Wertverfalls des Geldes wurden die Löhne schließlich täglich ausbezahlt. Jeder versuchte, so schnell wie möglich das Geld auszugeben und Güter für den täglichen Bedarf einzukaufen. Schlangen vor Geschäften gehörten in dieser Zeit zum Alltagsbild in Deutschland. Die Währungskrise wurde zu einer Versorgungskrise. Güter aus dem Ausland waren angesichts des
Wechselkurses der Mark unbezahlbar – es sei denn, man verfügte über ausländisches Geld.

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Symbolbild der Hyperinflation 1923: Kinder spielen mit wertlosen Banknoten

Hildegard C. berichtet, wie sie als junges Mädchen die Hyperinflation 1923 erlebte.

Der Audiobeitrag wurde einem biographischen Interview entnommen, das Dietmar Ebert 1999 mit Hildegard C. in Weimar führte und tontechnisch aufzeichnete.

Dietmar Ebert, Verein für Kultur, Kunst und Kommunikation (KuKuK e.V.) Jena.

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Zu den Verlierern der Inflation gehörten alle Menschen, die kein materielles Vermögen, sondern ausschließlich Ersparnisse in Mark und ein festes Einkommen hatten. Zu den Gewinnern zählten alle, die Sachvermögen hatten und Ersparnisse in ausländischer Währung (Devisen) besaßen. Gewinner waren auch diejenigen, die sich verschuldet hatten oder die Entwicklung vorausahnten und auf Kredit Sachwerte wie Immobilien, Unternehmen oder dauerhafte Konsumgüter kauften. Dazu zählte insbesondere der Großindustrielle Hugo Stinnes. Er kaufte auf Kredit andere Unternehmen auf. Waren die Kredite fällig, galt der Grundsatz „Mark = Mark“. Aufgrund der hohen Inflation waren diese in realer Betrachtung nur noch einen Bruchteil dessen wert, was sie den Unternehmer bei Aufnahme der Kredite gekostet hatten. Auch viele Landwirte konnten alte Schulden nun mit wertlosem Papiergeld bedienen. Ihre Höfe waren jetzt schuldenfrei.

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Eine gut gekleidete Frau spendet einem bettelnden und kriegsverletzten Mann etwas Geld.
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Führende Politiker in Deutschland glaubten, dass die katastrophalen Auswirkungen der Inflation den Siegermächten des Ersten Weltkriegs deutlich machen würden, dass Deutschland die Reparationszahlungen nicht leisten könnte. Verhandlungen mit den Alliierten führten jedoch nicht zu den erhofften Zugeständnissen in der Reparationsfrage.
Die Reichsregierung unter Reichskanzler Wilhelm Cuno und die
Reichsbank unternahmen im Frühjahr 1923 unter Rückgriff auf Gold- und Devisenvorräte der Reichsbank Stützungskäufe, um den Wechselkurs der Mark zu stabilisieren. Diese Maßnahme kam aber zu spät und zeigte nur kurzfristig eine gewisse Wirkung. Die deutsche Regierung fand keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation, so dass Cuno am 12. August 1923 zurücktreten musste.

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Reichskanzler Wilhelm Cuno hält eine Rede im Reichstag der Weimarer Republik.

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Glossar

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Hyperinflation
Als Hyperinflation wird eine extreme Form der Inflation bezeichnet, bei der die Güterpreise rasend schnell steigen (Faustregel: Inflationsrate von mehr als 50 % pro Monat). In einer solchen Situation ist rasant immer mehr Geld im Umlauf, weshalb die Kaufkraft dramatisch schnell sinkt. In einer Hyperinflation wollen viele Menschen möglichst rasch ihr Geld ausgeben, bevor die Preise noch weiter steigen. Hierdurch wird die Nachfrage noch größer, was die Preise zusätzlich steigen lässt. In Deutschland kam es in den Jahren 1922 und 1923 zu einer Hyperinflation.

Notgeld
Notgeld ist eine besondere Form des Bargelds, das verwendet wird, wenn ein Mangel an offiziellen Münzen oder Banknoten besteht. Es wird meist in Krisensituationen oder während wirtschaftlicher Schwierigkeiten herausgegeben und auch nur – wenn überhaupt – für eine bestimmte Zeit oder an einem bestimmten Ort von der Bevölkerung akzeptiert.

Reichsbank
Nach der Entstehung des Deutschen Reiches 1871 gründete der neue Staat erstmals eine Zentralbank für ganz Deutschland. Die Reichsbank nahm ihre Arbeit am 1. Januar 1876 auf. Ihre wichtigsten Aufgaben bestanden in der Geldpolitik, der Ausgabe von Banknoten und der Erleichterung des Zahlungsverkehrs. Die Reichsbank war in ihren geldpolitischen Entscheidungen nicht unabhängig, sondern unterstand der Aufsicht der Reichsregierung. Nach der Hyperinflation 1922/23 erhielt die Reichsbank 1924 eine neue gesetzliche Basis und wurde geldpolitisch unabhängig von der Regierung. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde diese Unabhängigkeit wieder rückgängig gemacht. Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 brach die Reichsbank zusammen.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Reparationszahlungen
→ Schaue nach beim Wort Reparationen

Stützungskauf
Ein Stützungskauf beschreibt allgemein den Kauf eines Gutes, der dazu dient, für dieses einen bestimmten Mindestpreis sicherzustellen. Im Kontext mit Währungen ist hiermit gemeint, dass eine Zentralbank versucht, den Wechselkurs und somit den Außenwert der eigenen Währung zu stützen bzw. zu stärken. Um dies zu erreichen, kauft sie auf dem Devisenmarkt eigene Währung im Tausch gegen fremde Währung. Stützungskäufe können getätigt werden, wenn die eigene Währung an Wert verliert und es Bedenken gibt, dass dies negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnte.

Wechselkurs
Ein Wechselkurs ist der Preis einer Währung ausgedrückt in Einheiten einer anderen Währung. Mit anderen Worten: Der Wechselkurs beschreibt das Tauschverhältnis zweier Währungen zueinander. Zum Beispiel gibt der Wechselkurs zwischen dem Euro (EUR) und dem US-Dollar (USD) an, wie viele US-Dollar man für einen Euro bekommt.




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Die Währungsreform stabilisiert die wirtschaftliche Lage

Die neue Reichsregierung unter Reichskanzler Gustav Stresemann unternahm ab dem 13. August 1923 erste Schritte, die zur Währungsreform führten. Stresemann suchte die Verständigung mit den Alliierten und beendete den passiven Widerstand im Ruhrgebiet. Mitte Oktober errichtete die deutsche Regierung die Rentenbank. Mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 gelang es schließlich, die
Hyperinflation zu beenden. Eine Billion Mark entsprach einer Rentenmark.

Die Menschen vertrauten der neuen Währung, weil ihr Volumen strikt begrenzt war. Hinzu kam, dass ihr Wert durch eine
Grundschuld abgesichert wurde. Diese Grundschuld wurde über den landwirtschaftlich und gewerblich genutzten Boden des Deutschen Reichs gedeckt.

Der Staat profitierte von der Währungsreform: Seine gesamten Kriegsschulden in Höhe von 154 Milliarden Mark beliefen sich nach der Währungsumstellung am 15. November 1923 auf gerade einmal 15,4 Pfennige der Rentenmark. Aber wichtige Fragen, wie z. B. der Umgang mit den in ausländischer Währung (Devisen) zu leistenden Reparationszahlungen, blieben zunächst ungeklärt.

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Die Kosten des passiven Widerstandes belasteten die bereits sehr angespannten Reichsfinanzen stark. Die Inflation verstärkte sich täglich und die Ernährungslage verschlechterte sich dramatisch, u. a., weil ausländische Währungen (Devisen) zum Import von Lebensmitteln fehlten. Der neue Reichskanzler Gustav Stresemann erkannte schnell, dass nur durch eine Veränderung des politischen Vorgehens ein Ausweg aus der verfahrenen Situation zu schaffen sei. Deshalb beendete Stresemann am 26. September 1923 den passiven Widerstand im Ruhrgebiet und gab damit den Forderungen aus Frankreich nach. Dies bereitete den Boden für eine neue Verständigungspolitik mit den Alliierten und für die von Stresemann angestrebte Währungsreform.

Stresemanns Schritt löste bei den extremen Gruppen des politischen Spektrums heftige Proteste aus. In verschiedenen Gebieten des Deutschen Reichs gab es separatistische Bestrebungen: Im besetzten Rheinland wurde die „Rheinische Republik“ ausgerufen, auch in Sachsen und Thüringen gab es separatistische Tendenzen. Adolf Hitler und seine Anhänger versuchten am 9. November 1923 mit einem Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle die Staatsgewalt an sich zu reißen. Der Umsturz- bzw. Putschversuch der Nationalsozialisten konnte jedoch rechtzeitig beendet werden.

All diese Versuche militanter Gruppen zeigten, dass eine Währungskrise nicht nur das Vertrauen in die Währung, sondern auch das Vertrauen in das politische System aushöhlen kann.
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„Die Weimarer Republik I Das Krisenjahr 1923“ hochgeladen am 15. März 2018 von „MrWissen2go Geschichte | Terra X"

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Bei der Vorbereitung auf die Währungsreform im Herbst 1923 war allen Beteiligten klar, dass der Umlauf der neuen Währung begrenzt und durch Gegenwerte gedeckt sein musste, um das Vertrauen der deutschen Bevölkerung zurückzugewinnen. Es gab Stimmen, die eine Rückkehr zum Goldstandard forderten. Aber eine andere Lösung setzte sich durch.

Am 15. Oktober 1923 erließ die Reichsregierung die „Verordnung über die Errichtung der Deutschen Rentenbank“. Die Deutsche Rentenbank erhielt das Recht, eine neue Währung, die Rentenmark, auszugeben. Die Geldmenge der neuen Währung war strikt auf 3,2 Milliarden Rentenmark begrenzt. Der Wert der Rentenmark war durch Grundschulden auf alle wirtschaftlich genutzten Grundstücke sowie Schuldverschreibungen von Gewerbebetrieben gedeckt.

Am 15. November trat die neue Währungsordnung in Kraft und am 16. November wurden die ersten Rentenmarkscheine durch die Rentenbank ausgegeben. Zugleich wurde die Kreditvergabe der Reichsbank an die Regierung gestoppt.
Die Währungsreform sorgte dafür, dass fortan 1 Billion Mark einer Rentenmark entsprach. Mit diesem Umrechnungskurs blieben die bisherigen Papiermarkscheine noch eine Zeit lang im Umlauf. Der Wechselkurs des Dollars stabilisierte sich bei 1 US-Dollar = 4,2 Rentenmark. Die Reichsbank sorgte durch
Stützungskäufe dafür, dass dieser Kurs stabil blieb.

Die strikte Begrenzung der Geldmenge, die Absicherung der Währung durch Gegenwerte, und die Stabilisierung des Wechselkurses waren die Voraussetzungen dafür, dass die neue Währung allgemein als wertbeständiges Zahlungsmittel akzeptiert wurde.

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Warteschlage vor einer Ausgabestelle der Rentenmark in Berlin.
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Das Einlenken der Regierung Stresemann gegenüber Frankreich und die erfolgreiche Währungsreform ebneten den Weg für eine Neuverhandlung der Reparationen. Die Alliierten einigten sich darauf, eine internationale Expertenkommission einzusetzen. Der Vorsitzende war der US-Amerikaner Charles G. Dawes. Nach ihm wurde die Kommission und der von ihr ausgearbeitete Plan benannt. Die Expertenkommission veröffentlichte am 9. April 1924 einen neuen Finanzierungsplan für die Reparationen. Er sah vor, die Zahlungen von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Deutschen Reichs abhängig zu machen.

Mit dem Dawes-Plan waren zudem eine Reform der Reichsbank und die Einführung der Reichsmark als neues gesetzliches Zahlungsmittel verbunden. Die Reichsbank wurde eine von der deutschen Regierung unabhängige Zentralbank. Sie durfte dem Staat nur noch eng begrenzt Kredite geben. Zudem musste sie dafür sorgen, dass das umlaufende Papiergeld zu 40 Prozent durch Gold und Devisen gedeckt war. Das Münzgesetz vom 30. August 1924 führte zusätzlich zur Rentenmark die Reichsmark als neues gesetzliches Zahlungsmittel ein. Eine Reichsmark entsprach dabei einer Rentenmark.

Die Währungsreform und der Dawes-Plan sorgten für ein Ende des „Inflationsjahrzehnts“, das mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 begonnen hatte.

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Reichskanzler Gustav Stresemann unterzeichnet den Dawes-Plan
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Die Geschichte des Dawes-Plans

© WDR 2014 | WDR 2 Stichtag | 9. April 2014 | Autorin: Edda Dammmüller

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Auf die Währungsreform folgte eine Phase, in der sich die Weimarer Republik wirtschaftlich erholen und politisch stabilisieren konnte. Die neue Reichsmark erwies sich als vertrauenswürdige, kaufkräftige Währung. Deutschland wurde international wieder kreditwürdig und zog neue Investitionen aus dem Ausland an. Die Wirtschaft erholte sich erstaunlich schnell von der Krise, die Arbeitslosigkeit sank auf ein geringes Niveau. Das stabile Geld erfüllte wieder seine Funktionen. Das Warenangebot stieg und neue Konsumgüter veranlassten die Menschen zum Kauf. Die Steuereinnahmen wuchsen und Deutschland hatte nach vielen Jahren mit zum Teil hohen Defiziten wieder einen ausgeglichenen Staatshaushalt.
Aufgrund dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklungen nach der Währungsreform 1923 wird die Zeit von 1924 bis 1929 auch die „Goldenen Zwanziger“ genannt.
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Glossar

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Anleihe
Wenn Unternehmen oder Staaten Geld benötigen, können sie Anleihen herausgeben (auch Schuldverschreibungen genannt). Investoren, Banken und auch Bürgerinnen und Bürger können diese Anleihen kaufen und somit dem Herausgeber der Anleihe ihr Geld leihen. Eine Anleihe herauszugeben, bedeutet wirtschaftlich letztlich also nichts anderes, als einen Kredit aufzunehmen. Wer eine Anleihe ausgibt, macht folglich Schulden. In der Anleihe ist festlegt, dass das geliehene Geld zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. am Ende der Laufzeit, zurückgezahlt werden muss. Als Gegenleistung für das Verleihen des Geldes an den Herausgeber (Anleiheschuldner) bekommen die Inhaber der Anleihen (die Anleihegläubiger) Zinsen bezahlt.

Eine Sonderform sind Kriegsanleihen, die speziell zur Kriegsfinanzierung ausgegeben werden. Hiermit wurde im Deutschen Reich ein Großteil der Kosten des Ersten Weltkriegs finanziert.

Goldstandard
Der Goldstandard ist eine Währungsordnung, in der sich der Wert einer Währungseinheit in einer bestimmten Menge an Gold bemisst. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass unmittelbar Goldmünzen als Geld im Umlauf sind. Es ist jedoch auch möglich, dass stattdessen eine staatliche Garantie besteht, die umlaufende Währung in einem festgelegten Verhältnis in Gold umtauschen zu können. Denkbar ist auch, dass das umlaufende Geld zwar nicht direkt in Gold getauscht werden kann, jedoch in eine andere Währung, die selbst einen Goldstandard nutzt.

Grundschuld
Wenn ein Grundstückseigentümer einen größeren Kredit bei einer Bank aufnimmt, lässt sich die Bank im Gegenzug oftmals ein Verwertungsrecht an dem Grundstück einräumen (Grundschuld). Das heißt, dass das Grundstück quasi zu einem „Pfand" in der Hand der Bank wird. Falls der Kreditnehmer das geliehene Geld nicht zurückzahlt, kann die Bank das Grundstück verkaufen. Durch den Verkaufserlös kann sie sich den verliehenen Kreditbetrag zurückholen.

Hyperinflation
Als Hyperinflation wird eine extreme Form der Inflation bezeichnet, bei der die Güterpreise rasend schnell steigen (Faustregel: Inflationsrate von mehr als 50 % pro Monat). In einer solchen Situation ist rasant immer mehr Geld im Umlauf, weshalb die Kaufkraft dramatisch schnell sinkt. In einer Hyperinflation wollen viele Menschen möglichst rasch ihr Geld ausgeben, bevor die Preise noch weiter steigen. Hierdurch wird die Nachfrage noch größer, was die Preise zusätzlich steigen lässt. In Deutschland kam es in den Jahren 1922 und 1923 zu einer Hyperinflation.

