Flur I
Herzlich willkommen zur virtuellen Ausstellung! Von Inflation und StabilitätErlebe eine Zeitreise durch die Meilensteine der deutschen Währungsgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts.
Begib dich auf eine spannende Zeitreise und lerne mehr über die Meilensteine der deutschen Währungsgeschichte: von der Hyperinflation 1923 über die Währungsreformen von 1923 und 1948 sowie der Gründung der Deutschen Bundesbank bis hin zur Einführung des Euro und der heutigen Zusammenarbeit der Zentralbanken im Eurosystem.
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Historische Einführung
Historische Einführung
Zentralbank druckte dafür das benötigte Geld. Außerdem bot das Deutsche Reich Kriegsanleihen zum Kauf an. Das bedeutete, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Ersparnisse dem Staat leihen konnten. Die Bevölkerung gab der Reichsregierung also Kredite, um den Krieg zu finanzieren. Das Geld, das die Reichsregierung durch Kriegsanleihen erhielt, setzte sie wiederum zur Gegenfinanzierung der Reichsbankkredite ein. Insgesamt führte die Kriegsfinanzierung Deutschlands zu einer starken Ausweitung der Geldmenge. Hierdurch kam es zur
Inflation, die Kaufkraft der Mark verfiel also.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Weimarer Republik gegründet, die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland. Der politische Neuanfang war durch die Folgekosten des Krieges erheblich belastet. Daher setzte der deutsche Staat die Verschuldungspolitik der Kriegszeit fort und die Kaufkraft der Mark nahm weiter ab.
Deutschland musste nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags hohe Reparationen in fremder Währung (Devisen) an die Siegermächte zahlen (Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA, auch Alliierte genannt). Als Deutschland nach Ansicht der alliierten Mächte in Zahlungsverzug geriet, besetzten Anfang 1923 französische und belgische Soldaten das Ruhrgebiet. Daraufhin rief die deutsche Regierung die arbeitende Bevölkerung im Ruhrgebiet zum passiven Widerstand auf. Der sogenannte Ruhrkampf kostete zusätzlich viel Geld, darum ließ die Reichsregierung weitere Geldscheine drucken. Immer mehr und mehr Geld geriet in Umlauf, wodurch es im Verlauf des Jahres 1923 zu einer außer Kontrolle geratenen drastischen Geldentwertung (Hyperinflation) kam. Die Situation der Bevölkerung verschlechterte sich rapide. Waren und Dienstleistungen wurden immer teurer und die Gehälter und Löhne stiegen im Verhältnis nur langsam. Viele Bürgerinnen und Bürger verarmten und wandten sich enttäuscht vom Staat ab. Diese Entwicklung gab politisch links- und rechtsradikalen Gruppierungen Auftrieb.
Im August 1923 wurde Gustav Stresemann zum neuen Reichskanzler ernannt. Er beendete den Ruhrkampf und bereitete eine Währungsreform vor. Am 15. November 1923 wurde die Rentenmark als neue Währung eingeführt. Eine Rentenmark entsprach einer Billion Mark. Alle Menschen, die Ersparnisse zurückgelegt hatten, verloren durch die Währungsreform ihr gesamtes Geldvermögen. Dieses war jedoch bereits zuvor durch die Hyperinflation wertlos geworden. Der Staat dagegen profitierte enorm: Die gesamten Kriegsschulden Deutschlands beliefen sich nach Einführung der neuen Währung nur noch auf 0,154 Rentenmark. Die Pflicht, Reparationen an die Siegermächte in fremder Währung (Devisen) zu bezahlen, wurde durch die Währungsreform aber nicht verändert. Das stellte die Reichsregierung vor große finanzielle Probleme.
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
Vom Ersten Weltkrieg in die Hyperinflation
In Deutschland rechnete man fest mit einem schnellen Sieg und plante, die Kriegsgegner für die Kosten der deutschen Kriegsführung bezahlen zu lassen. Doch es kam anders: Der Krieg dauerte vier Jahre, Deutschland verlor und musste sowohl für seine aufgenommenen Schulden als auch für Reparationen an die Alliierten aufkommen.
Die Reichsbank als zentrale Notenbank
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Das Direktorium der Reichsbank im Sitzungssaal um 1900
Die Finanzierung des Ersten Weltkriegs
Zur Gegenfinanzierung der Reichsbankkredite nutze das Deutsche Reich sogenannte Kriegsanleihen. Mit dieser Form von Wertpapieren sollten die Ersparnisse der Bevölkerung für den Krieg nutzbar gemacht werden. Der Staat lieh sich bei seinen Bürgerinnen und Bürgern Geld und versprach, alles nach Kriegsende mit hohen Zinsen zurückzuzahlen.
Die erste von insgesamt neun Kriegsanleihen wurde im September 1914 herausgegeben. Insgesamt kamen mit den Kriegsanleihen rund 97 Milliarden Mark zusammen. Dieser Betrag entsprach etwa 60 % der Kriegskosten.
Weitere Staatsanleihen brachten weitere 57 Milliarden Mark ein. Nur einen kleinen Betrag von 10 Milliarden Mark nahm der Staat durch Kriegsabgaben und Steuererhöhungen ein. Am Ende des Ersten Weltkriegs hatte das Deutsche Reich Schulden in Höhe von über 150 Milliarden Mark. Die Verschuldung war damit dreißigmal so hoch wie zu Beginn des Kriegs. Nur um die Zinsen für die Schulden zu bezahlen, musste der Staat fast 80 % seiner regulären Steuereinnahmen aufwenden.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Kinder machen in Berlin Werbung für die erste Kriegsanleihe
Krisenjahr & Währungsreform 1923
Der Weg ins Krisenjahr 1923
Der Weg ins Krisenjahr 1923
Unter Finanzminister Matthias Erzberger wurde eine Finanzreform durchgeführt, die ab 1919/1920 dem Deutschen Reich die Finanzhoheit übertrug. Mit der sogenannten Erzbergerschen Reform wurden das Steuerwesen und die Finanzverwaltung vereinheitlicht und eine einheitliche Einkommenssteuer eingeführt. Außerdem wurde von allen Steuerpflichtigen ein „Reichsnotopfer“ erhoben. Die Steuereinnahmen des Deutschen Reichs stiegen so stark an, dass damit die laufenden Staatsausgaben zeitweilig gedeckt werden konnten.
Am 5. Mai 1921 legte die Reparationskommission der Siegermächte der deutschen Regierung das sogenannte Londoner Ultimatum vor, das die Zahlung von umgerechnet 132 Milliarden Goldmark verlangte. Die Reichsregierung trat zurück, weil sie das Ultimatum nicht annehmen wollte. Eine neue Regierung unter Reichskanzler Joseph Wirth nahm die Forderungen zwar an, jedoch nur, um zu beweisen, dass Deutschland diese nicht erfüllen konnte. Doch dieses Vorgehen lehnten vor allem rechte Gruppierungen ab. Der Hass der Republikfeinde ging so weit, dass Rechtsradikale am 26. August 1921 einen tödlichen Anschlag auf den ehemaligen Finanzminister Erzberger verübten. Am 24. Juni 1922 wurde auch Außenminister Walther Rathenau von Rechtsradikalen ermordet.
Die Unruhen und besonders der Mord an Rathenau beschädigten international das Ansehen Deutschlands. Im Ausland bezweifelten Anleger jetzt, dass Deutschland seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommen würde, was zur Geldentwertung der Mark, d. h. zu einer verstärkten Inflation führte.
Der Weg in die Hyperinflation
Unter Experten wurden verschiedene Modelle diskutiert, um in den Staatsfinanzen Einnahmen und Ausgaben wieder in Übereinstimmung zu bringen. Letztlich blieb aber der Reichsregierung keine andere Möglichkeit, als weitere Schulden aufzunehmen. Das durch die Finanzreform angestrebte Ziel, den Staatshaushalt auszugleichen, wurde nicht dauerhaft erreicht. Das Problem des Defizits im Staatshaushalt blieb somit bestehen und trieb die Inflation weiter voran. Dies führte in der Folge auch dazu, dass die Steuerpflichtigen ihre Zahlungen so lange hinauszögerten, bis diese durch die Inflation deutlich an Wert verloren hatten.