Reichsbank
Nach der Entstehung des Deutschen Reiches 1871 gründete der neue Staat erstmals eine Zentralbank für ganz Deutschland. Die Reichsbank nahm ihre Arbeit am 1. Januar 1876 auf. Ihre wichtigsten Aufgaben bestanden in der Geldpolitik, der Ausgabe von Banknoten und der Erleichterung des Zahlungsverkehrs. Die Reichsbank war in ihren geldpolitischen Entscheidungen nicht unabhängig, sondern unterstand der Aufsicht der Reichsregierung. Nach der Hyperinflation 1922/23 erhielt die Reichsbank 1924 eine neue gesetzliche Basis und wurde geldpolitisch unabhängig von der Regierung. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde diese Unabhängigkeit wieder rückgängig gemacht. Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 brach die Reichsbank zusammen.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Reparationszahlungen
→ Schaue nach beim Wort Reparationen

Staatshaushalt
Der Staatshaushalt (auch: öffentlicher Haushalt) umfasst alle Einnahmen und Ausgaben, die ein Staat in einer bestimmten Zeit hat. In Deutschland stellt das Finanzministerium den Staatshaushalt in einem Haushaltsplan zusammen. Man spricht synonym auch vom Budget bzw. Etat. In der Kurzform sagt man oft nur „Haushalt“. Damit können auch die Finanzen einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Bundeslandes gemeint sein.

Schuldverschreibungen
→ Schaue nach beim Wort Anleihe

Stützungskauf
Ein Stützungskauf beschreibt allgemein den Kauf eines Gutes, der dazu dient, für dieses einen bestimmten Mindestpreis sicherzustellen. Im Kontext mit Währungen ist hiermit gemeint, dass eine Zentralbank versucht, den Wechselkurs und somit den Außenwert der eigenen Währung zu stützen bzw. zu stärken. Um dies zu erreichen, kauft sie auf dem Devisenmarkt eigene Währung im Tausch gegen fremde Währung. Stützungskäufe können getätigt werden, wenn die eigene Währung an Wert verliert und es Bedenken gibt, dass dies negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnte.

Wechselkurs
Ein Wechselkurs ist der Preis einer Währung ausgedrückt in Einheiten einer anderen Währung. Mit anderen Worten: Der Wechselkurs beschreibt das Tauschverhältnis zweier Währungen zueinander. Zum Beispiel gibt der Wechselkurs zwischen dem Euro (EUR) und dem US-Dollar (USD) an, wie viele US-Dollar man für einen Euro bekommt.

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Historische Einführung

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Der Zweite Weltkrieg kostete über 60 Millionen Menschen das Leben. Sechs Millionen Jüdinnen und Juden sowie hunderttausende Menschen ethnischer, religiöser oder politischer Minderheiten fielen der systematischen Vernichtung durch die Nationalsozialisten zum Opfer.

Am Ende des Krieges 1945 bot Deutschland ein Bild großflächiger Kriegsschäden. In den großen Städten war mehr als die Hälfte des Wohnraums zerstört, viele Menschen lebten in Trümmern. Durch zerstörte Brücken oder Schienen waren Verkehrswege vielfach blockiert, was die Versorgung erschwerte. Die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlebten viele Deutsche daher als Phase von großer Not und Hunger. Der unmittelbare Grund für diese Schwierigkeiten lag in der totalen Niederlage nach dem selbst begonnenen Krieg und der damit einhergehenden Verwüstung von Land und Gesellschaft. Doch die Ursachen für die Notlage reichten noch weiter zurück.

Zu dem Nachkriegselend hatte indirekt auch die schuldenfinanzierte Aufrüstungs- und Kriegspolitik der NS-Regierung (Kurzform für: nationalsozialistische Regierung) seit Mitte der 1930er-Jahre beigetragen. Charakteristisch für diese Politik war nämlich, dass sie mit massiv steigender Staatsverschuldung finanziert wurde. Das Ziel der NS-Regierung war es jedoch, diese Staatsverschuldung bestmöglich zu verbergen. Auch sollte die damit einhergehende Inflationsgefahr vordergründig mit Preiskontrollen gebannt werden. Der Grund für diese Vertuschungspolitik lag in der Sorge der Bevölkerung. Denn bei den Bürgerinnen und Bürgern war die Erinnerung an den Verlust des Sparvermögens durch die wertlos gewordenen Kriegsanleihen während des Ersten Weltkriegs bzw. durch die
Hyperinflation 1923
noch lebendig.

Erst nach Kapitulation und Kriegsende zeigte sich das enorme Ausmaß der Staatsverschuldung. Diese Schuldenlast erschwerte es in der Nachkriegszeit massiv, die Bevölkerung auch nur mit dem Nötigsten zu versorgen. Im sogenannten Hungerwinter zwischen den Jahren 1946 und 1947 waren Lebensmittel und Rohstoffe so knapp, dass auch die Zwangsbewirtschaftung und Rationierung mittels Bezugskarten keine ausreichende Versorgung gewährleisten konnte. Zudem war das Vertrauen in die Währung geschwunden, während der Schwarzmarkt und der Tauschhandel blühten.
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Glossar

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Schwarzmarkt
Der Begriff „Schwarzmarkt“ bezeichnet einen Markt, auf dem Menschen – außerhalb der bestehenden Rechtsordnung – Waren handeln. Hierbei kann es sich zum Beispiel um den Handel mit verbotenen Gütern (wie illegalen Drogen) drehen. In Krisen- und Mangelzeiten bilden sich Schwarzmärkte jedoch häufig auch für Dinge des täglichen Bedarfs, wenn gleichzeitig staatliche Vorgaben wie z.B. Preiskontrollen oder Rationierungen vorliegen. Auf dem Schwarzmarkt werden dann Waren gehandelt, die aufgrund der staatlichen Restriktionen auf dem regulären Markt oftmals gar nicht mehr angeboten werden. Auf dem Schwarzmarkt liegen die Preise deutlich höher, da sie sich im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bilden.

Zwangsbewirtschaftung

Die Zwangsbewirtschaftung ist eine wirtschaftliche Maßnahme, bei der die Produktion, die Verteilung und der Verkauf von Waren und Dienstleistungen durch staatliche Behörden streng kontrolliert und geregelt wird. Sie wird oftmals in Zeiten von Krisen oder Kriegen eingesetzt. Die Zwangsbewirtschaftung soll dazu dienen, in Zeiten mangelnder Ressourcen die ausreichende Versorgung der Bevölkerung (und gegebenenfalls der Armee) sicherzustellen. Zwangsbewirtschaftung gab es in Deutschland beispielsweise während des Zweiten Weltkriegs.

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Impressum

Herausgeber
Deutsche Bundesbank
– Ökonomische Bildung –
Wilhelm-Epstein-Straße 14
60431 Frankfurt am Main

Redaktionelle Betreuung
Umgesetzt wird die Internetseite „Von Inflation und Stabilität“ durch die Eduversum GmbH.

Konzept, Projektleitung und Redaktion
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E-Mail: info@eduversum.de

Fachliche Beratung
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Redaktion Ökonomische Bildung, Geldmuseum
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Raum I: Krisenjahr und Währungsreform 1923
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
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Der Weg ins Krisenjahr 1923
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Raum II: Wirtschafts- und Währungskrise nach 1945
Die „geräuschlose“ Kriegsfinanzierung
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Deutschland 1945: Die Folgen des deutschen Eroberungskriegs
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Der „Hungerwinter“ 1946/47 und die Wende in der Besatzungspolitik
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Raum III: Währungsreform 1948 in Ost und West
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
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Die Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen
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Die Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone
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Zwei deutsche Staaten entstehen
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Raum IV: Aus der Geschichte lernen – Die Bundesbank und das Eurosystem
Die deutsch-deutsche Währungsunion

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Von der D-Mark zum Euro
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Die Deutsche Bundesbank und das Eurosystem
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Die „geräuschlose“ Kriegsfinanzierung

Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann die NS-Regierung – das ist die Abkürzung für nationalsozialistische Regierung – mit einem systematischen Umbau von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.

Verfolgen und Ausschalten aller politischen Gegnerinnen und Gegner gingen einher mit dem Beginn einer großangelegten militärischen Aufrüstung. Um all das zu finanzieren, musste sich die Regierung massiv verschulden. Doch das sollte geheim bleiben. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen war es Deutschland seit Ende des Ersten Weltkriegs nicht erlaubt, seine Armee aufzurüsten, denn das hätte den Bruch des Versailler Vertrags bedeutet.
Zum anderen war es das oberste Ziel der NS-Regierung, die Zustimmung der Bevölkerung zur Kriegspolitik zu sichern. Doch den Bürgerinnen und Bürgern war noch sehr präsent, wie sie nach dem Ersten Weltkrieg ihre Sparvermögen durch wertlos gewordene Kriegsanleihen verloren. Auch war die Erinnerung an die dramatischen Folgen der Hyperinflation 1923 noch sehr wach. Die NS-Regierung war daher besorgt, dass eine offensichtliche Staatsverschuldung die eigene Bevölkerung gegen die Regierung hätte aufbringen können.
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Die Weltwirtschaftskrise hatte seit dem Jahr 1929 zu Massenarbeitslosigkeit und Armut geführt. So lag die Arbeitslosenquote in Deutschland im Jahr 1932 bei über 30 %. Nachdem die NS-Regierung Anfang des Jahres 1933 an die Macht kam, startete sie eine Beschäftigungsoffensive, indem sie Arbeitslose zum Arbeitseinsatz verpflichtete und medienwirksam zum Bau von Autobahnen abkommandierte. Zugleich begann ein großes Aufrüstungsprogramm zur Vorbereitung des Kriegs. Es wurde viel Geld investiert, um immer mehr Waffen zu produzieren und Streitkräfte zu rekrutieren.
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„Beginn des Zweiten Weltkriegs | Geschichte Hitlers Blitzkrieg“ hochgeladen am 11. Oktober 2018 von „MrWissen2go Geschichte | Terra X"

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Die steigenden Rüstungsausgaben (von ca. einer Milliarde Reichsmark im Jahr 1933 auf ca. 16 Milliarden Reichsmark im Jahr 1938) wurden über eine verdeckte Staatsverschuldung finanziert. Die damit einhergehende Inflationsgefahr wurde ab 1936 mit einem allgemeinen Lohn- und Preisstopp vordergründig gebannt. Damit legte die NS-Regierung fest, dass die Lohneinkommen und die Preise für Waren ab einem bestimmten Tag für einen längeren Zeitraum nicht erhöht werden durften. Der Grund für diese Vertuschungspolitik lag in der Sorge der Bevölkerung. Dort war nämlich die Erinnerung an den Verlust der Sparvermögen durch die wertlos gewordenen Kriegsanleihen des Ersten Weltkriegs bzw. durch die Hyperinflation 1923 noch lebendig. Daher verschleierte die Regierung die steigende Staatsverschuldung, um die eigene Bevölkerung nicht gegen sich aufzubringen.

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Blick in Produktionshalle der Rheinmetall-Borsig A.G. um 1940.


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Im Jahr 1937 wurde die Reichsbank per Gesetz der Reichsregierung unterstellt. Im Juni 1939, kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde ergänzend ein neues Reichsbankgesetz erlassen. Dieses erlaubte es der Reichsbank von nun an, auf Anweisung Adolf Hitlers direkt Kredite an das Reich zu gewähren. Neuer Reichsbankpräsident wurde der Reichswirtschaftsminister Walter Funk, ein überzeugter Anhänger Hitlers. Wie alle anderen Behörden und Verwaltungen im nationalsozialistischen Staat war nun auch die Reichsbank endgültig „gleichgeschaltet“.

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Jahreshauptversammlung der Deutschen Reichsbank 1944 mit dem Präsidenten der Reichsbank Walther Funk (zweiter von links).
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Warenrationierung

Bereits 1936 wurde als staatlicher Zwangseingriff ein allgemeiner Lohn- und Preisstopp verhängt, um die Kontrolle über die Wirtschaftsabläufe auszubauen. Für die Bevölkerung schienen zunächst die Preise stabil zu bleiben. Kurz vor Kriegsbeginn wurden dann zusätzlich Bezugskarten ausgegeben. Mit dieser lang vorbereiteten Maßnahme sollte die Versorgung der Bevölkerung mit allen wichtigen Gütern sichergestellt werden. So konnte man fortan Nahrungsmittel und Kleidung nur im zugeteilten Umfang erwerben. Es kam also zur staatlich angeordneten Warenrationierung. Auf diese Weise konnte in den ersten Kriegsjahren der Eindruck einer insgesamt befriedigenden Versorgung aufrechterhalten werden. Erst 1942 wurden diese Rationen deutlich gekürzt.

Eisernes Sparen

Parallel zur Warenrationierung warb die NS-Regierung seit 1941 dafür, Geld auf Sparkonten anzulegen. Bei der Aktion „Eisernes Sparen“ wurden Sparkonten staatlich gefördert, indem die festgelegten regelmäßigen Sparbeträge nicht versteuert werden mussten. Anders als beim Kauf von Kriegsanleihen schien das Geld so auf den Sparbüchern und damit im Besitz der Sparerinnen und Sparer zu verbleiben. Allerdings sollten die Spareinlagen frühestens ein Jahr nach Kriegsende ausgezahlt werden. In der Zwischenzeit konnte das Geld vom Reich zur Finanzierung der Rüstungsausgaben genutzt werden. Die wachsende Staatsverschuldung blieb so weiter unbemerkt.

Das Bild zeigt eine Reichskleiderkarte aus dem Zweiten Weltkrieg, die an Jungen zwischen 15 und 18 Jahren ausgegeben wurde.

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Von Anfang an war die Kriegspolitik der NS-Regierung darauf ausgelegt, die zur Kriegsfinanzierung aufgenommene Staatsverschuldung durch anschließendes Ausplündern der eroberten Länder abzutragen. Daher leerte die NS-Regierung in vielen der während des Zweiten Weltkriegs eroberten Länder die Staatskassen, stellte Industriebetriebe unter Zwangsverwaltung, enteignete die Einwohnerinnen und Einwohner teilweise oder vollständig und beschlagnahmte Rohstoffe.

Neben Gold, ausländischer Währung (Devisen) und den Rohstoffen für die industrielle Produktion bemächtigte sich die NS-Regierung in den besetzten Ländern auch großer Mengen Nahrungsmittel, um diese ins Reich zu schaffen. Hiermit sollte die Versorgung der deutschen Bevölkerung gesichert werden. In der Aktennotiz einer Besprechung der Staatssekretäre vom Mai 1941, also noch vor Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion, heißt es ganz offen: „Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.“

Als Teil ihrer Vernichtungspolitik setzte die NS-Regierung aber auch das gezielte Aushungern der Bevölkerung als Waffe ein. Die Stadt Leningrad (heute: St. Petersburg) wurde von der Wehrmacht über zwei Jahre lang – vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 – blockiert. Ausdrückliche Absicht hierbei war es, die Bevölkerung der Stadt verhungern zu lassen. Über eine Million Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt verloren durch die Blockade ihr Leben.

Die NS-Regierung beraubte jedoch nicht bloß die überfallenen Länder. Auch schon im Anschluss an die Pogrome in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden alle Personen im Deutschen Reich, die nach den Nürnberger Rassegesetzen als jüdisch galten, umfassend enteignet.
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Warnung: Das Video enthält historische Bilder von hungernden und notleidenden Menschen. „Erinnerungen einer Überlebenden der Leningrader Blockade“ hochgeladen am 9. September 2021 von „DW Deutsch"

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Glossar

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Bezugskarten
In den 1930er-Jahren griff die Reichsregierung in Deutschland in die Wirtschaft und den Handel ein, indem sie alltägliche Waren rationierte, also deren Bezug staatlich begrenzte. Alle deutschen Bürgerinnen und Bürger erhielten sogenannte Bezugskarten. Je nach ihrem Geschlecht, Alter und Beruf, wurde staatlich festgelegt, wie viel Lebensmittel, Kleidung und andere Dinge einer Person zustanden.

Weltwirtschaftskrise

Die Weltwirtschaftskrise, auch Große Depression genannt, bezeichnet eine schwere wirtschaftliche Krise, die zwischen 1929 und 1933 die ganze Welt betraf. Sie begann am 24. Oktober 1929 mit dem sogenannten „Schwarzen Freitag“. An diesem Tag brachen an der New Yorker Börse die Aktienkurse massiv ein. Unter den Anlegern weltweit machte sich zunehmend Panik breit und mehr und mehr Wirtschaftsbereiche wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Weltwirtschaftskrise war gekennzeichnet von hoher Arbeitslosigkeit, Bankenzusammenbrüchen und einem dramatischen Rückgang der weltweiten Produktion und des globalen Handels. Die Krise hatte auch Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft: Sie führte zu Armut und zu sozialen Unruhen.

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Wirtschafts- und Währungskrise nach 1945

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Deutschland 1945: Die Folgen des deutschen Eroberungskriegs

Die Niederlage der deutschen Armee in der Schlacht von Stalingrad (heute: Wolgograd, Russland) im Januar 1943 war der endgültige Wendepunkt im Kriegsverlauf. Mit der gescheiterten Eroberung der strategisch wichtigen Stadt wurde auch der Vormarsch der deutschen Wehrmacht in Osteuropa gestoppt und der militärische Rückzug begann.

Der Raub von Nahrungsmitteln und die Plünderung von Rohstoffen aus den besetzten Gebieten konnte nicht wie bisher aufrechterhalten werden. Dies führte wiederum zu einer Verknappung der Lebensmittelrationen im Deutschen Reich. Die katastrophale wirtschaftliche Lage wurde zunehmend offensichtlicher.

Vor diesem Hintergrund finanzierte das Deutsche Reich die Fortführung des Krieges und die Versorgung der Bevölkerung durch weitere Schulden und das Drucken neuer Geldscheine.

Nach der deutschen Kapitulation am 7. Mai 1945 trat die bislang versteckte Inflation offen zutage. Geld war vorhanden, doch den im Umlauf befindlichen 300 Milliarden Reichsmark standen kaum Waren gegenüber. Es fehlte an Nahrungsmitteln und an Kohle. Die Transportwege waren zusammengebrochen. Vor allem in den Städten war Wohnraum zerstört. In dieser Situation des allgemeinen Mangels war das Geld weitgehend wertlos geworden.

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Von Alliierten zu Siegermächten

Während des Zweiten Weltkriegs verbündeten sich Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion militärisch gegen Deutschland. Sie werden deshalb auch als Alliierte bezeichnet. Weil die vier verbündeten Staaten den Krieg gegen Deutschland gewannen, werden sie auch Siegermächte genannt. Jeder der vier Siegermächte kontrollierte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Teil Deutschlands. Das waren die „alliierten Besatzungszonen“.

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Zerstörter Wohnraum

Gerade in den großen Städten und in industriell wichtigen Regionen hatten die Bombenangriffe der Alliierten auch zur Zerstörung von Wohnhäusern geführt. Hinzu kam, dass viele Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten flüchten mussten oder vertrieben wurden. Dazu zählten Gebiete wie Schlesien oder Ostpreußen. All das führte zu einer massiven Wohnungsnot. Während noch vor dem Zweiten Weltkrieg eine Person eine durchschnittliche Wohnfläche von 13,5 Quadratmeter zur Verfügung hatte, reduzierte sich dieser Wert bis ins Jahr 1947 auf 5,6 Quadratmeter. Etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung lebte in Notunterkünften, nicht selten in sogenannten Nissenhütten (wie im Foto zu sehen).

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Zerstörte Infrastruktur

Im ganzen Land waren Bahnhöfe, Tunnel und große Brücken zerstört, die Verkehrsverbindungen unterbrochen oder nur zum Teil zu benutzen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln konnte teilweise nur durch Hilfslieferungen der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gesichert werden.

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Rohstoffknappheit

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren zwar große Teile der Produktionsanlagen in Deutschland noch intakt. Doch das größte Problem war der Mangel an Rohstoffen, vor allem der Mangel an Kohle. Auf einem geringen Niveau konnte zunächst die Produktion mit den noch erhaltenen Vorräten weitergeführt werden. Im Winter 1946/47 brach jedoch eine ungewöhnliche Kältewelle über Europa herein: Alle ohnehin bestehenden Probleme wie Wohnungsnot, Warenmangel und Hunger spitzten sich durch die extreme Kälte und die Rohstoffknappheit weiter zu.

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Die Siegermächte hatten im Potsdamer Abkommen vom 17. Juli 1945 festgelegt, dass jede Siegermacht Entschädigungsleistungen für die erlittenen Kriegsschäden aus der jeweils eigenen Besatzungszone entnehmen sollte. Dies konnte vor allem dadurch geschehen, dass man Industrieanlagen abbaute (Demontage) und im eigenen Land wiederaufbaute. Wegen der großen Schäden, die die Sowjetunion erlitten hatte, sollten sie zusätzlich noch 25 % der in den anderen Zonen demontierten Industrieanlagen erhalten. Der erste Industrieplan des Alliierten Kontrollrats vom März 1946 sah vor, die deutsche Industrieproduktion auf 55 % des Standes von 1938 zu begrenzen – dies hätte den Abbau von Fabrikanlagen von ca. 1.800 Betrieben bedeutet. Nach Protesten von deutscher Seite wurde die Zahl der Betriebe, die demontiert werden sollten, deutlich gesenkt.

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Sitzung auf der Potsdamer Konferenz, am Konferenztisch sitzen u. a. Clement Attlee, Josef Stalin (Mitte), James F. Byrnes und Harry S. Truman.
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Zerstörte Verkehrswege, mangelnde Produktion und fehlende ausländische Währung (Devisen) machten es unmöglich, die Bevölkerung ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Statistisch gesehen standen jeder Deutschen und jedem Deutschen noch bis weit in den Krieg hinein mehr als die empfohlenen 3.000 Kilokalorien pro Tag zur Verfügung. Bis 1946 war es dann noch nicht einmal die Hälfte, im Einzelfall (je nach lokaler und persönlicher Situation) noch deutlich weniger. Selbst für die mageren Zuteilungen auf Bezugskarten musste man geduldig Schlange stehen. Oftmals konnte man sogar froh sein, auch nur einen Teil davon tatsächlich zu bekommen.
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„So war der Alltag im Nachkriegsdeutschland“ hochgeladen am 21. Mai 2020 von „Terra X plus"

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Glossar

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Bezugskarten
In den 1930er-Jahren griff die Reichsregierung in Deutschland in die Wirtschaft und den Handel ein, indem sie alltägliche Waren rationierte, also deren Bezug staatlich begrenzte. Alle deutschen Bürgerinnen und Bürger erhielten sogenannte Bezugskarten. Je nach ihrem Geschlecht, Alter und Beruf, wurde staatlich festgelegt, wie viel Lebensmittel, Kleidung und andere Dinge einer Person zustanden.

Potsdamer Abkommen
Das Potsdamer Abkommen beinhaltete alle Beschlüsse über die Zukunft Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die auf der Potsdamer Konferenz (→ schaue nach beim Wort Potsdamer Konferenz) von den Siegermächten verhandelt und vereinbart wurden. Dazu zählen u. a. die sogenannten „Vier Ds“, die die Denazifizierung, Demilitarisierung, Dezentralisierung und Demokratisierung Deutschlands vorsahen.

Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.

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Verdeckte Inflation und Schwarzmarkt bestimmen den Alltag

Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich die im Deutschen Reich im Umlauf befindliche Geldmenge im Vergleich zum Jahr 1938 versiebenfacht. Dies barg das Risiko einer Inflation, die jedoch aufgrund von Preisstopps, Lohnfestsetzungen und Rationierungen nicht direkt sichtbar wurde. Nahrungsmittel waren so knapp, dass die Besatzungsbehörden die Zuteilung weiter über Lebensmittelkarten regelten. Vieles war nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Dort tauschte man Waren gegen andere Waren oder gegen Zigaretten, die sich als „Ersatzwährung“ etabliert hatten. Sie wurden von nahezu allen Händlern auf dem Schwarzmarkt angenommen. Die Behörden bemühten sich lange Zeit vergeblich, die Geschäfte auf dem Schwarzmarkt zu unterbinden. Erst mit der Währungsreform im Juni 1948 wurde wieder ein funktionierendes Geldsystem eingeführt.
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Aufgrund des allgegenwärtigen Mangels wurde die Versorgung mit Nahrungsmitteln von den Besatzungsbehörden rationiert: Die Zuteilung erfolgte also weiterhin nur gegen Vorlage von Lebensmittelkarten. Allerdings war die Versorgungslage so schlecht, dass es nicht sicher war, ob man die zugeteilten Nahrungsmittel in den Verteilstellen auch wirklich bekommen konnte.

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Neben einer verschlissenen Einkaufstasche mit einer Blechkanne liegt ein Netz mit Kartoffeln, ein Portemonnaie sowie Lebensmittelkarten und ein Gutschein für ein halbes Kilogramm Roßfleisch.
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Schon bald zeigte sich, dass der Kampf gegen den Hunger mit Rationierungen über Lebensmittelkarten nicht zu gewinnen war. Zusätzliche internationale Hilfslieferungen waren nötig, um die Versorgung der Bevölkerung zumindest auf einem niedrigen Niveau aufrechtzuerhalten.

Symbolisch für all die Hilfsprogramme stehen bis heute die sogenannten CARE-Pakete der gleichnamigen US-amerikanischen Hilfsorganisation CARE.

Ein CARE-Paket enthielt Lebensmittel mit einem Nährwert von 40.000 Kilokalorien. Etwa 10 Millionen dieser Pakete wurden im Zeitraum von 1947 bis 1960 nach Westdeutschland verschickt.
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„Zeitzeugen sprechen über das CARE-Paket“ hochgeladen am 15. Juni 2018 von „CARE Deutschland"

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Weil Geld weitgehend wertlos geworden und die Versorgung trotz Lebensmittelkarten und Hilfspaketen nicht ausreichend war, blühte überall der Schwarzmarkt: Waren konnten dort gegen andere Waren oder gegen Zigaretten getauscht werden. Fabrikarbeiter erhielten ihren Lohn zum Teil in Waren und tauschten sie hier gegen Dinge des täglichen Bedarfs ein.

„Der größte Teil der Schwarzmarktgeschäfte besteht aus Tauschhandel von Waren aus zweiter Hand, angefangen von alten kostbaren Pelzmänteln bis zu Kochtöpfen und abgelegten Schuhen und Galoschen, gegen Zigaretten, Schokolade, Kartoffeln oder Mehl. In den großen Städten besonders im Westen sind organisierte Tauschmärkte Tag und Nacht geschäftig, auf denen einfach alles gehandelt werden kann, mit Einschluss von Eisenbahnfahrkarten für Fernzüge (für die man Spezialerlaubnis braucht), interzonalen Pässen oder anderen gefälschten Papieren, die zur Erlangung amtlicher Vorteile nützlich sein könnten. Die Menschenmenge in diesen verwüsteten Städten ist ewig auf der Wanderschaft“, das schrieb der 1933 emigrierte Wirtschaftsfachmann Gustav Stolper nach einer Deutschlandreise im Frühjahr 1947 in einem Buch mit dem Titel German Realities.

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Ein Schwarzmarkt in Berlin in der Nachkriegszeit um 1947.
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Hamsterfahrten

Zu Erntezeiten fuhr die Stadtbevölkerung zu Tausenden auf die Dörfer und aufs Land in der Hoffnung, bei Bauern Nahrungsmittel gegen Geld oder andere Waren eintauschen zu können. Die Bauern waren jedoch verpflichtet, ihre Produkte an die offiziellen Verteilstellen auszuliefern, bei denen die Lebensmittelkarten eingelöst werden konnten. Den Bauern wurden strenge Strafen angedroht, wenn sie Nahrungsmittel schwarz veräußerten. Trotzdem konnten die Behörden nicht verhindern, dass Bauern Teile ihrer Produktion zurückhielten, um sie auf dem Schwarzmarkt zu einem höheren Preis zu verkaufen.

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Stoppeln nach Gemüse

„Stoppeln“ bedeutete, die Felder nach der Ernte z. B. nach übrig gebliebenen Kartoffeln zu durchsuchen. Für die Bauern war es aber ein Problem, dass hungernde Stadtbewohner auch über Felder herfielen, die noch nicht abgeerntet und vom Bauern zum „Stoppeln“ freigegeben worden waren.

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Kohlenklau

In den Städten kam es immer wieder vor, dass Teile der Bevölkerung – oftmals Jugendliche – in Gruppen an großen Straßenkreuzungen warteten. Wenn dann ein mit Kohlen oder anderen Waren beladener Lastwagen anhalten musste, sprangen sie blitzschnell auf, um ein paar Stücke der Ladung zu ergattern. Auch von Zügen wurde aus blanker Not Kohle gestohlen.

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Die Behörden erkannten durchaus, dass die Versorgungslage sehr schlecht war und sie den Tauschhandel nicht unterbinden konnten. Um dem Schwarzmarkt etwas entgegenzusetzen, wurden offizielle Tauschzentralen eingerichtet – wie hier in Leipzig. Für die Nutzung dieser Tauschzentralen wurde auch Werbung gemacht.

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Männer warten vor einer Tauschzentrale in Leipzig.
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Glossar

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Schwarzmarkt
Der Begriff „Schwarzmarkt“ bezeichnet einen Markt, auf dem Menschen – außerhalb der bestehenden Rechtsordnung – Waren handeln. Hierbei kann es sich zum Beispiel um den Handel mit verbotenen Gütern (wie illegalen Drogen) drehen. In Krisen- und Mangelzeiten bilden sich Schwarzmärkte jedoch häufig auch für Dinge des täglichen Bedarfs, wenn gleichzeitig staatliche Vorgaben wie z.B. Preiskontrollen oder Rationierungen vorliegen. Auf dem Schwarzmarkt werden dann Waren gehandelt, die aufgrund der staatlichen Restriktionen auf dem regulären Markt oftmals gar nicht mehr angeboten werden. Auf dem Schwarzmarkt liegen die Preise deutlich höher, da sie sich im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bilden.

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Der „Hungerwinter“ 1946/47 und die Wende in der Besatzungspolitik

Nach dem Sieg über Deutschland standen für die vier Siegermächte (Frankreich, Großbritannien, USA, Sowjetunion) zunächst Fragen nach Reparationszahlungen und einer
Entmilitarisierung im Vordergrund. Der wachsende Bedarf an Hilfslieferungen für die notleidende deutsche Bevölkerung drohte allerdings zu einer dauerhaften Belastung zu werden, falls die Wirtschaftsleistung Deutschlands nicht bald wieder anstieg.

Auf der Potsdamer Konferenz hatten die drei dort vertretenen Siegermächte (Großbritannien, USA, Sowjetunion) Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Die östlichen Gebiete wurden von der Sowjetunion verwaltet. Die westlichen Gebiete wurden zwischen den USA, Großbritannien und Frankreich aufgeteilt. Entscheidungen über Gesamtdeutschland traf der Alliierte Kontrollrat, in dem alle vier Staaten vertreten waren. Es zeigte sich bald, dass es zwischen den westlichen Besatzungsmächten (USA, Großbritannien, Frankreich) und der Sowjetunion grundlegende Differenzen hinsichtlich der weiteren politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland gab. Der Alliierte Kontrollrat konnte sich kaum noch auf gemeinsame Entscheidungen verständigen.

Vor diesem Hintergrund hielt der amerikanische Außenminister James F. Byrnes im September 1946 in Stuttgart eine Rede, in der er eine Neuausrichtung der Besatzungspolitik vorschlug. Die einzelnen Besatzungszonen sollten wirtschaftlich zusammenarbeiten, um einen Wiederaufbau Deutschlands zu ermöglichen. Damit sollte zugleich die wirtschaftliche Erholung in ganz Europa gefördert werden.

Nach dem extrem kalten „Hungerwinter 1946/47“ verkündete Byrnes‘ Nachfolger, der US-Außenminister George C. Marshall, im Juni 1947 schließlich ein großangelegtes wirtschaftliches Aufbauprogramm für Europa. Mit umfangreichen Hilfslieferungen und der Gewährung von Krediten sollten Produktion und internationaler Handel wieder in Gang gebracht werden.

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Im Januar 1947 wurde Europa von einer Kältewelle erfasst. Die ohnehin schon prekäre Nahrungsmittelversorgung brach weitgehend zusammen. In Folge von Hunger und Kälte starben in Deutschland nach Schätzungen von Historikern mehrere hunderttausend Menschen. In Deutschland kam es vermehrt zu Protesten gegen den Hunger, die schlechten Lebensbedingungen und die zum Teil weiter fortlaufenden Demontagen.
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„Kälte- und Hungerwinter 1946/47“ hochgeladen am 6. Januar 2022 von „Deutschlandfunk"

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Insbesondere in der US-Regierung wuchs die Sorge, dass die Sowjetunion ihren politischen und ideologischen Einfluss weiter nach Westen ausdehnen könnte. Lucius D. Clay, der Stellvertreter des Generals und späteren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, hatte schon im Sommer 1945 vor den politischen Folgen des Hungers gewarnt:

„Es gibt keine Wahl, ob man ein Kommunist mit 1.500 Kilokalorien am Tag oder ein Anhänger der Demokratie mit 1.000 Kilokalorien ist.“

In der beginnenden Konfrontation mit der Sowjetunion trat für die US-Regierung der Gedanke einer Bestrafung der Deutschen eher in den Hintergrund. Wichtiger schien eine sichere Einbindung Westdeutschlands und der westdeutschen Bevölkerung in ein gemeinsames Bündnis, um eine weitere Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs zu verhindern.