Der Mord an Außenminister Walther Rathenau im Juni 1922 wurde international als Zeichen der politischen Instabilität Deutschlands gewertet. Während in den Anfangsjahren der Weimarer Republik ausländische Investoren noch Vertrauen in die Mark und in die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hatten, kam es im Laufe der 1920er-Jahre zu immer weniger Investitionen in Deutschland. Der Wechselkurs gegenüber anderen Währungen brach ein und auch im Inland büßte die Mark nach und nach ihre Geldfunktionen ein. Die deutsche Bevölkerung verlor ihr Vertrauen in die eigene Währung. Die Inflation nahm immer dramatischere Ausmaße an.
Bundesbank, 2022. Geld und Geldpolitik. Kapitel 1 – Funktionen und Formen des Geldes, S. 10.
Als Tausch- und Zahlungsmittel erleichtert Geld den direkten Austausch von Waren und Dienstleistung. Es ermöglicht außerdem die Vergabe von Krediten.
Geld als Recheneinheit ermöglicht, den Wert von Waren und Dienstleistungen schnell und einfach miteinander zu vergleichen.
Bei Geld ist es wichtig, dass es über lange Zeit seinen Wert behält, sodass Sparen möglich ist. Geld muss darum haltbar und wertbeständig sein.
Quelle:
Bundesbank, 2022. Geld und Geldpolitik. Kapitel 1 – Funktionen und Formen des Geldes, S. 10.
Der Ruhrkampf verschärft die Krise der Weimarer Republik
In Deutschland sah man die Belastungen durch die
Reparationen als untragbar an und führte den Wertverlust der Mark darauf zurück. Um die Inflation einzudämmen, schlug die deutsche Politik deshalb vor, die geforderte Summe an Reparationen zu mindern. Außerdem forderte Deutschland, in den USA Kredite aufnehmen zu dürfen, um damit die laufenden Reparationszahlungen bedienen zu können. Die Alliierten waren uneinig, wie sie mit den deutschen Forderungen umgehen sollten. Vor allem Frankreich beharrte auf Zahlung der Reparationen. Als Deutschland mit seinen Reparationszahlungen im Dezember 1922 in Rückstand geriet, marschierten am 11. Januar 1923 französische und belgische Truppen in das Ruhrgebiet ein, um die Reparationsforderungen eigenständig einzutreiben. Die deutsche Regierung rief zum passiven Widerstand, dem sogenannten Ruhrkampf, auf. Sie zahlte den Industriearbeitern Unterstützungszahlungen, wenn sie der Arbeit fernblieben. Auch die Gehälter der Beamten wurden weiterbezahlt und der Staat bewahrte Unternehmen durch Sonderzahlungen vor dem Bankrott.
Mit dem Ruhrkampf fielen die Steuereinnahmen aus der wichtigsten industriellen Region Deutschlands weg. Zudem kosteten die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen das Deutsche Reich weiteres Geld, was die Inflation nochmals beschleunigte. Die Reichsregierung verlor jetzt völlig die Kontrolle über den Wert des Geldes.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Belgische und französische Truppen besetzen das Ruhrgebiet, um die Reparationsleistungen sicherzustellen.
„Hände weg vom Ruhrgebiet!“
Ein Propagandaplakat der Kulturliga Berlin gegen die Ruhrbesetzung im Jahr 1923
Die Frau mit dem irren Blick ist Marianne. Sie ist die symbolische Verkörperung Frankreichs. Zu erkennen ist sie an der roten Jakobinermütze. Die Mütze war in der Französischen Revolution ein Symbol für eine demokratische Einstellung und stand als Zeichen für Freiheit und Unabhängigkeit. An der Mütze ist ein weiteres Erkennungsmerkmal angebracht: die Kokarde. Es ist ein kreisförmiges Hoheitszeichen in den französischen Nationalfarben. Die Darstellung der Marianne auf diesem Plakat soll Frankreich verhöhnen, weil es (gemeinsam mit Belgien) das Ruhrgebiet okkupierte.
Das Gewehr in Mariannes Hand steht für die militärische Besetzung des Ruhrgebiets.
Marianne greift gierig nach den Industrieanlagen im Ruhrgebiet.
Bei dem Helm handelt es sich um den Adrian-Stahlhelm der französischen Armee, der Marianne in ihrer Gier offensichtlich vom Kopf gefallen ist.
Bürgerinnen und Bürger verlieren das Vertrauen in den Staat
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Aufgrund der Inflation musste die Polizei den Menschenandrang vor einer Berliner Verkaufsstelle des städtischen Butterverkaufs beaufsichtigen. Ein Pfund Butter war für 68 Mark erhältlich.