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„Nachkriegszeit in Deutschland – Die Stunde Null“ hochgeladen am 13. Dezember 2018 von „MrWissen2go Geschichte | Terra X"

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Nur wenige Monate nach der Potsdamer Konferenz waren die Konflikte zwischen den westlichen Besatzungsmächten und der Sowjetunion immer offener zutage getreten. In einer berühmt gewordenen Rede vom März 1946 warf der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill der Sowjetunion vor, sie habe den europäischen Kontinent durch einen „Eisernen Vorhang“ geteilt. Am 6. September 1946 hielt der US-amerikanische Außenminister James F. Byrnes eine Ansprache, die später als „Hoffnungsrede“ bezeichnet wurde. In dieser Rede stellte er einen Zusammenschluss der Besatzungszonen und den Aufbau eines souveränen deutschen Staates in Aussicht – auch dann, wenn ein Zusammenschluss aller vier Besatzungszonen nicht möglich sei.

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US-Außenminister James F. Byrnes hält eine Rede zur US-Deutschlandpolitik.
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Am 12. März 1947 erklärte der US-Präsident Harry S. Truman in einer Rede vor dem Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika (kurz: US-Kongress) die zukünftige US-Außenpolitik. Diese beinhaltete u. a. das Bestreben, die politische und territoriale Expansion der Sowjetunion aufzuhalten. Die Eindämmung (Containment-Politik) sollte nicht nur auf militärischem, sondern auch auf wirtschaftlichem Gebiet erfolgen. Die Erklärung ging als „Truman-Doktrin“ in die Geschichte ein. Sie markiert das Ende der gemeinsamen Politik der Alliierten.

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Portrait von US-Präsident Harry S. Truman an seinem Schreibtisch
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Wenige Wochen nach der Rede von US-Präsident Truman verkündete der US-amerikanische Außenminister George C. Marshall ein umfangreiches wirtschaftliches Hilfsprogramm für ganz Europa – das European Recovery Program oder kurz: der Marshallplan. 

Ziel war es, die europäische Wirtschaft wiederaufzubauen und Deutschland darin einzubinden. Die Sowjetunion weigerte sich, am Marshallplan teilzunehmen und verbot dies auch den Ländern, die unter ihrem Einfluss standen. Denn die sowjetische Planwirtschaft unterschied sich zu stark von den politischen und wirtschaftlichen Vorstellungen der USA.
Auf der Marshallplan-Konferenz am 5. Juni 1947 in Paris einigten sich 16 europäische Länder auf eine gemeinsame, wettbewerbsorientierte Wirtschaftsordnung, die
Marktwirtschaft.

Mit den Mitteln des Marshallplans finanzierte die US-Regierung nun Lieferungen von Rohstoffen, Lebensmitteln und Industriegütern, zum Teil als Zuschuss, zum Teil als Kredit. Die westeuropäischen Staaten mussten die Waren zwar bezahlen, aber in inländischer Währung. Die Finanzmittel des Marshallplans konnten auch zur Förderung des wirtschaftlichen Aufbaus eingesetzt werden. Entscheidungen über die Verwendung der Gelder konnten aber nicht von den einzelnen Staaten getroffen werden, sondern nur von einem Zusammenschluss aller beteiligten Staaten – der späteren OECD (Organization for Economic Cooperation and Development). Dieses System setzte voraus, dass in den Empfängerländern stabile Währungen vorhanden waren. Mit der anhaltenden Inflation der Reichsmark in Deutschland war das nicht möglich. Eine neue und stabile Währung wurde notwendig.

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Geschmückter Waggon als Lieferung an die die Deutsche Reichsbahn
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Glossar

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Entmilitarisierung
Wenn ein Staat entmilitarisiert wird, werden die Armee, das Waffenvorkommen sowie die militärische Ausrüstung und die entsprechende Infrastruktur reduziert oder ganz abgeschafft. Das Ziel dabei ist oft, den Frieden zu fördern und die Wahrscheinlichkeit gewaltsamer Konflikte zu verringern.

Marktwirtschaft
Die (freie) Marktwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Marktwirtschaft werden durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen bestimmt. Der Staat legt zwar Regeln fest, nimmt sonst aber keinen Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen im Land. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle Entscheidungsfreiheit sind zentrale Merkmale der Marktwirtschaft

Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Planwirtschaft werden die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen vom Staat geplant, festgelegt und kontrolliert. Somit bestimmt die Regierung eines Landes, welche Dinge hergestellt oder erwirtschaftet werden müssen. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gibt es in einer Planwirtschaft meist nicht oder nur in geringem Umfang.

Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

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Historische Einführung

Die USA, Großbritannien und die Sowjetunion schlossen sich während des Zweiten Weltkriegs zu einer militärischen Allianz – der Anti-Hitler-Koalition – zusammen, um gemeinsam gegen das Deutsche Reich zu kämpfen. Die Truppen der Allianz besiegten letztlich Deutschland. Das NS-Regime musste bedingungslos kapitulieren. Mit der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet und Deutschland wurde von den alliierten Siegermächten (USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion) besetzt.

Auf der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 einigten sich drei Siegermächte (die USA, Großbritannien und die Sowjetunion) unter anderem darauf, das Gebiet des ehemaligen Deutschen Reichs in vier Besatzungszonen aufzuteilen. Die vier Zonen sollten von den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion durch Militärregierungen verwaltet werden. Übergeordnetes Ziel aller Siegermächte war es, das besiegte Deutschland zu demilitarisieren, zu denazifizieren, zu demokratisieren und zu dezentralisieren. Damit sollte verhindert werden, dass von Deutschland je wieder ein Krieg ausgehen könnte.

Bereits im Laufe des ersten Jahres der Besatzung setzte sich auf US-amerikanischer Seite die Erkenntnis durch, dass der wirtschaftliche Wiederaufbau in Europa nur mit einem groß angelegten Unterstützungsprogramm rasch gelingen konnte. Die Erholung der Volkswirtschaften in Europa lag im Interesse der USA, denn wirtschaftlich gesunde Länder benötigten keine Wirtschaftshilfen mehr. Um die wirtschaftliche Erholung zu beschleunigen, drängten die USA die europäischen Länder zu einer verstärkten Kooperation. Die USA organisierte den Wiederaufbau auf der Grundlage ihres liberalen, marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsmodells. Sie erkannten auch, dass ein durch Demontagen geschwächtes Deutschland ein Hindernis beim Wiederaufbau in Europa sein würde. Deshalb boten die USA allen europäischen Ländern einschließlich Deutschland die Teilnahme an dem Hilfsprogramm an, das als Marshallplan bezeichnet wird. Um die Hilfen koordiniert einsetzen zu können, bemühten sich die USA darum, die vier Besatzungszonen Deutschlands zu einem möglichst einheitlichen Wirtschaftsraum zusammenzuschließen. Eine wichtige Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Neubeginn war eine Währungsreform in Deutschland, da die Reichsmark wertlos geworden war.

Die Sowjetunion wehrte sich dagegen, dass ihre Besatzungszone und die in ihrem Einflussbereich stehenden Länder Ostmitteleuropas in die wirtschaftlichen Pläne der USA einbezogen wurden. „Dieser Krieg ist nicht wie in der Vergangenheit. Wer immer ein Gebiet besetzt, erlegt ihm auch sein eigenes System auf“, soll der sowjetische Staatschef Josef Stalin 1945 gesagt haben. Die Sowjetunion hatte mit dem
Sozialismus
ein anderes Gesellschaftsmodell als der Westen. Unmittelbar nach Kriegsende begann sie damit, die Voraussetzungen zu schaffen, um dieses Modell in den osteuropäischen Staaten und in der sowjetisch besetzten Zone in Deutschland einzuführen. Auch die Wirtschaft wurde schrittweise auf das sowjetische Modell der Planwirtschaft umgestellt.

Es standen sich somit in Deutschland (und in Europa) zwei Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle gegenüber. Die Einführung unterschiedlicher Währungen im Jahr 1948 in den westlichen Besatzungszonen und in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) besiegelte schließlich die wirtschaftliche Trennung. Der Weg in die Teilung Deutschlands war damit vorgezeichnet.
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Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Planwirtschaft werden die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen vom Staat geplant, festgelegt und kontrolliert. Somit bestimmt die Regierung eines Landes, welche Dinge hergestellt oder erwirtschaftet werden müssen. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gibt es in einer Planwirtschaft meist nicht oder nur in geringem Umfang.

Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.

Sozialismus
Der Sozialismus ist eine Gesellschaftsordnung, die für ihre Mitglieder Gerechtigkeit, Solidarität und Gleichheit gewährleisten soll. Der Sozialismus steht im Gegensatz zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Privateigentum (insbesondere an Produktionsmitteln wie Fabriken oder Unternehmen) gibt es im Sozialismus nicht. Die politische Führung liegt in der Hand einer einzigen Partei. Ein demokratischer Wettbewerb unter verschiedenen Parteien und entsprechende Wahlen existieren nicht. 
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Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

Kurz nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht trafen sich am 17. Juli 1945 die Staats- und Regierungschefs von drei Siegermächten – Harry S. Truman (USA), Josef Stalin (Sowjetunion) und Winston S. Churchill sowie später Clement Attlee (Großbritannien) – zu einer zweiwöchigen Konferenz in Potsdam. In dieser wurde über die Reparationszahlungen entschieden und die gemeinsamen Ziele der Politik für das besiegte und von den Siegermächten besetzte Deutschland festgelegt. Umgesetzt wurden die Beschlüsse der Konferenz vom Alliierten Kontrollrat.

Zu Beginn der Konferenz herrschte in den grundlegenden Zielen der Besatzungspolitik Einigkeit. So stimmten alle drei Siegermächte darin überein, dass Deutschland demilitarisiert, denazifiziert, demokratisiert und dezentralisiert werden sollte. Diese Ziele werden oft als die „Vier D’s“ der Potsdamer Konferenz bezeichnet. Konkret bedeutete das, dass die Wehrmacht und alle militärischen Einrichtungen aufgelöst wurden. Außerdem wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verboten und das Führerprinzip abgeschafft. Die öffentliche Verwaltung sollte föderal aufgebaut werden. Überzeugte Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten sollten nicht mehr im Staatsdienst arbeiten dürfen.

Viel schwieriger zu lösen war die Frage der Reparationen, die Deutschland leisten sollte. An dieser Frage zeigten sich schon bald die unterschiedlichen Interessen der Siegermächte, die in den folgenden Monaten und Jahren zunehmend in den Vordergrund traten.

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Die Siegermächte waren sich einig, dass die Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs die schwersten Kriegsschäden erlitten hatte. Deshalb sollte ihr der größte Anteil der
Reparationen zustehen. Zunächst überlegte man auf der Potsdamer Konferenz, eine bestimmte Summe festzulegen, die Deutschland als Reparationslast zu zahlen hatte – ähnlich, wie das beim Versailler Vertrag nach dem Ende des Ersten Weltkriegs vorgesehen war. Großbritannien warnte aber davor, dass eine solche Summe die deutsche Wirtschaftsleistung überfordern könnte, sodass Deutschland langfristig auf Hilfslieferungen der Siegermächte angewiesen wäre. Stattdessen sollte man Anteile der jährlichen Wirtschaftsleistung festlegen, die als Reparationen zu zahlen wären. Die Vertreter der Sowjetunion fürchteten jedoch, dass diese Anteile zu gering ausfallen könnten, um die erlittenen Schäden auszugleichen. Deshalb schloss man den Kompromiss, dass jede Siegermacht ihre Reparationen aus der jeweils eigenen Besatzungszone entnehmen sollte, und zwar durch den Abbau von Industrieanlagen (Demontage). Da in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) aber nur ein Drittel der deutschen Industrieproduktion lag, sollte die Sowjetunion zusätzlich Anspruch auf Lieferungen aus den anderen Besatzungszonen erhalten, um ihren Bedarf zu decken.

Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Stalin, Truman und Churchill vor dem Schloß Cecilienhof, dem Veranstaltungsort der Potsdamer Konferenz Ende Juli 1945


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Denazifizierung

Der Nationalsozialismus und seine Weltanschauung hatten zu einem grausamen Vernichtungskrieg geführt. Deshalb sollte die Denazifizierung (oder Entnazifizierung) Deutschlands dafür sorgen, dass die NS-Ideologie überall verschwindet und ihre Vertreterinnen und Vertreter bestraft werden. Hierfür wurden die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verboten und die während ihrer Herrschaft erlassenen Gesetze aufgehoben.

Demilitarisierung

Von Deutschland sollte nie wieder ein Krieg ausgehen – darin waren sich alle einig. Deshalb kümmerten sich die Siegermächte darum, dass alle militärischen Strukturen und Organisationen Deutschlands aufgelöst wurden.

Dezentralisierung

Unter Adolf Hitler und der NS-Regierung wurde Deutschland zu einer Diktatur. Damit die Staatsmacht nicht mehr zentral von einer Person oder einer Partei ausgehen konnte, wurden die deutsche Verwaltung und die politische Entscheidungsgewalt aufgeteilt und föderal aufgebaut.

Demokratisierung

Ebenso wie die Dezentralisierung sollte die Demokratisierung Deutschlands verhindern, dass sich je wieder ein totalitäres Regime etablieren könnte. Allerdings unterschied sich das Verständnis von Demokratisierung unter den westlichen Alliierten grundsätzlich von demjenigen der Sowjetunion.

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Auf der Potsdamer Konferenz (1945) beschlossen die drei dort vertretenen Siegermächte (Großbritannien, USA, Sowjetunion), als oberste Besatzungsbehörde den Alliierten Kontrollrat einzusetzen. Dieser bestand aus den Militärgouverneuren der vier Besatzungszonen: Dwight D. Eisenhower (USA), Bernard L. Montgomery (Großbritannien), Jean de Lattre de Tassigny (Frankreich) und Georgij K. Schukow bzw. (ab 1948) Wassilij D. Sokolowski (Sowjetunion). Die vier Vertreter übten stellvertretend die Regierungsgewalt in Deutschland aus. Die alliierten Militärgouverneure setzten in den von ihnen verwalteten Zonen Bürgermeister und Landräte ein, die eine neue dezentrale Verwaltung aufbauten. Schon bald erlaubten die Alliierten die Neugründung von Parteien und erteilten ersten Zeitungen Lizenzen.

In ihrer Zone schuf die Sowjetunion als erstes neue Länder, die als Verwaltungseinheiten dienten. Auch die westlichen Besatzungsmächte gründeten in ihren Zonen neue Länder (später Bundesländer). Unter Aufsicht der Alliierten fanden erste Wahlen auf kommunaler und auf Länderebene statt.

Das öffentliche Leben erwachte langsam wieder. Kinos und Theater brachten Abwechslung in den entbehrungsreichen Alltag. Doch noch immer wurden Lebensmittel rationiert, weil weiterhin das Bewirtschaftungs- und Zuteilungssystem über Bezugskarten bestand. Der Schwarzmarkt hingegen blühte. Dort wurde getauscht oder mit Zigaretten bezahlt, denn die Reichsmark war durch den Krieg massiv entwertet. Diese Situation machte eine Reform der Währung und der Wirtschaft unumgänglich.

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Zweite Sitzung des Alliierten Kontrollrat am 10. August 1945 im Gebäude des Kammergerichts in Berlin-Schöneberg
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Schon kurz nach der Potsdamer Konferenz zeigte sich, dass die sowjetische Regierung unter den Vier D‘s etwas anderes verstand als die westlichen Siegermächte. Die Sowjetunion begann, in ihrer Besatzungszone eine sozialistische Wirtschaftsordnung aufzubauen.

1945 beschloss die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) eine Bodenreform in ihrer Besatzungszone. Großgrundbesitzer (Junker), die mehr als 100 ha Land besaßen, wurden entschädigungslos enteignet. Diese Agrarflächen verteilte die SMAD an Landarbeiter, Kleinbauern und Vertriebene. Auch die Industrie war von Verstaatlichung betroffen. Rund 10.000 Unternehmen wurden bereits 1945 enteignet und als Volkseigene Betriebe (VEB) den Verwaltungen der Provinzen oder Länder unterstellt. Zusätzlich wurden tausende Industriebetriebe als Reparationsleistung demontiert, abtransportiert oder von der SMAD kontrolliert und für die Sowjetunion weiterbetrieben. All diese Maßnahmen dienten dem Aufbau einer staatlich gelenkten Planwirtschaft nach dem Vorbild der Sowjetunion.

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Propagandaplakat zur Bodenreform durch Enteignung von Großgrundbesitzern um 1950

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Mit diesen Worten beschreibt der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser die wirtschaftliche Lage Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Das erkannte auch die US-Regierung. Sie war überzeugt davon, dass ein strategischer Wiederaufbau besser sei, als das zerstörte und verarmte Deutschland dauerhaft mit Hilfslieferungen zu unterstützen. Denn die deutsche Industrie konnte wichtige Maschinen herstellen, die in den Nachbarländern dringend gebraucht wurden. Damit konnte eine funktionsfähige deutsche Wirtschaft den Aufbau der Wirtschaft in ganz Europa beschleunigen. Aus diesen Gründen warb der US-Außenminister James F. Byrnes bereits Anfang 1946 für eine gemeinsame Wirtschaftspolitik der Siegermächte in den Besatzungszonen.

Die Sowjetunion wollte aber ihre eigenen Pläne in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) umsetzen und die Einführung der Planwirtschaft nicht gefährden. Deshalb sperrte sie sich gegen entsprechende Vorhaben. Auch Frankreich war zu einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zunächst nicht bereit, stattdessen forderte es die Kontrolle über die deutsche Kohle- und Stahlindustrie. Nur die britische Regierung stimmte zu. Die USA und Großbritannien legten ihre Besatzungszonen am 1. Januar 1947 zu einer wirtschaftlichen Bizone zusammen.

Im März 1948 war dann auch Frankreich zu mehr Kooperation bereit, vor allem, weil die USA dem Land Hilfsmaßnahmen im Rahmen des Marshallplans anbot. So wurde aus der Bi- eine Trizone, aus der im Jahr 1949 die Bundesrepublik Deutschland entstand.

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Zahlreiche Menschen warten auf Zuteilung von Lebensmitteln in Berlin im Mai 1945.
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Alliierter Kontrollrat
Der Alliierte Kontrollrat war ein Gremium, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Vertretern der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gebildet wurde. Er wurde am 30. Juli 1945 in Berlin gegründet und hatte die Aufgabe, das besetzte Deutschland zu verwalten. Damit war der Alliierte Kontrollrat die oberste Besatzungsbehörde. Er konnte Gesetze und Verordnungen erlassen und über die Zukunft Deutschlands entscheiden. Vor allem war er darum bemüht, die „Vier D’s“ (Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung, Dezentralisierung) umzusetzen. Nachdem der oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat verließ, wurde seine Tätigkeit, ohne offizielle Auflösung, eingestellt.

Führerprinzip
Das Führerprinzip wurde erstmals von Adolf Hitler beschrieben und verpflichtete die Bevölkerung des Deutschen Reichs zu bedingungslosem Gehorsam und ewiger Treue gegenüber Hitler als oberstem „Führer“. Das Führerprinzip wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 in alle gesellschaftspolitischen Bereiche integriert. Dazu wurde es in der Verfassung des Deutschen Reichs verankert und durch Gesetze und Verordnungen umgesetzt. Das Führerprinzip wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschafft.

Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Planwirtschaft werden die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen vom Staat geplant, festgelegt und kontrolliert. Somit bestimmt die Regierung eines Landes, welche Dinge hergestellt oder erwirtschaftet werden müssen. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gibt es in einer Planwirtschaft meist nicht oder nur in geringem Umfang.

Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Reparationsleistung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen

Reparationszahlung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen

Sozialismus
Der Sozialismus ist eine Gesellschaftsordnung, die für ihre Mitglieder Gerechtigkeit, Solidarität und Gleichheit gewährleisten soll. Der Sozialismus steht im Gegensatz zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Privateigentum (insbesondere an Produktionsmitteln wie Fabriken oder Unternehmen) gibt es im Sozialismus nicht. Die politische Führung liegt in der Hand einer einzigen Partei. Ein demokratischer Wettbewerb unter verschiedenen Parteien und entsprechende Wahlen existieren nicht.

Sozialistische Wirtschaftsordnung
→ Schaue nach beim Wort Sozialismus


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Währungsreform 1948 in Ost und West

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Die Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen

Ab 1947 verschob sich die Zielsetzung der amerikanischen Besatzungspolitik. Anstatt das besetzte Deutschland durch
Reparationsleistungen weiter zu schwächen, setzte die US-Regierung zunehmend auf einen schnellen wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands. Sie favorisierte dabei das Konzept der freien Marktwirtschaft. Zudem war eine funktionierende deutsche Wirtschaft für den wirtschaftlichen Aufbau der anderen europäischen Länder unverzichtbar.

Das großangelegte Hilfsprogramm der USA, bekannt als
Marshallplan, wurde allen Staaten Europas angeboten. Mit dieser Unterstützung willigten Großbritannien und Frankreich ein, den Wiederaufbau in den Westzonen zu fördern. Die Sowjetunion jedoch untersagte ihrer Besatzungszone und den Staaten in Ostmitteleuropa die Beteiligung am Marshallplan, weil das die Einführung der sozialistischen Planwirtschaft in diesen Ländern gefährdet hätte.

Unabdingbar für eine wirtschaftliche Erholung in Deutschland war eine Währungsreform, um den aufgelaufenen massiven Geldüberhang der Reichsmark aus der Kriegszeit zu beseitigen. Da auch bei diesem Thema im Alliierten Kontrollrat keine Einigung erzielt werden konnte, führten die Westalliierten am 20. Juni 1948 in den Westzonen die Deutsche Mark als neue Währung ein.

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„Die gesamte Wirtschaft Europas ist durch den Austausch von Rohstoffen und Industrieprodukten mit der deutschen Wirtschaft verbunden. Die Produktivität Europas kann nicht wiederhergestellt werden ohne den Wiederaufbau Deutschlands als Beiträger zu dieser Produktivität.
Diese Schlussfolgerung findet sich in einem Bericht des ehemaligen US-Präsidenten Herbert Hoover. Hoover galt als kundiger Fachmann der deutschen Politik und Wirtschaft. Deshalb schickte der amtierende US-Präsident Harry S. Truman Hoover im Januar 1947 nach Europa, um die vorherrschenden Verhältnisse zu analysieren. In einem Abschlussreport kam Hoover zu dem Ergebnis, dass man Deutschland in die Rolle eines Motors für den Wiederaufbau Europas versetzen müsse.

Auch der amerikanische Industrielle Lewis H. Brown, der vom US-Militärgouverneur Lucius D. Clay beauftragt wurde, seine Empfehlung für den Wiederaufbau Nachkriegsdeutschlands abzugeben, kam zum gleichen Schluss wie Hoover: Anstatt die deutsche Industrie abzubauen, sollte sie genutzt werden, um die Transportinfrastruktur und den Export wieder aufzubauen. Mit A Report on Germany legte Brown den Grundstein für den Marshallplan (European Recovery Program), der im Juli 1947 vom US-Außenminister George C. Marshall angekündigt wurde.

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Harry S. Truman (US-Staatspräsident) im Gespräch mit dem ehemaligen US-Präsidenten Herbert Hoover

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Um den wirtschaftlichen Wiederaufbau voranzutreiben, legten die USA und Großbritannien in ihren Zonen (der Bizone) die Wirtschaftsverwaltung in deutsche Hände. Dafür wurde eine neue Institution geschaffen: der „Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes“ oder kurz „Frankfurter Wirtschaftsrat“. Dieser trat im Juni 1947 zum ersten Mal in Frankfurt zusammen und war eine Art parlamentarische Vorregierung für die spätere Bundesrepublik Deutschland. Auf ökonomischem Gebiet durfte der Wirtschaftsrat – nach Kontrolle der Alliierten – Gesetze verabschieden und sechs Verwaltungen (Wirtschaft, Ernährung, Finanzen, Post- und Fernmeldewesen, Verkehr und Arbeit) führen. Wichtigste Aufgabe des Wirtschaftsrates war es, eine wirtschaftspolitische Ordnung zu schaffen, die Grundlage für einen neuen deutschen Staat sein sollte. Die Mehrheit der Mitglieder des Wirtschaftsrates unterstützte dabei das Konzept einer sozialen Marktwirtschaft.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Reichsmark zwar noch immer offizielles Zahlungsmittel in Deutschland, aber praktisch wertlos. Um den Aufbau einer neuen Wirtschaftsordnung in Deutschland und Europa zu beschleunigen, forderte die USA deshalb auch eine Währungsreform. Schon im August 1946 hatten die Amerikaner ihren Plan dafür in den Alliierten Kontrollrat eingebracht. Es folgten jahrelange Verhandlungen. Einerseits hielten die Westmächte und die Sowjetunion am Ziel einer gemeinsamen Währungsreform fest. Andererseits bereitete unter dem aufkommenden Ost-West-Konflikt jede Seite parallel eine eigene Reform vor. Die Entscheidung der drei Westmächte, eine separate Reform in ihren Zonen durchzuführen, fiel sofort, nachdem die Sowjetunion am 20. März 1948 aus dem
Alliierten Kontrollrat ausgetreten war.

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Ein Angestellter der Hamburger Sparkasse steht vor einem Stapel gebündelter Reichsmarkscheine am 29. Juni 1948.

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Nachdem die Grundprinzipien der Währungsreform durch amerikanische, britische und französische Sachverständige festgelegt worden waren, brauchte es deutsche Währungsexperten, die die rechtlichen Grundlagen und Formulare übersetzten und ausformulierten. Damit die geplante Währungsreform unentdeckt blieb, liefen alle Vorbereitungen unter strengster Geheimhaltung ab. So wurden am 21. April 1948 elf deutsche Finanzexperten – vornehmlich Mitglieder des Wirtschaftsrates, unter ihnen auch eine Frau – in einer Geheimaktion von US-Soldaten in ein abgelegenes Kasernengelände in der Nähe von Kassel gebracht. Dort waren sie bis zum 8. Juni von der Außenwelt abgeschottet. Das Gebäude war umzäunt und wurde von der US-Militärpolizei bewacht. Sogar das Dienstpersonal, wie Schreibkräfte, Putzhilfen, ein Koch und ein Friseur, war interniert und durfte das Gelände nicht verlassen. Im Auftrag und in enger Abstimmung mit den westlichen Militärregierungen und dem US-Militärgouverneur Lucius D. Clay arbeiteten die deutschen Fachleute unter Leitung des damals erst 26-jährigen US-Reserveoffiziers und Ökonomen Edward A. Tenenbaum die Währungsreform aus.

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Wirtschaftsexperten bereiten beim „Konklave von Rothwesten“ die Währungsreform vor (v. l. n. r.: Budczies, Wrede, Hartlieb, Bussmann, Dreißig, Pfleiderer, Möller, Tenenbaum, Dudek, Bernard).
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Noch vor Einführung der Deutschen Mark gab es unter den westlichen Alliierten Diskussionen, ob eine Zentralbank für alle deutschen Länder eingerichtet werden sollte. Im Oktober 1947 einigten sich der US-Militärgouverneur Lucius D. Clay und sein britischer Kollege Sholto Douglas auf den Aufbau und die Zielsetzung einer neuen Zentralbank.
So wurde am 1. März 1948 in Frankfurt am Main die „Bank deutscher Länder“ (BdL) gegründet, zunächst als Zentralbank für die Bizone. Die drei Landeszentralbanken der französischen Zone traten wenige Tage später bei. Damit war die institutionelle Voraussetzung geschaffen, um die Währungsreform gemeinsam durchzuführen. Die Bank deutscher Länder sollte die angestoßene Währungsreform betreuen, die Produktion von Banknoten und Münzen steuern sowie die Währung und das Geld- und Kreditsystem festigen.

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Dienstgebäude der ehemaligen Reichsbankhauptstelle in Frankfurt am Main, Taunusanlage 4-6 (bis 1948), ab 1948 Sitz der Bank deutscher Länder (1948-1957).
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Angesichts der Bargeldmengen, die bei der Einführung der
D-Mark (alltagssprachlich für Deutsche Mark) zur Verfügung stehen mussten, begannen die US-Amerikaner schon im September 1947, unter strenger Geheimhaltung Banknoten in den USA zu drucken. Anschließend wurden die Banknoten per Schiff nach Bremerhaven transportiert. Ab Februar 1948 wurden dann 23.000 Kisten mit Geldscheinen im Wert von 5,7 Milliarden D-Mark von Bremerhaven nach Frankfurt in das ehemalige Gebäude der Reichsbank gebracht. Von dort aus wurde das Geld in den Westzonen verteilt. Zur Tarnung wurden die Banknoten in fest verschlossenen Holzkisten verpackt, die als Warenlieferung von Türgriffen („Doorknob“) beschriftet waren. Die Holzkisten waren mit Sprengsätzen versehen, damit im Falle eines Raubüberfalls die Banknoten zerstört worden wären.

Dass irgendwann eine Währungsreform stattfinden könnte, wurde von der Bevölkerung zwar erwartet, aber die Vorbereitungen blieben so geheim, dass die plötzliche Ankündigung wie ein Paukenschlag wirkte. Erst am Freitag, dem 18. Juni 1948, verkündeten die Westalliierten durch eine Vielzahl von Radiosendungen, Zeitungsartikeln und Aushängen die „Währungsreform am Sonntag“. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni 1948 war es dann so weit: Die D-Mark wurde zum allein gültigen Zahlungsmittel in den westlichen Besatzungszonen. Jede Bürgerin und jeder Bürger erhielt ein „Kopfgeld“ in Höhe von 40 D-Mark gegen die Einzahlung von 40 Reichsmark – ausgegeben in Scheinen.

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Bericht in „Die Neue Zeitung“ über die Pläne der westlichen Besatzungsmächte zur Währungsreform, die am Folgetag, Sonntag, den 20. Juni 1948, durchgeführt werden sollte.

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Bei der Umstellung von Reichsmark auf D-Mark galten unterschiedliche Umtauschkurse. Laufende Zahlungen wie Löhne, Gehälter, Steuern, Mieten, Renten und Pensionen wurden im Verhältnis 1:1 von Reichsmark auf D-Mark umgestellt. In einem komplizierten Verfahren wurden bis Oktober 1948 die Reichsmark-Konten auf D-Mark-Konten umgestellt. Für 100 Reichsmark erhielt man 6,50 D-Mark. Das bedeutete für viele Menschen erneut den Verlust fast all ihrer Ersparnisse. Wie bei der Währungsreform 1923 zählten diejenigen mit Sachwerten oder Schulden zu den Gewinnern und die Besitzer von Bargeld und Kontoguthaben zu den Verlierern der Währungsreform.

Vom 21. Juni 1948 an konnten die Menschen in den Westzonen mit der D-Mark bezahlen. Die Preisstopps und die staatliche Bewirtschaftung vieler Waren, die die Wirtschaft zuvor gelähmt hatten, wurden nun aufgehoben. All diese Maßnahmen stellten Vertrauen in die neue Währung her. Ladenbesitzer boten über Nacht wieder Waren zum Verkauf an, die sie bis dahin gehortet hatten. Diesen sogenannten Schaufenstereffekt behielten viele Zeitzeugen als Auftakt des deutschen „Wirtschaftswunders“ in Erinnerung.

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Wenige Tage nach der Währungsreform füllen sich die Schaufenster in Westdeutschland mit Waren.

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Alliierter Kontrollrat
Der Alliierte Kontrollrat war ein Gremium, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Vertretern der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gebildet wurde. Er wurde am 30. Juli 1945 in Berlin gegründet und hatte die Aufgabe, das besetzte Deutschland zu verwalten. Damit war der Alliierte Kontrollrat die oberste Besatzungsbehörde. Er konnte Gesetze und Verordnungen erlassen und über die Zukunft Deutschlands entscheiden. Vor allem war er darum bemüht, die „Vier D’s“ (Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung, Dezentralisierung) umzusetzen. Nachdem der oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat verließ, wurde seine Tätigkeit, ohne offizielle Auflösung, eingestellt.

D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.

Landeszentralbanken (LZB)
Die Landeszentralbanken (LZB) wurden 1946 errichtet und waren rechtlich eigenständige Zentralbanken für jeweils ein deutsches Bundesland. Zusammen mit der 1948 gegründeten Bank deutscher Länder (BdL) bildeten sie im westlichen Nachkriegsdeutschland ein dezentral organisiertes Zentralbanksystem. Mit der Gründung der Deutschen Bundesbank im Jahr 1957 wurden die Landeszentralbanken zu Hauptverwaltungen der Deutschen Bundesbank. Sie verloren damit ihre rechtliche Eigenständigkeit, auch wenn die Bezeichnung als Landeszentralbank bis 2002 fortbestand.

Marktwirtschaft
Die (freie) Marktwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Marktwirtschaft werden durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen bestimmt. Der Staat legt zwar Regeln fest, nimmt sonst aber keinen Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen im Land. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle Entscheidungsfreiheit sind zentrale Merkmale der Marktwirtschaft.

Eine Sonderform der Marktwirtschaft ist die soziale Marktwirtschaft. In dieser Wirtschaftsordnung greift der Staat in die Freiheit des Marktes ein, um zu verhindern, dass es zu großen sozialen Ungerechtigkeiten kommt. Der Staat kann Gesetzte erlassen, um Menschen als Arbeitnehmer zu schützen und wirtschaftliche Nachteile auszugleichen. Dazu zählt etwa der Kündigungsschutz oder Mutterschutz. In Deutschland gilt das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft.

Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Planwirtschaft werden die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen vom Staat geplant, festgelegt und kontrolliert. Somit bestimmt die Regierung eines Landes, welche Dinge hergestellt oder erwirtschaftet werden müssen. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gibt es in einer Planwirtschaft meist nicht oder nur in geringem Umfang.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Reparationsleistung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen

Soziale Marktwirtschaft
→ Schaue nach beim Wort Marktwirtschaft
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Die Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone

Ebenso wie bei den westlichen Besatzungsbehörden war auch aus Sicht der sowjetischen Militärregierung eine Währungsreform in Deutschland notwendig, sie erschien aber nicht vordringlich. Hinzu kam, dass sich die wirtschaftlichen und politischen Interessen zwischen Ost und West so stark unterschieden, dass man sich nicht auf eine gemeinsame Reform einigen konnte. Auch deshalb beendete die Sowjetunion am 20. März 1948 die Zusammenarbeit im Alliierten Kontrollrat.

Als Reaktion auf die im Juni 1948 stattgefundene Währungsreform in den Westzonen führte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) auch in ihrer Besatzungszone eine neue Währung ein. Auch diese Währung hieß anfangs Deutsche Mark. Zu Beginn gab es noch keine neuen Geldscheine. Stattdessen wurden Reichs- und Rentenmarkscheine hilfsweise mit Kupons beklebt, weshalb die Bevölkerung spöttisch von „Tapetenmark“ sprach. Ab Ende Juli 1948 kamen neue Banknoten in Umlauf.

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Aufgrund der unterschiedlichen politischen Vorstellungen der westlichen Alliierten und der Sowjetunion kam es im Alliierten Kontrollrat zu Spannungen. Während in den westlichen Besatzungszonen die Weichen für eine freie Marktwirtschaft gestellt wurden, etablierte die Sowjetunion in der Ostzone eine zentralistische Planwirtschaft. Die Zusammenarbeit im Alliierten Kontrollrat blieb dennoch zunächst bestehen.
Das änderte sich, als sich im Februar 1948 die USA, Großbritannien, Frankreich und die Beneluxstaaten (Belgien, Niederlande und Luxemburg) zur Sechsmächte-Konferenz in London trafen.

Auf der Konferenz beschloss Frankreich, seine Besatzungszone der Bizone (amerikanische und britische Zone) anzuschließen. Die Formierung der Trizone legte den Grundstein für einen westdeutschen Teilstaat. Als Reaktion darauf verließ Wassilij D. Sokolowski als oberster Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat. Die auf der Potsdamer Konferenz vereinbarte Zusammenarbeit der Besatzungsmächte war damit endgültig beendet.

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Das ehemalige Kammergericht in Berlin-Schöneberg war seit 1945 Sitz des Alliierten Kontrollrates für Deutschland
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Als die Währungsreform in den Westzonen am 18. Juni 1948 öffentlich angekündigt wurde, waren die Vorbereitungen der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) für die ebenfalls geplante Währungsreform in ihrer Besatzungszone noch nicht abgeschlossen. Es gab noch keine neuen Geldscheine und Münzen, auch die rechtlichen Voraussetzungen und Gesetze waren nicht fertig ausgearbeitet. Doch ohne eine eigene neue Währung bestand die Gefahr, dass innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Reichsmark, die in den Westzonen wertlos geworden waren, in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) strömten und dort eine massive Inflation auslösten.
Um das zu verhindern, ordnete die SMAD die Durchführung der eigenen Währungsreform ab dem 24. Juni 1948 an. Da neue Geldscheine so schnell nicht gedruckt werden konnten, musste improvisiert werden. Deshalb wurden auf die vorhandenen Reichsmarkscheine Sticker geklebt, die Ähnlichkeit mit Briefmarken hatten. Diese Geldscheine hießen „Kuponmark“, im allgemeinen Sprachgebrauch verbreitete sich aber schnell die spöttische Bezeichnung „Tapetenmark“.

Nach der Gründung der Deutschen Notenbank als Zentralbank der Sowjetische Besatzungszone (SBZ) im Juli 1948 folgte die Ausgabe neuer Banknoten, die die „Kuponmark“ ersetzten. Auch in der Sowjetischen Besatzungszone hieß das neue Geld anfangs Deutsche Mark, obwohl dies nicht dieselbe Währung wie im Westen war. Am Umstellungstag konnte man 70 Reichsmark in 70 „Deutsche Mark“ umtauschen. Guthaben auf Konten wurden im Verhältnis 10:1 umgerechnet.

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Eine Kuponmark, dessen Wert auf eine Rentenmark des Jahres 1937 geklebt wurde.

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Im Rahmen der Aufrüstung sowie der Versorgung während des Zweiten Weltkriegs durch das NS-Regime wurden die Mechanismen eines freien Marktes immer weiter zurückgedrängt und durch staatliche Zwangsverwaltung ersetzt. Auch nach dem Ende des Krieges wurden Lebensmittel, Rohstoffe, Vorprodukte, Maschinen und andere Güter zunächst nach Planvorgaben zugeteilt.

Mit der Währungsreform in den Westzonen wurde dort die staatliche Zwangsverwaltung nach und nach aufgehoben und ein marktwirtschaftliches System errichtet. Dagegen zielten die Maßnahmen der Sowjetunion sowohl in ihrer Besatzungszone als auch in Ostmitteleuropa darauf ab, ein sozialistisches, planwirtschaftliches System zu errichten. Damit einher ging die Verstaatlichung aller Produktionsmittel, also die Enteignung von Grund und Boden, von Industriebetrieben und von Banken.

Nach der Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) baute die Deutsche Wirtschaftskommission dort die Kontrolle über die Waren- und Rohstoffverteilung systematisch weiter aus, um eine sozialistische Wirtschaftsordnung zu errichten.

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Menschengedränge zur Eröffnung einer HO-Filiale im November 1948 in Ostberlin. Die Handelsorganisation (kurz HO) war ein staatlich geführtes Einzelhandelsunternehmen in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR.

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Am 20. Juli 1948 – knapp vier Wochen nach der Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der provisorisch eingeführten „Kuponmark“ – wurde die Deutsche Notenbank als Zentralbank der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Auf Beschluss der Deutschen Wirtschaftskommission war sie dafür zuständig, die neuen Banknoten auszugeben.

Die Aufgabe der Deutschen Notenbank war eine andere als diejenige der Bank deutscher Länder (BdL) in den westlichen Besatzungszonen. Die Deutsche Notenbank war Teil einer planwirtschaftlichen Ordnung sozialistischer Prägung und die wirtschaftliche Entwicklung wurde von der Deutschen Wirtschaftskommission zentral gesteuert. Die Wirtschaft sollte sich nicht nach den Gesetzen eines freien Marktes und somit nach den Bedingungen von Angebot und Nachfrage entwickeln. Vielmehr wurde die Wirtschaftsentwicklung staatlich geplant, kontrolliert und umgesetzt. Die Deutsche Notenbank musste diesen Zielen dienen.

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Geldschein im Wert von zwei Mark mit der Aufschrift „Zwei Deutsche Mark von der Deutschen Notenbank auf Grund ihrer Satzung ausgegeben“ aus dem Jahr 1948

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Alliierter Kontrollrat
Der Alliierte Kontrollrat war ein Gremium, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Vertretern der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gebildet wurde. Er wurde am 30. Juli 1945 in Berlin gegründet und hatte die Aufgabe, das besetzte Deutschland zu verwalten. Damit war der Alliierte Kontrollrat die oberste Besatzungsbehörde. Er konnte Gesetze und Verordnungen erlassen und über die Zukunft Deutschlands entscheiden. Vor allem war er darum bemüht, die „Vier D’s“ (Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung, Dezentralisierung) umzusetzen. Nachdem der oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat verließ, wurde seine Tätigkeit, ohne offizielle Auflösung, eingestellt.

Deutsche Wirtschaftskommission
Die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) wurde am 11. Juni 1947 von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) in Ost-Berlin gebildet und war die zentrale Verwaltungsinstanz mit regierungsähnlichen Befugnissen in der Sowjetischen Besatzungszone. Sie bestand bis zum 7. Oktober 1949 und wurde mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) aufgelöst.
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Zwei deutsche Staaten entstehen

Die Auseinandersetzungen zwischen den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs vertieften sich ab 1946/47 zum Ost-West-Konflikt. Auf der einen Seite standen die USA und die westeuropäischen Staaten mit freiheitlich-demokratischen Regierungssystemen und marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnungen. Auf der anderen Seite standen die Sowjetunion und die von ihr dominierten Staaten Mittelosteuropas mit sozialistischen Ein-Parteien-Diktaturen und staatlich gelenkten Planwirtschaften. Die Spaltung Deutschlands und das Entstehen zweier deutscher Staaten war Teil dieses Systemkonflikts zwischen West und Ost.

Die beiden Währungsreformen in Deutschland verschärften die wirtschaftliche Trennung zwischen der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und den westlichen Besatzungszonen. Kaum ein Jahr später folgte dann die politische Spaltung. Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik wurden als zwei getrennte Staaten auf deutschem Boden gegründet.

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Erste Absperrungsmaßnahmen am Brandenburger Tor: Wasserwerfer blockieren die Durchfahrt nach West-Berlin am 14. August 1961.
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Berlin lag inmitten der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), war aber nach dem Potsdamer Abkommen in vier Sektoren unterteilt, die von je einer Besatzungsmacht (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) verwaltet wurden. Nach Einführung der D-Mark in den Westsektoren Berlins sperrte die Sowjetunion am 24. Juni 1948 die Landzugänge in den westlichen Teil der Stadt. Damit war dessen Versorgung mit Lebensmitteln und Energie blockiert. Ziel der Blockade war, die Westalliierten aus Berlin zu vertreiben und die gesamte Stadt in die Sowjetische Besatzungszone einzugliedern. Die Westalliierten reagierten darauf mit der Einrichtung einer Luftbrücke. Die zur Versorgung der Westsektoren erforderlichen Güter wurden mit Flugzeugen nach Berlin gebracht. Am 12. Mai 1949 gab die Sowjetunion die Blockade der Westsektoren Berlins schließlich auf, ohne ihre Ziele erreicht zu haben.
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„Berlin-Blockade 1948/49 - So retteten ‚Rosinenbomber‘ die Bevölkerung“ hochgeladen am 1. Juni 2023 von „MrWissen2go Geschichte | Terra X“

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Angesichts des sich rasch verschärfenden Ost-West-Konflikts und der Berlinblockade entschieden sich die Westalliierten für die Gründung eines westdeutschen Staates, der aus ihren drei Besatzungszonen bestehen sollte. Am 1. Juli 1948 erhielten die Ministerpräsidenten der in den westlichen Besatzungszonen gebildeten Länder (später: Bundesländer) von den Westalliierten den Auftrag, eine Verfassung für den westdeutschen Staat auszuarbeiten. Dieser sollte demokratisch und föderal aufgebaut sein. Die Kontroll- und Aufsichtsrechte der Westalliierten sollten weiterhin bestehen bleiben.

Die Ministerpräsidenten setzten daraufhin den Parlamentarischen Rat als verfassungsgebende Versammlung ein. Seine 65 Mitglieder wurden von den Länderparlamenten gewählt.
Der Parlamentarische Rat nahm seine Arbeit am 1. September 1948 in Bonn auf. Das Ergebnis war das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Es trat nach der Genehmigung durch die Militärgouverneure und der Zustimmung der Landtage am 24. Mai 1949 in Kraft.

Das Grundgesetz schuf einen freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Zugleich formulierte es das Ziel, die politische Spaltung Deutschlands zu überwinden. Nach den ersten Bundestagswahlen am 14. August 1949 konstituierte sich am 7. September der Bundestag als Parlament des neuen Staates. Am 15. September 1949 wählte er Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Das Grundgesetz sah bereits vor, die durch die Besatzungsmächte geschaffene Bank deutscher Länder durch eine „Währungs- und Notenbank als Bundesbank“ zu ersetzen. Das Gesetz über die Deutsche Bundesbank trat am 1. August 1957 in Kraft. Dies ist das Gründungsdatum der Bundesbank.

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„Gründung der Bundesrepublik Deutschland einfach erklärt“ hochgeladen am 7. April 2020 von „Terra X plus“

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Als Folge des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts entschied sich auch die Sowjetunion für die Umwandlung ihrer Besatzungszone in einen neuen deutschen Staat. Zentrales Instrument der sowjetischen Politik war die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Sie entstand 1946 unter massivem Druck der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) als Zusammenschluss der Sozialdemokratischen Partei (SPD) und der Kommunistischen Partei (KPD).

Im Dezember 1947 trat auf Initiative der SED der „Deutsche Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden“ zusammen. Die mehr als 2.000 Delegierten waren nicht gewählt, sondern von Parteien und
Massenorganisationen bestimmt. Ein zweiter Volkskongress tagte am 17. und 18. März 1948. Er protestierte gegen einen möglichen westdeutschen Teilstaat und wählte aus seinen Reihen den „1. Deutschen Volksrat“. Dieser Volksrat beschloss am 19. März 1949 den Entwurf einer Verfassung für die Deutsche Demokratische Republik. Ein aus 330 Mitgliedern bestehender „2. Deutscher Volksrat“ nahm am 7. Oktober 1949 diese Verfassung an.
Die erste Verfassung der DDR garantierte zwar formal die Grundrechte und die „allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahl“. Zahlreiche andere Bestimmungen jedoch legten bereits eine sozialistische Entwicklung des Staates und die Diktatur der SED fest.
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„Geteiltes Deutschland – so entstand die DDR“ hochgeladen am 23. April 2020 von „Terra X plus“

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Nach der Währungsreform 1948 verlief der wirtschaftliche Neuanfang in den Westzonen anfangs holprig. Die Aufhebung des bisherigen Zuteilungssystems führte zu einer enormen Nachfrage nach Gütern, mit der die Produktion zunächst nicht Schritt hielt. Daher stiegen die Preise sehr stark an und die Lebensbedingungen vieler Menschen verschlechterten sich. Im November 1948 kam es in den Westzonen daher zu einem Generalstreik, an dem sich über neun Millionen Beschäftigte beteiligten.

Erst allmählich nahm die Wirtschaft der entstehenden Bundesrepublik Fahrt auf. Die industriellen Produktionsanlagen hatten den Krieg oftmals weit besser überstanden, als es die großflächigen Zerstörungen in den Städten vermuten ließen. Der Wiederaufbau der Verkehrsinfrastruktur beförderte den wirtschaftlichen Aufschwung ebenso wie die Vereinigung der Westzonen zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum.
Hinzu kam die Einbettung der westdeutschen Wirtschaft in die neu entstehenden europäischen Strukturen. Die 1951 gegründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl verlieh der Montanindustrie im Ruhrgebiet neuen Schwung. Mit der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, heute Europäische Union) im Jahr 1957 wurde die wirtschaftliche und politische Integration Europas weiter vertieft. Bis in die Mitte der 1960er Jahre wuchs die Wirtschaftsleistung daher von Jahr zu Jahr und der Lebensstandard erreichte unbekannte Höhen. Diese Entwicklung wird allgemein als „Wirtschaftswunder“ bezeichnet.

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„Wie schafft man ein Wirtschaftswunder? – Das 20. Jahrhundert 1950-1959" hochgeladen am 6. Mai 2021 von „MrWissen2go | Terra X History"

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Im Vergleich zur Bundesrepublik hatte die DDR in wirtschaftlicher Hinsicht ungleich schlechtere Ausgangsbedingungen: Innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) befand sich nur ungefähr ein Drittel der industriellen Produktionskapazität des ehemaligen Deutschen Reichs. Knapp die Hälfte des Schienennetzes und etwa 30 % der Industriebetriebe wurden zudem bis 1948 demontiert und als
Reparationsleistungen in die Sowjetunion geliefert. Darüber hinaus wurden bis 1953 durchschnittlich 22 % der Güter aus der laufenden Produktion an die Sowjetunion übergeben. Diese Lieferungen endeten erst nach dem Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Der größte Anteil aller Reparationsleistungen Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg stammte also aus der Sowjetischen Besatzungszone/DDR.

Wie in allen sozialistischen Staaten des Ostblocks erwies sich die zentrale Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild auch in der DDR als wenig erfolgreich. Dieses Modell setzte auf den Ausbau der Schwerindustrie, während die Produktion von Konsumgütern vernachlässigt wurde. So konnte die Zuteilung von Lebensmitteln über Bezugskarten erst 1958 aufgehoben werden.

Verglichen mit der Not der Nachkriegsjahre jedoch verbesserten sich die Lebensbedingungen in den 1950er Jahren auch in der DDR allmählich. Der Abstand zur Bundesrepublik wuchs aber von Jahr zu Jahr. Zusammen mit der Unzufriedenheit über die allgemeine politische Situation in der sozialistischen Diktatur führten die Versorgungsmängel zu einer Massenflucht der Bevölkerung. Zwischen 1949 und 1961 flohen rund 2,8 Millionen Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Als Reaktion sperrte die DDR-Regierung am 26. Mai 1952 zunächst die innerdeutsche Grenze und schloss mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 die letzte verbliebene Möglichkeit, die DDR in Richtung Westen zu verlassen. In der Folge stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage vorübergehend. An den grundlegenden strukturellen Schwächen der sozialistischen zentralen Planwirtschaft änderte dies jedoch nichts.