Leben in der Hyperinflation des Jahres 1923
Das Leben in der Hyperinflation
Die Mark wurde bald als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptiert. So weigerten sich unter anderem Landwirte, ihre Produkte gegen Zahlung in Mark zu verkaufen. Dies führte zu Versorgungsproblemen. Die Löhne und Gehälter wurden hingegen weiterhin in Mark ausgezahlt. Die Menschen waren also darauf angewiesen, mit diesem Geld ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, was jedoch immer schwieriger wurde.
Vom Sommer 1923 bis Mitte November 1923 nahm die Hyperinflation schwindelerregende Ausmaße an. Die Kaufkraft der Mark fiel ins Bodenlose. Die Reichsbank musste immer mehr Firmen mit dem Druck von Banknoten beauftragen, auf denen Zahlen mit immer mehr Nullen aufgedruckt waren. Die Geldscheine wurden in Wäschekörben transportiert. Da die Reichsbank und die beauftragten Firmen mit dem Druck von Banknoten nicht mehr nachkamen, mussten Städte, Gemeinden und Firmen Notgeld ausgeben.
Alltag in der Hyperinflation
Die Einkünfte der unteren Einkommensbezieher lagen schon bald unter dem Existenzminimum. Angesichts des Wertverfalls des Geldes wurden die Löhne schließlich täglich ausbezahlt. Jeder versuchte, so schnell wie möglich das Geld auszugeben und Güter für den täglichen Bedarf einzukaufen. Schlangen vor Geschäften gehörten in dieser Zeit zum Alltagsbild in Deutschland. Die Währungskrise wurde zu einer Versorgungskrise. Güter aus dem Ausland waren angesichts des
Wechselkurses der Mark unbezahlbar – es sei denn, man verfügte über ausländisches Geld.
Gewinner und Verlierer
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Eine gut gekleidete Frau spendet einem bettelnden und kriegsverletzten Mann etwas Geld.
Die Rolle des Staates in der Hyperinflation
Die Reichsregierung unter Reichskanzler Wilhelm Cuno und die
Reichsbank unternahmen im Frühjahr 1923 unter Rückgriff auf Gold- und Devisenvorräte der Reichsbank Stützungskäufe, um den Wechselkurs der Mark zu stabilisieren. Diese Maßnahme kam aber zu spät und zeigte nur kurzfristig eine gewisse Wirkung. Die deutsche Regierung fand keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation, so dass Cuno am 12. August 1923 zurücktreten musste.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Reichskanzler Wilhelm Cuno hält eine Rede im Reichstag der Weimarer Republik.
Die Währungsreform stabilisiert die wirtschaftliche Lage
Eine Währungsreform nimmt Gestalt an
Hyperinflation zu beenden. Eine Billion Mark entsprach einer Rentenmark.
Die Menschen vertrauten der neuen Währung, weil ihr Volumen strikt begrenzt war. Hinzu kam, dass ihr Wert durch eine
Grundschuld abgesichert wurde. Diese Grundschuld wurde über den landwirtschaftlich und gewerblich genutzten Boden des Deutschen Reichs gedeckt.
Der Staat profitierte von der Währungsreform: Seine gesamten Kriegsschulden in Höhe von 154 Milliarden Mark beliefen sich nach der Währungsumstellung am 15. November 1923 auf gerade einmal 15,4 Pfennige der Rentenmark. Aber wichtige Fragen, wie z. B. der Umgang mit den in ausländischer Währung (Devisen) zu leistenden Reparationszahlungen, blieben zunächst ungeklärt.
Die Rentenmark beendet die Inflation
Am 15. Oktober 1923 erließ die Reichsregierung die „Verordnung über die Errichtung der Deutschen Rentenbank“. Die Deutsche Rentenbank erhielt das Recht, eine neue Währung, die Rentenmark, auszugeben. Die Geldmenge der neuen Währung war strikt auf 3,2 Milliarden Rentenmark begrenzt. Der Wert der Rentenmark war durch Grundschulden auf alle wirtschaftlich genutzten Grundstücke sowie Schuldverschreibungen von Gewerbebetrieben gedeckt.
Am 15. November trat die neue Währungsordnung in Kraft und am 16. November wurden die ersten Rentenmarkscheine durch die Rentenbank ausgegeben. Zugleich wurde die Kreditvergabe der Reichsbank an die Regierung gestoppt.
Die Währungsreform sorgte dafür, dass fortan 1 Billion Mark einer Rentenmark entsprach. Mit diesem Umrechnungskurs blieben die bisherigen Papiermarkscheine noch eine Zeit lang im Umlauf. Der Wechselkurs des Dollars stabilisierte sich bei 1 US-Dollar = 4,2 Rentenmark. Die Reichsbank sorgte durch
Stützungskäufe dafür, dass dieser Kurs stabil blieb.
Die strikte Begrenzung der Geldmenge, die Absicherung der Währung durch Gegenwerte, und die Stabilisierung des Wechselkurses waren die Voraussetzungen dafür, dass die neue Währung allgemein als wertbeständiges Zahlungsmittel akzeptiert wurde.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Warteschlage vor einer Ausgabestelle der Rentenmark in Berlin.
Der Dawes-Plan
Mit dem Dawes-Plan waren zudem eine Reform der Reichsbank und die Einführung der Reichsmark als neues gesetzliches Zahlungsmittel verbunden. Die Reichsbank wurde eine von der deutschen Regierung unabhängige Zentralbank. Sie durfte dem Staat nur noch eng begrenzt Kredite geben. Zudem musste sie dafür sorgen, dass das umlaufende Papiergeld zu 40 Prozent durch Gold und Devisen gedeckt war. Das Münzgesetz vom 30. August 1924 führte zusätzlich zur Rentenmark die Reichsmark als neues gesetzliches Zahlungsmittel ein. Eine Reichsmark entsprach dabei einer Rentenmark.
Die Währungsreform und der Dawes-Plan sorgten für ein Ende des „Inflationsjahrzehnts“, das mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 begonnen hatte.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Reichskanzler Gustav Stresemann unterzeichnet den Dawes-Plan
Historische Einführung
Historische Einführung
Am Ende des Krieges 1945 bot Deutschland ein Bild großflächiger Kriegsschäden. In den großen Städten war mehr als die Hälfte des Wohnraums zerstört, viele Menschen lebten in Trümmern. Durch zerstörte Brücken oder Schienen waren Verkehrswege vielfach blockiert, was die Versorgung erschwerte. Die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlebten viele Deutsche daher als Phase von großer Not und Hunger. Der unmittelbare Grund für diese Schwierigkeiten lag in der totalen Niederlage nach dem selbst begonnenen Krieg und der damit einhergehenden Verwüstung von Land und Gesellschaft. Doch die Ursachen für die Notlage reichten noch weiter zurück.
Zu dem Nachkriegselend hatte indirekt auch die schuldenfinanzierte Aufrüstungs- und Kriegspolitik der NS-Regierung (Kurzform für: nationalsozialistische Regierung) seit Mitte der 1930er-Jahre beigetragen. Charakteristisch für diese Politik war nämlich, dass sie mit massiv steigender Staatsverschuldung finanziert wurde. Das Ziel der NS-Regierung war es jedoch, diese Staatsverschuldung bestmöglich zu verbergen. Auch sollte die damit einhergehende Inflationsgefahr vordergründig mit Preiskontrollen gebannt werden. Der Grund für diese Vertuschungspolitik lag in der Sorge der Bevölkerung. Denn bei den Bürgerinnen und Bürgern war die Erinnerung an den Verlust des Sparvermögens durch die wertlos gewordenen Kriegsanleihen während des Ersten Weltkriegs bzw. durch die
Hyperinflation 1923 noch lebendig.
Erst nach Kapitulation und Kriegsende zeigte sich das enorme Ausmaß der Staatsverschuldung. Diese Schuldenlast erschwerte es in der Nachkriegszeit massiv, die Bevölkerung auch nur mit dem Nötigsten zu versorgen. Im sogenannten Hungerwinter zwischen den Jahren 1946 und 1947 waren Lebensmittel und Rohstoffe so knapp, dass auch die Zwangsbewirtschaftung und Rationierung mittels Bezugskarten keine ausreichende Versorgung gewährleisten konnte. Zudem war das Vertrauen in die Währung geschwunden, während der Schwarzmarkt und der Tauschhandel blühten.