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„So war der Alltag in der DDR“ hochgeladen am 9. August 2019 von „MrWissen2go Geschichte | Terra X"

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Aufstand vom 17. Juni 1953
Am 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu einem Volksaufstand. Viele Menschen protestierten gegen die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen sowie die repressive Politik der DDR-Führung. Sie forderten freie Wahlen, die Absetzung der SED-Regierung und die Wiedervereinigung Deutschlands. Die DDR-Führung versuchte, die Proteste mit Gewalt zu unterdrücken. Mit sowjetischem Militär, der Deutschen Volkspolizei und der Staatssicherheit wurde der Volksaufstand blutig niedergeschlagen. Hunderte Menschen wurden getötet und Tausende verhaftet.

D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.

Massenorganisation
In einer demokratischen Gesellschaft beschreibt der Begriff Massenorganisation einen Verband, eine Partei oder eine Organisation mit sehr vielen freiwilligen Mitgliedern, wie z. B. eine Gewerkschaft. In der DDR war die Mitgliedschaft in einer Massenorganisation zwar formal freiwillig, eine Nicht-Mitgliedschaft ging jedoch oftmals mit beruflichen oder persönlichen Nachteilen einher. Somit halfen die Massenorganisationen der SED Regierung, die Bevölkerung zu steuern und zu kontrollieren.

Ostblock
Als Ostblock wurden die Staaten in Mittel- und Osteuropa bezeichnet, die unter der politischen und wirtschaftlichen Kontrolle der Sowjetunion standen.

Parlamentarischer Rat
Der Parlamentarische Rat war die verfassungsgebende Versammlung, deren Mitglieder vom 1. September 1948 bis zum 8. Mai 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ausarbeiteten. Das Grundgesetz wurde am 23. Mai 1949 offiziell verabschiedet.

Potsdamer Abkommen

Das Potsdamer Abkommen beinhaltet alle Beschlüsse über die Zukunft Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die auf der Potsdamer Konferenz (→ schaue nach beim Wort Potsdamer Konferenz) von den Siegermächten verhandelt und vereinbart wurden. Dazu zählen u. a. die sogenannten „Vier Ds“, die die Denazifizierung, Demilitarisierung, Dezentralisierung und Demokratisierung Deutschlands vorsahen.

Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.

Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.

Reparationsleistung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen



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Historische Einführung

Im Jahr 1989 gingen die Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zu Hunderttausenden auf die Straße. Sie protestierten friedlich gegen die Machthaber der DDR. Die Regierung geriet zunehmend unter Druck. Am 9. November 1989 wurden schließlich die Grenzen in Richtung Westen geöffnet. Danach überschlugen sich die Ereignisse und in kurzer Zeit wurden weitreichende politische und wirtschaftliche Veränderungen beschlossen. Innerhalb weniger Monate einigten sich Politiker aus beiden deutschen Staaten auf eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Zum 1. Juli 1990 wurde die D-Mark auch in der DDR gesetzliches Zahlungsmittel und die Bundesbank auch dort zum Währungshüter. Diese Art der Währungsreform in der DDR unterschied sich deutlich von denjenigen 1923 bzw. 1948. Während es damals galt, die Hyperinflation zu beenden bzw. den Neuanfang nach dem Krieg zu ermöglichen, war die deutsch-deutsche Währungsunion ein Vorgriff auf die deutsche Einheit.

Um die europäische Einigung zu vertiefen, kam es nur wenige Jahre später zu einer weiteren großen Veränderung. Der Euro, die gemeinsame europäische Währung, wurde 1999 zunächst als Buchgeld eingeführt, ab 2002 dann auch als Bargeld. Die Bundesbank hatte bis zur Abschaffung der D-Mark als unabhängige Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland das Prinzip der Preisstabilität verteidigt und sich damit auch international großen Respekt verschafft. Nach ihrem Vorbild wurde das Eurosystem geschaffen, bestehend aus der EZB und den nationalen Zentralbanken der Euro-Länder. Gemeinsam sichern sie die Stabilität der europäischen Währung.

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Direktorium der EZB
Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.

D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.

Eurosystem
Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat).

EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.

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Die deutsch-deutsche Währungsunion

Bis Ende der 1980er-Jahre waren Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) Teil des Herrschaftsbereichs der Sowjetunion. Das bedeutete, dass die Staaten nicht frei über ihre Politik entscheiden konnten. Im Inneren handelte es sich um autoritäre, kommunistische Ein-Parteien-Regierungen. Wirtschaftlich agierten sie nach dem Modell der sozialistischen Planwirtschaft. Gegenüber den westlichen Staaten verfolgten sie eine Politik der Abgrenzung. Dies galt insbesondere für die DDR, die die Reisefreiheit ihrer Bürgerinnen und Bürger durch eine scharf bewachte innerdeutsche Grenze stark einschränkte.
Alle sozialistischen Staaten litten seit den 1970er-Jahren unter einem wirtschaftlichen Niedergang und einer zunehmenden Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den gesellschaftspolitischen Verhältnissen.

Im Laufe des Jahres 1989 demonstrierten in der DDR immer mehr Menschen gegen die Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die friedlichen Proteste griffen ab Oktober 1989 rasch auf die ganze DDR über. Gleichzeitig flohen immer mehr Menschen aus dem Land. Dies geschah meist über Ungarn, das seine Westgrenzen bereits im Sommer 1989 geöffnet hatte. Die Massenflucht destabilisierte zunehmend die Herrschaft der SED. Um die Lage zu beruhigen, öffnete die DDR-Regierung am 9. November 1989 die Grenzen zur Bundesrepublik und nach West-Berlin. Danach überschlugen sich die politischen Entwicklungen. Innerhalb kurzer Zeit einigten sich Politiker aus beiden deutschen Staaten auf eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Die Bundesbank war dafür verantwortlich, die Menschen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) pünktlich zum 1. Juli 1990 mit D-Mark zu versorgen. Das gemeinsame Geld wurde zu einem Symbol der deutschen Einheit, die wenige Monate später, am 3. Oktober, offiziell wurde.

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Am 09. November 1989 versuchte die DDR-Regierung die politische Entwicklung wieder selbst in die Hand zu nehmen, indem sie die Grenzen zur Bundesrepublik und nach West-Berlin öffnete. Doch dieser Plan ging nicht auf.

Angesichts des fortdauernden Drucks sowohl durch die Demonstrationen als auch durch die Fluchtwelle aus der DDR einigten sich die SED-Regierung der DDR und die Opposition auf die Durchführung freier und demokratischer Wahlen zur Volkskammer, dem Parlament der DDR. Diese Wahl am 18. März 1990 gewann die Allianz für Deutschland, ein Parteienbündnis unter Führung der CDU, das für eine rasche Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten eintrat. Daraufhin begannen Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, um die Rahmenbedingungen der angestrebten Einheit zu definieren. Diese mündeten in den Vertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion und den Vertrag
(Einigungsvertrag), mit dem die deutsche Einheit beschlossen wurde. Parallel dazu wurden die außenpolitischen Aspekte der deutschen Wiedervereinigung zwischen den beiden deutschen Staaten und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs im Zwei-plus-Vier-Vertrag geregelt. Am 3. Oktober 1990 wurde dann die Einheit Deutschlands Wirklichkeit.

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Menschenmassen stehen am 10. November 1989 vor und auf der Berliner Mauer am Brandenburger Tor in Berlin, nachdem in der Nacht zuvor die deutsch-deutschen Grenzen geöffnet wurden.

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Als ersten Schritt auf dem Weg zur Deutschen Einheit verhandelten die beiden Regierungen über eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. In nur wenigen Wochen arbeiteten sie einen entsprechenden Vertrag aus. Er sah als wichtigste Punkte die Einführung der sozialen Marktwirtschaft in der DDR, die Umstellung der DDR-Währung auf D-Mark und die Einführung der sozialen Sicherungssysteme der Bundesrepublik in der DDR vor. Beide Parlamente stimmten zu und der Vertrag trat am 1. Juli 1990 in Kraft.
Laufende Zahlungen wie Löhne, Gehälter, Renten und Mieten wurden im Verhältnis 1:1 von Mark der DDR auf D-Mark umgestellt. Für Sparkonten gab es nach Alter des Inhabers und der Höhe der Guthaben gestaffelte Beträge von 2.000, 4.000 und 6.000 DDR-Mark, die ebenfalls im Verhältnis 1:1 umgetauscht wurden. Kontoguthaben, die oberhalb dieser Beträge lagen, wurden im Verhältnis 2:1 umgestellt.
Während die deutsch-deutsche Währungsunion für die Bürgerinnen und Bürger der DDR ein großer Einschnitt war, änderte sich in der Bundesrepublik mit der Umstellung nichts.

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„1.7.1990: Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion tritt in Kraft" hochgeladen am 17. Juli 2020 von „Kalenderblatt – Deutschlandfunk"

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Die Deutsche Bundesbank wurde 1957 als Nachfolgerin der Bank deutscher Länder (BdL) als unabhängige Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Ihre vorrangige Aufgabe war und ist es, für stabiles Geld zu sorgen und die Bargeldversorgung des Landes sicherzustellen. Die Deutsche Bundesbank war somit auch dafür verantwortlich, den Menschen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) pünktlich zum 1. Juli 1990 D-Mark bereitzustellen. Die Beschäftigten der Bundesbank brachten hierfür 440 Millionen Banknoten und 102 Millionen Münzen in kürzester Zeit in den Osten Deutschlands. Um das Bargeld vor Ort zu verteilen, baute die Bundesbank 15 neue Filialen auf.

Das gemeinsame Geld wurde zu einem Symbol der deutschen Einheit, die wenige Monate später offiziell wurde: Am 3. Oktober trat die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei.

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Die deutsch-deutsche Währungsunion

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Direktorium der EZB
Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.

D-Mark

Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.

Einigungsvertrag
Der deutsch-deutsche Einigungsvertrag regelte alle rechtlichen und administrativen Veränderungen, die durch den Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Bundesrepublik Deutschland notwendig wurden. Dazu zählten Änderungen im Grundgesetz sowie Neuordnungen in der öffentlichen Verwaltung. Der Einigungsvertrag wurde bis zum 31. August 1990 zwischen den beiden deutschen Staaten ausgehandelt und trat am 3. Oktober 1990, mit dem Tag der Deutschen Einheit, in Kraft.

Eurosystem
Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat).

EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.
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Aus der Geschichte lernen – Die Bundesbank und das Eurosystem

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Von der D-Mark zum Euro

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Der Weg zu einer gemeinsamen europäischen Währung dauerte mehrere Jahrzehnte. Erste Vorschläge dazu gab es bereits in den 1970er-Jahren für die Europäische Gemeinschaft (EG), die Vorgängerorganisation der heutigen Europäischen Union (EU). Letztlich ließen sich diese Pläne damals jedoch nicht umsetzen.
Einen neuen Anlauf nahm man Ende der 1980er-Jahre. Im Frühjahr 1989 legte eine Expertenkommission einen ersten Drei-Stufen-Plan für eine europäische Wirtschafts- und Währungsunion vor. Nach langen Verhandlungen wurde am 7. Februar 1992 in Maastricht der Vertrag über die Europäische Union (EU) unterzeichnet, der am 1. November 1993 in Kraft trat. In diesem Vertrag wurde der Drei-Stufen-Plan zur Einführung einer einheitlichen Währung für Europa konkretisiert.

Die Einführung einer gemeinsamen Währung erfolgte in drei Stufen: Die erste Stufe, die am 1. Juli 1990 begann, hatte das Ziel, die Geld- und Finanzpolitik der Mitgliedstaaten stärker auf die Erfordernisse von
Preisstabilität und Haushaltsdisziplin auszurichten.

Zum 1. Januar 1994 begann die zweite Stufe mit der Errichtung des Europäischen Währungsinstituts (EWI). Das EWI – als Vorgängerinstitut der Europäischen Zentralbank (EZB) – bereitete die Einführung der gemeinsamen Währung vor. Im Dezember 1995 legten die Staats- und Regierungschefs der EU den Namen „Euro“ für die gemeinsame Währung fest.

Mit dem Beginn der dritten Stufe am 1. Januar 1999 wurden die Wechselkurse der nationalen Währungen der Teilnehmerländer zum Euro unwiderruflich festgelegt. Das Eurosystem übernahm die geldpolitische Verantwortung für den Euro. Die geldpolitischen Entscheidungen trifft seitdem der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat).

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„Die Geschichte der Europäischen Union" hochgeladen am 23. Mai 2019 von „Terra X, MrWissen2go Geschichte"

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Am 7. Februar 1992 wurde der Vertrag von Maastricht von den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) im niederländischen Maastricht unterzeichnet. Aus der Europäischen Gemeinschaft (EG) wurde hierdurch die Europäische Union (EU). Mit der sogenannten Unionsbürgerschaft erhielten Bürgerinnen und Bürger der EU das Recht, in jedem Mitgliedstaat zu leben und zu arbeiten. Außerdem einigte man sich auf eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik sowie eine Zusammenarbeit in der Justiz- und Innenpolitik. Zudem legte der Vertrag den Weg zur Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung fest.

Alle Länder, die den Euro als Währung einführen wollen, sollen zum Nachweis ihrer „Stabilitätsreife“ bestimmte Voraussetzungen erfüllen – die sogenannten Konvergenzkriterien. Durch diese Kriterien soll sichergestellt werden, dass die teilnehmenden Staaten wirtschaftlich einander ausreichend ähnlich sind, um die Preisstabilität im Euroraum dauerhaft sichern zu können. Mit dem Vertrag wurde ebenso beschlossen, die Europäische Zentralbank (EZB) zu gründen und das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) einzurichten. Da nicht alle Mitgliedstaaten der EU zum Euro-Währungsgebiet gehören, wird zwischen dem ESZB und dem Eurosystem unterschieden. Das ESZB umfasst die EZB und die nationalen Zentralbanken aller EU-Mitgliedstaaten. Das Eurosystem hingegen besteht aus der EZB und den Zentralbanken der Länder, die den Euro als Währung eingeführt haben. Vorrangiges Ziel des Eurosystems ist es, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten.

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Eine Kopie des Vertrags von Maastricht, dem Gründungsvertrag über die Europäische Union


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Das jährliche Haushaltsdefizit eines Staates sollte 3 % und der öffentliche Schuldenstand insgesamt 60 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht überschreiten. EU-Länder, die dem Euroraum beitreten möchten, müssen also über eine ausreichend solide staatliche Haushaltsführung verfügen und dürfen nicht übermäßig hoch verschuldet sein.

Die Inflationsrate eines Staates darf nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über der Inflationsrate der drei preisstabilsten EU-Mitgliedstaaten liegen. EU-Länder, die Teil des Euroraums werden wollen, müssen also schon vor dem Beitritt ein hohes Maß an Preisstabilität aufweisen.

Ein EU-Staat, der den Euro einführen möchte, muss mindestens zwei Jahre stabile Wechselkurse zum Euro nachgewiesen haben. Konkret bedeutet das, dass sich die Währung dieses Landes in diesem Zeitraum gegenüber dem Euro nicht zu stark auf- oder abwerten darf.

Die Zinssätze für langlaufende Staatsanleihen eines Staates, die zur Kreditaufnahme des Staates dienen, sollten nicht mehr als zwei Prozentpunkte über den entsprechenden Zinssätzen der drei preisstabilsten Mitgliedsländer der Europäischen Union liegen. Die Höhe der langfristigen Zinsen gilt als Maßstab für Solidität, Glaubwürdigkeit und Stabilitätsorientierung von Staaten.

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Im Jahr 1999 wurde der Euro als gemeinsame Währung von zunächst elf EU-Ländern eingeführt. Hierfür wurden die Wechselkurse der nationalen Währungen zum Euro unwiderruflich festgelegt. In Deutschland lautete der Kurs 1,95583 D-Mark = 1 Euro. Die Umstellung auf den Euro war keine Währungsreform wie z. B. diejenigen 1923 oder 1948, denn sämtliche Geldbeträge wurden zu diesem Kurs umgestellt. Es handelte sich daher um eine Währungsumstellung. Gleichzeitig ging die Verantwortung für die Geldwertstabilität von den nationalen Zentralbanken auf das Eurosystem über.

Den Euro gab es zunächst nur als Buchgeld auf Bankkonten. Alle Geldbeträge wie Preise, Löhne und Mieten, wurden bereits doppelt ausgezeichnet, sodass sich die Menschen an die neuen Beträge gewöhnen konnten.

Um die Bevölkerung in Europa mit dem neuen Euro-Münzen vertraut zu machen, wurden Ende 2001 sogenannte Starterkits ausgegeben. In Deutschland enthielt ein Starterkit Münzen im Wert von 10,23 Euro und war für 20 D-Mark in allen Banken erhältlich.

Ab 1. Januar 2002 wurden dann überall Euro-Banknoten und Euro-Münzen ausgegeben und das nationale Bargeld nach und nach aus dem Umlauf genommen. Bis Ende Februar 2002 konnte man im Einzelhandel noch mit D-Mark bezahlen, das Wechselgeld erhielt man in Euro.

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Die Bundesbank in der Europäischen Währungsunion

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Vielen Menschen in Deutschland fiel der Abschied von der D-Mark schwer, denn sie vertrauten ihr, weil sie eine der stabilsten Währungen weltweit war. Sie fürchteten, dass der Euro weniger stabil sein würde. Diese Sorge war jedoch unbegründet. Der Euro hat sich als eine weitgehend stabile, vertrauenswürdige und weltweit geschätzte Währung etabliert. In den ersten beiden Jahrzehnten lag die durchschnittliche Inflationsrate sowohl in Deutschland als auch im Euroraum unter 2 %.

Seit 1999 sind dem Euroraum weitere Länder beigetreten. Im Jahr 2023 haben mehr als 340 Millionen Menschen in 20 EU-Ländern den Euro als gemeinsame Währung.
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Direktorium der EZB
Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.

Eurosystem

Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat).

EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.

Haushaltsdisziplin
Haushaltsdisziplin bedeutet, die Einnahmen und Ausgaben eines Haushalts im Gleichgewicht zu halten. Das ist wichtig für die finanzielle Stabilität des Staatshaushalts (→ schaue nach beim Wort Staatshaushalt). Sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, entsteht ein Haushaltsdefizit. Ein Haushaltsdefizit muss entweder durch Schuldenaufnahme oder durch Steuererhöhungen finanziert werden.

Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.

Preisstabilität
Preisstabilität bedeutet, dass sich das Preisniveau, also der Durchschnitt aller Preise, im Laufe der Zeit nur wenig ändert. Das ist wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Die Begriffe Preisstabilität und Geldwertstabilität werden daher oftmals als Synonyme verwendet. Wie stark sich das Preisniveau ändert, lässt sich an der Inflationsrate (→ schaue nach beim Wort Inflation) ablesen. Nach Auffassung des EZB-Rates kann Preisstabilität am besten erreicht werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt.

Staatshaushalt
Der Staatshaushalt (auch: öffentlicher Haushalt) umfasst alle Einnahmen und Ausgaben, die ein Staat in einer bestimmten Zeit hat. In Deutschland stellt das Finanzministerium den Staatshaushalt in einem Haushaltsplan zusammen. Man spricht synonym auch vom Budget bzw. Etat. In der Kurzform sagt man oft nur „Haushalt“. Damit können auch die Finanzen einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Bundeslandes gemeint sein.
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Die Deutsche Bundesbank und das Eurosystem

Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Als unabhängige Zentralbank hielt die Bundesbank den Wert der D-Mark über Jahrzehnte hinweg außerordentlich stabil. Seit der Einführung der gemeinsamen Währung Euro 1999 ist sie Teil des Eurosystems. So trägt sie dazu bei, die Kaufkraft des Euro zu erhalten.

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Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main
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Die Deutsche Bundesbank ist seit 1957 die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Sie löste die von den Alliierten 1948 gegründete Bank deutscher Länder (BdL) ab. Ihren Hauptsitz hat sie in Frankfurt am Main.

Die Bundesbank war und ist vorrangig dazu verpflichtet, für Geldwertstabilität zu sorgen, also die Kaufkraft des Geldes zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Gesetzgeber sie mit einer weitreichenden Unabhängigkeit ausgestattet. Im Gesetz über die Deutsche Bundesbank heißt es hierzu: „Die Deutsche Bundesbank ist […] von Weisungen der Bundesregierung unabhängig.“ Dies bedeutet, dass sich die Bundesbank unbeeinflusst ihrer gesetzlichen Aufgabe widmen kann. Hinzu kam und kommt eine ausgeprägte Stabilitätsorientierung. Beides zusammen – also die Unabhängigkeit von politischen Weisungen und die Ausrichtung auf stabiles Geld – führte dazu, dass die
D-Mark über Jahrzehnte zu den weltweit stabilsten Währungen gehörte.

Heute trägt die Bundesbank als Teil des Eurosystems dazu bei, die Kaufkraft des Euro zu erhalten. Obwohl das Geld inzwischen ein anderes ist als früher, hat sich an der Ausrichtung der Bundesbank auf Geldwertstabilität nichts geändert. Das Erfolgsmodell der Bundesbank wurde gleichzeitig zum Leit- und Konstruktionsprinzip des Eurosystems.

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„Was macht die Bundesbank?“ hochgeladen am 17. August 2021 von „Deutsche Bundesbank"

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„Was ist Preisstabilität, Inflation und Deflation?“ hochgeladen am 13. August 2021 von „Deutsche Bundesbank"

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Die Deutsche Bundesbank und das Eurosystem

Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Als unabhängige Zentralbank hielt die Bundesbank den Wert der D-Mark über Jahrzehnte hinweg außerordentlich stabil. Seit der Einführung der gemeinsamen Währung Euro im Jahr 1999 ist sie Teil des Eurosystems. So trägt sie dazu bei, die Kaufkraft des Euro zu erhalten.

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Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main
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Die Deutsche Bundesbank ist seit 1957 die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Sie löste die von den Alliierten 1948 gegründete Bank deutscher Länder (BdL) ab. Ihren Hauptsitz hat sie in Frankfurt am Main.

Die Bundesbank war und ist vorrangig dazu verpflichtet, für Preisstabilität zu sorgen, also die Kaufkraft des Geldes zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Gesetzgeber sie mit einer weitreichenden Unabhängigkeit ausgestattet. Im Gesetz über die Deutsche Bundesbank heißt es hierzu: „Die Deutsche Bundesbank ist […] von Weisungen der Bundesregierung unabhängig“. Dies bedeutet, dass sich die Bundesbank unbeeinflusst ihrer gesetzlichen Aufgabe widmen kann. Hinzu kam und kommt eine ausgeprägte Stabilitätsorientierung. Beides zusammen – also die Unabhängigkeit von politischen Weisungen und die Ausrichtung auf stabiles Geld – führte dazu, dass die
D-Mark
über Jahrzehnte zu den weltweit stabilsten Währungen gehörte.

Heute trägt die Bundesbank als Teil des Eurosystems dazu bei, die Kaufkraft des Euro zu erhalten. Obwohl das Geld inzwischen ein anderes ist als früher, hat sich an der Ausrichtung der Bundesbank auf Preisstabilität nichts geändert. Das Erfolgsmodell der Bundesbank wurde gleichzeitig zum Leit- und Konstruktionsprinzip des Eurosystems.

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„Was macht die Bundesbank?“ hochgeladen am 17. August 2021 von „Deutsche Bundesbank"

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Seit 1999 liegt die Verantwortung für stabiles Geld im Euroraum beim Eurosystem. Zum Eurosystem gehören die Europäische Zentralbank (EZB) – ebenfalls mit Sitz in Frankfurt am Main – und die nationalen Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Für Preisstabilität wird im Euro-Währungsgebiet also gemeinschaftlich nach dem Prinzip „Gemeinsames Geld, gemeinsame Verantwortung“ gesorgt.
Für die nationalen Zentralbanken wie die Deutsche Bundesbank, aber zum Beispiel auch die Banque de France oder die Banca d’Italia bedeutet das: Mit der Einführung des Euro wurde aus der ehemaligen Alleinverantwortung für die eigene nationale Währung eine Mitverantwortung für das gemeinsame europäische Geld.

Das oberste Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat). In diesem kommen das Direktorium der EZB und die Gouverneure bzw. Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Länder des Euroraums zusammen. Somit ist auch der Präsident der Deutschen Bundesbank Mitglied im EZB-Rat und entscheidet über die geldpolitischen Maßnahmen mit. Geleitet wird der EZB-Rat von der EZB-Präsidentin.

Das Eurosystem hat die gesetzlich verankerte, vorrangige Aufgabe, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten. Hierfür ist der EZB Rat – wie zuvor schon die Bundesbank – unabhängig von politischen Weisungen.

Unabhängigkeit und Stabilitätsorientierung des EZB-Rats sind wichtige Voraussetzungen, um die Kaufkraft des Euro zu erhalten. Um die Stabilität der Währung dauerhaft abzusichern, müssen ergänzend jedoch auch die Euro-Staaten ihre Wirtschafts- und Finanzpolitiken stabilitätsorientiert ausrichten.

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Treffen des EZB-Rats am 7. Dezember 2017

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Direktorium der EZB
Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.

D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.

Eurosystem
Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat)

EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.

Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.

Kaufkraft
Die Kaufkraft zeigt, wie viele Güter man für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann. Werden Waren und Dienstleistungen teurer (Inflation), weil das Preisniveau steigt, dann kann man für sein Geld weniger Dinge kaufen als zuvor. Die Kaufkraft nimmt also bei steigendem Preisniveau ab.
Werden Güter hingegen günstiger (Deflation), weil das Preisniveau sinkt, dann kann man für sein Geld mehr Dinge kaufen als zuvor, die Kaufkraft erhöht sich also.

Preisstabilität
Preisstabilität bedeutet, dass sich das Preisniveau, also der Durchschnitt aller Preise, im Laufe der Zeit nur wenig ändert. Das ist wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Die Begriffe Preisstabilität und Geldwertstabilität werden daher oftmals als Synonyme verwendet. Wie stark sich das Preisniveau ändert, lässt sich an der Inflationsrate (→ schaue nach beim Wort Inflation) ablesen. Nach Auffassung des EZB-Rates kann Preisstabilität am besten erreicht werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt.
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Aus der Geschichte gelernt

Geld begegnet uns überall im Leben. Als Tauschmittel, Recheneinheit und zur Wertaufbewahrung kann es aber nur funktionieren, wenn es wertstabil ist und die Menschen dem Geld vertrauen.

Der aufgedruckte Betrag auf einem Geldschein oder das Guthaben auf einem Konto sagen hierbei jedoch nichts darüber aus, ob das Geld viel oder wenig wert ist. Der Wert des Geldes bemisst sich stattdessen allein daran, wie viele Waren und Dienstleistungen man sich für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann. Der Wert des Geldes liegt also in seiner Kaufkraft. Diese hängt wiederum von den Preisen ab. Je stärker die Preise steigen, je höher also die Inflation ist, desto stärker sinkt die Kaufkraft eines gegebenen Geldbetrages.

In der deutschen Währungsgeschichte wurde das Geld zweimal wertlos. Nur durch die Währungsreformen in den Jahren 1923 und 1948 konnte das verlorengegangene Vertrauen in das Geld wiederhergestellt werden. Wenn dieses Vertrauen dauerhaft gesichert ist, dann gelingt auch eine Währungsumstellung wie bei der Einführung des Euro im Jahr 1999 reibungslos.

Die Erfahrungen aus der deutschen Währungsgeschichte lehren, dass der Geldwert am besten gesichert wird, wenn eine Zentralbank ausdrücklich die vorrangige Aufgabe hat,
Preisstabilität
zu gewährleisten. Ergänzend hierzu muss die Zentralbank vor politischer Einflussnahme geschützt werden, also ihre Aufgabe unabhängig erledigen können.

Hohe Inflation und der Verfall des Geldwertes sind nicht bloß Ereignisse der Vergangenheit. Beispiele der letzten Jahre wie in Zimbabwe, Venezuela oder der Türkei zeigen, dass es auch heute noch Phasen mit (teils extrem) hoher Inflation geben kann. Die Kaufkraft des Geldes muss also immer aktiv gesichert werden, sie ist keine Selbstverständlichkeit.

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Zentralbanken hatten früher auch die Aufgabe, die Ausgaben ihres Staates mitzufinanzieren. Davon wurde vor allem im Deutschen Reich zur Finanzierung des Ersten und Zweiten Weltkriegs Gebrauch gemacht. Die übermäßige Staatsfinanzierung führte zu einer massiven Geldausweitung und somit zu Inflation und Geldentwertung.
Aus diesen Erfahrungen heraus war es bereits der Deutschen Bundesbank verboten, dem Staat direkt Geld zu geben. Auch das Eurosystem darf die Euro-Staaten nicht finanzieren und ihnen Kredite geben. Dieses Verbot der „monetären Staatsfinanzierung“ ist ein wichtiger Baustein stabilen Geldes.

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Die Unabhängigkeit des Eurosystems

Für den Euro haben die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker alle Voraussetzungen geschaffen, um seine Stabilität dauerhaft zu gewährleisten. So hat das Eurosystem einen gesetzlich fixierten, eindeutigen Auftrag: den Geldwert des Euro stabil zu halten. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, ist das Eurosystem unabhängig. Diese Unabhängigkeit ist in mehrfacher Hinsicht gewährleistet.

Institutionelle Unabhängigkeit

Es ist nationalen und supranationalen Stellen – wie der Europäischen Kommission – verboten, der EZB oder den nationalen Zentralbanken Weisungen zu erteilen.

Funktionelle Unabhängigkeit

Das Eurosystem entscheidet selbst über Strategien und Maßnahmen, um Preisstabilität zu erreichen.

Personelle Unabhängigkeit

Die Mitglieder des EZB-Rats werden für eine lange Amtszeit (in der Regel 8 Jahre) ernannt. So sind sie vor willkürlicher vorzeitiger Amtsenthebung geschützt.

Finanzielle Unabhängigkeit

Die Zentralbanken können frei und unabhängig über ihre finanziellen Mittel verfügen.

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Es ist primär die Aufgabe der Zentralbank, für Preisstabilität zu sorgen. Doch auch das Verhalten anderer Wirtschaftsteilnehmer, wie Staat, Gewerkschaften und Unternehmen, hat erheblichen Einfluss.

Zum Beispiel wirkt sich auch die Finanzpolitik einer Regierung auf die Preisentwicklung aus. Verschuldet sich die Regierung nämlich zu stark, um dieses Geld auszugeben, dann können die Preise wegen der erhöhten staatlichen Nachfrage steigen. Auch könnte die Zentralbank politisch unter Druck geraten, etwas mehr Inflation zuzulassen, um die Staatsschulden hierdurch zu entwerten. Aus beiden genannten Gründen haben sich alle EU-Länder dazu verpflichtet, ihre Staatsverschuldung zu begrenzen, um hierdurch zu stabilem Geld beizutragen.

Ebenso hat die Lohnpolitik Einfluss auf die Preisentwicklung. Gewerkschaften fordern typischerweise höhere Löhne, die dann zu höheren Kosten bei den Unternehmen führen. Geben die Unternehmen diese Kosten in Form höherer Produktpreise weiter, dann steigt auch hierdurch das Preisniveau. Verantwortung tragen aber auch die Unternehmen, wenn sie ihre Preise übermäßig erhöhen, ohne dass ihre Kosten entsprechend gestiegen sind.

Der deutsche Ökonom Otmar Issing sagte einmal: „Gegen die Front einer ‚Gesellschaft des Überanspruchs‘ kann auch eine unabhängige Notenbank die Geldwertstabilität auf Dauer nicht verteidigen – oder anders gewendet: Jede Gesellschaft hat letztlich die Inflationsrate, die sie verdient und im Grunde auch will.“

Das Zitat macht deutlich, dass für alle genannten Akteure gilt, beim eigenen Handeln auch die Preisstabilität im Auge zu behalten. Nur wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ihrer stabilitätspolitischen Verantwortung gerecht werden, lässt sich die Preisstabilität dauerhaft sichern. Die Zentralbank kann diese Aufgabe am Ende nicht allein erfüllen.

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Warnstreik am 21. März 2023 in Wiesbaden, aufgerufen von der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di)

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Geldwertstabilität
(→ schaue nach beim Wort Preisstabilität)

Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.

Kaufkraft
Die Kaufkraft zeigt, wie viele Güter man für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann. Werden Waren und Dienstleistungen teurer (Inflation), weil das Preisniveau steigt, dann kann man für sein Geld weniger Dinge kaufen als zuvor. Die Kaufkraft nimmt also bei steigendem Preisniveau ab.
Werden Güter hingegen günstiger (Deflation), weil das Preisniveau sinkt, dann kann man für sein Geld mehr Dinge kaufen als zuvor, die Kaufkraft erhöht sich also.

Preisstabilität
Preisstabilität bedeutet, dass sich das Preisniveau, also der Durchschnitt aller Preise, im Laufe der Zeit nur wenig ändert. Das ist wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Die Begriffe Preisstabilität und Geldwertstabilität werden daher oftmals als Synonyme verwendet. Wie stark sich das Preisniveau ändert, lässt sich an der Inflationsrate (→ schaue nach beim Wort Inflation) ablesen. Nach Auffassung des EZB-Rates kann Preisstabilität am besten erreicht werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt.
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