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Raum I: Krisenjahr und Währungsreform 1923
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
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Der Weg ins Krisenjahr 1923
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Leben in der Hyperinflation des Jahres 1923
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Die Währungsreform stabilisiert die wirtschaftliche Lage
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Raum II: Wirtschafts- und Währungskrise nach 1945
Die „geräuschlose“ Kriegsfinanzierung
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Deutschland 1945: Die Folgen des deutschen Eroberungskriegs
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Verdeckte Inflation und Schwarzmarkt bestimmen den Alltag
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Der „Hungerwinter“ 1946/47 und die Wende in der Besatzungspolitik
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Raum III: Währungsreform 1948 in Ost und West
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
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Die Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen
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Die Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone
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Zwei deutsche Staaten entstehen
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Raum IV: Aus der Geschichte lernen – Die Bundesbank und das Eurosystem
Die deutsch-deutsche Währungsunion
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Von der D-Mark zum Euro
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Die Deutsche Bundesbank und das Eurosystem
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Die „geräuschlose“ Kriegsfinanzierung
„Geräuschlose” Kriegsfinanzierung
Verfolgen und Ausschalten aller politischen Gegnerinnen und Gegner gingen einher mit dem Beginn einer großangelegten militärischen Aufrüstung. Um all das zu finanzieren, musste sich die Regierung massiv verschulden. Doch das sollte geheim bleiben. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen war es Deutschland seit Ende des Ersten Weltkriegs nicht erlaubt, seine Armee aufzurüsten, denn das hätte den Bruch des Versailler Vertrags bedeutet.
Zum anderen war es das oberste Ziel der NS-Regierung, die Zustimmung der Bevölkerung zur Kriegspolitik zu sichern. Doch den Bürgerinnen und Bürgern war noch sehr präsent, wie sie nach dem Ersten Weltkrieg ihre Sparvermögen durch wertlos gewordene Kriegsanleihen verloren. Auch war die Erinnerung an die dramatischen Folgen der Hyperinflation 1923 noch sehr wach. Die NS-Regierung war daher besorgt, dass eine offensichtliche Staatsverschuldung die eigene Bevölkerung gegen die Regierung hätte aufbringen können.
Verschleierte Kriegsfinanzierung
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Blick in Produktionshalle der Rheinmetall-Borsig A.G. um 1940.
Die Reichsbank wird abhängig
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Jahreshauptversammlung der Deutschen Reichsbank 1944 mit dem Präsidenten der Reichsbank Walther Funk (zweiter von links).
Warenrationierung
Bereits 1936 wurde als staatlicher Zwangseingriff ein
allgemeiner Lohn- und Preisstopp verhängt, um die Kontrolle über die
Wirtschaftsabläufe auszubauen. Für die Bevölkerung schienen zunächst die Preise stabil zu bleiben. Kurz vor Kriegsbeginn wurden dann zusätzlich Bezugskarten ausgegeben. Mit dieser lang
vorbereiteten Maßnahme sollte die Versorgung der Bevölkerung mit allen
wichtigen Gütern sichergestellt werden. So konnte man fortan
Nahrungsmittel und Kleidung nur im zugeteilten Umfang erwerben. Es kam
also zur staatlich angeordneten Warenrationierung. Auf diese Weise
konnte in den ersten Kriegsjahren der Eindruck einer insgesamt
befriedigenden Versorgung aufrechterhalten werden. Erst 1942
wurden diese Rationen deutlich gekürzt.
Eisernes Sparen
Parallel zur
Warenrationierung warb die NS-Regierung seit 1941 dafür, Geld auf
Sparkonten anzulegen. Bei der Aktion „Eisernes Sparen“ wurden Sparkonten
staatlich gefördert, indem die festgelegten regelmäßigen Sparbeträge
nicht versteuert werden mussten. Anders als beim Kauf von Kriegsanleihen
schien das Geld so auf den Sparbüchern und damit im Besitz der
Sparerinnen und Sparer zu verbleiben. Allerdings sollten die
Spareinlagen frühestens ein Jahr nach Kriegsende ausgezahlt werden. In
der Zwischenzeit konnte das Geld vom Reich zur Finanzierung der
Rüstungsausgaben genutzt werden. Die wachsende Staatsverschuldung blieb
so weiter unbemerkt.
Das Bild zeigt eine Reichskleiderkarte aus dem Zweiten Weltkrieg, die an Jungen zwischen 15 und 18 Jahren ausgegeben wurde.
Datenschutz
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Wirtschafts- und Währungskrise nach 1945
Deutschland 1945: Die Folgen des deutschen Eroberungskriegs
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs
Der Raub von Nahrungsmitteln und die Plünderung von Rohstoffen aus den besetzten Gebieten konnte nicht wie bisher aufrechterhalten werden. Dies führte wiederum zu einer Verknappung der Lebensmittelrationen im Deutschen Reich. Die katastrophale wirtschaftliche Lage wurde zunehmend offensichtlicher.
Vor diesem Hintergrund finanzierte das Deutsche Reich die Fortführung des Krieges und die Versorgung der Bevölkerung durch weitere Schulden und das Drucken neuer Geldscheine.
Nach der deutschen Kapitulation am 7. Mai 1945 trat die bislang versteckte Inflation offen zutage. Geld war vorhanden, doch den im Umlauf befindlichen 300 Milliarden Reichsmark standen kaum Waren gegenüber. Es fehlte an Nahrungsmitteln und an Kohle. Die Transportwege waren zusammengebrochen. Vor allem in den Städten war Wohnraum zerstört. In dieser Situation des allgemeinen Mangels war das Geld weitgehend wertlos geworden.
Von Alliierten zu Siegermächten
Während des Zweiten Weltkriegs verbündeten sich Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion militärisch gegen Deutschland. Sie werden deshalb auch als Alliierte bezeichnet. Weil die vier verbündeten Staaten den Krieg gegen Deutschland gewannen, werden sie auch Siegermächte genannt. Jeder der vier Siegermächte kontrollierte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Teil Deutschlands. Das waren die „alliierten Besatzungszonen“.
Zerstörter Wohnraum
Gerade in den großen Städten und in industriell wichtigen Regionen hatten die Bombenangriffe der Alliierten auch zur Zerstörung von Wohnhäusern geführt. Hinzu kam, dass viele Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten flüchten mussten oder vertrieben wurden. Dazu zählten Gebiete wie Schlesien oder Ostpreußen. All das führte zu einer massiven Wohnungsnot. Während noch vor dem Zweiten Weltkrieg eine Person eine durchschnittliche Wohnfläche von 13,5 Quadratmeter zur Verfügung hatte, reduzierte sich dieser Wert bis ins Jahr 1947 auf 5,6 Quadratmeter. Etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung lebte in Notunterkünften, nicht selten in sogenannten Nissenhütten (wie im Foto zu sehen).
Zerstörte Infrastruktur
Im ganzen Land waren Bahnhöfe, Tunnel und große Brücken zerstört, die Verkehrsverbindungen unterbrochen oder nur zum Teil zu benutzen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln konnte teilweise nur durch Hilfslieferungen der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gesichert werden.
Rohstoffknappheit
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren zwar große Teile der Produktionsanlagen in Deutschland noch intakt. Doch das größte Problem war der Mangel an Rohstoffen, vor allem der Mangel an Kohle. Auf einem geringen Niveau konnte zunächst die Produktion mit den noch erhaltenen Vorräten weitergeführt werden. Im Winter 1946/47 brach jedoch eine ungewöhnliche Kältewelle über Europa herein: Alle ohnehin bestehenden Probleme wie Wohnungsnot, Warenmangel und Hunger spitzten sich durch die extreme Kälte und die Rohstoffknappheit weiter zu.
Siegermächte vereinbaren Deutschlands industrielle Demontage
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Sitzung auf der Potsdamer Konferenz, am Konferenztisch sitzen u. a. Clement Attlee, Josef Stalin (Mitte), James F. Byrnes und Harry S. Truman.
Verdeckte Inflation und Schwarzmarkt bestimmen den Alltag
Rationierungen, Mangel und Schwarzmarkthandel
Weiterhin Ausgabe von Lebensmittelkarten
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Neben einer verschlissenen Einkaufstasche mit einer Blechkanne liegt ein Netz mit Kartoffeln, ein Portemonnaie sowie Lebensmittelkarten und ein Gutschein für ein halbes Kilogramm Roßfleisch.
Der Schwarzmarkt wächst
„Der größte Teil der Schwarzmarktgeschäfte besteht aus Tauschhandel von Waren aus zweiter Hand, angefangen von alten kostbaren Pelzmänteln bis zu Kochtöpfen und abgelegten Schuhen und Galoschen, gegen Zigaretten, Schokolade, Kartoffeln oder Mehl. In den großen Städten besonders im Westen sind organisierte Tauschmärkte Tag und Nacht geschäftig, auf denen einfach alles gehandelt werden kann, mit Einschluss von Eisenbahnfahrkarten für Fernzüge (für die man Spezialerlaubnis braucht), interzonalen Pässen oder anderen gefälschten Papieren, die zur Erlangung amtlicher Vorteile nützlich sein könnten. Die Menschenmenge in diesen verwüsteten Städten ist ewig auf der Wanderschaft“, das schrieb der 1933 emigrierte Wirtschaftsfachmann Gustav Stolper nach einer Deutschlandreise im Frühjahr 1947 in einem Buch mit dem Titel German Realities.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Ein Schwarzmarkt in Berlin in der Nachkriegszeit um 1947.
Hamsterfahrten
Zu Erntezeiten fuhr die Stadtbevölkerung zu Tausenden auf die Dörfer und aufs Land in der Hoffnung, bei Bauern Nahrungsmittel gegen Geld oder andere Waren eintauschen zu können. Die Bauern waren jedoch verpflichtet, ihre Produkte an die offiziellen Verteilstellen auszuliefern, bei denen die Lebensmittelkarten eingelöst werden konnten. Den Bauern wurden strenge Strafen angedroht, wenn sie Nahrungsmittel schwarz veräußerten. Trotzdem konnten die Behörden nicht verhindern, dass Bauern Teile ihrer Produktion zurückhielten, um sie auf dem Schwarzmarkt zu einem höheren Preis zu verkaufen.
Stoppeln nach Gemüse
„Stoppeln“ bedeutete, die Felder nach der Ernte z. B. nach übrig gebliebenen Kartoffeln zu durchsuchen. Für die Bauern war es aber ein Problem, dass hungernde Stadtbewohner auch über Felder herfielen, die noch nicht abgeerntet und vom Bauern zum „Stoppeln“ freigegeben worden waren.
Kohlenklau
In den Städten kam es immer wieder vor, dass Teile der Bevölkerung – oftmals Jugendliche – in Gruppen an großen Straßenkreuzungen warteten. Wenn dann ein mit Kohlen oder anderen Waren beladener Lastwagen anhalten musste, sprangen sie blitzschnell auf, um ein paar Stücke der Ladung zu ergattern. Auch von Zügen wurde aus blanker Not Kohle gestohlen.
Tauschzentralen eröffnen
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Männer warten vor einer Tauschzentrale in Leipzig.
Der „Hungerwinter“ 1946/47 und die Wende in der Besatzungspolitik
Entscheidungen über die Zukunft Deutschlands
Entmilitarisierung im Vordergrund. Der wachsende Bedarf an Hilfslieferungen für die notleidende deutsche Bevölkerung drohte allerdings zu einer dauerhaften Belastung zu werden, falls die Wirtschaftsleistung Deutschlands nicht bald wieder anstieg.
Auf der Potsdamer Konferenz hatten die drei dort vertretenen Siegermächte (Großbritannien, USA, Sowjetunion) Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Die östlichen Gebiete wurden von der Sowjetunion verwaltet. Die westlichen Gebiete wurden zwischen den USA, Großbritannien und Frankreich aufgeteilt. Entscheidungen über Gesamtdeutschland traf der Alliierte Kontrollrat, in dem alle vier Staaten vertreten waren. Es zeigte sich bald, dass es zwischen den westlichen Besatzungsmächten (USA, Großbritannien, Frankreich) und der Sowjetunion grundlegende Differenzen hinsichtlich der weiteren politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland gab. Der Alliierte Kontrollrat konnte sich kaum noch auf gemeinsame Entscheidungen verständigen.
Vor diesem Hintergrund hielt der amerikanische Außenminister James F. Byrnes im September 1946 in Stuttgart eine Rede, in der er eine Neuausrichtung der Besatzungspolitik vorschlug. Die einzelnen Besatzungszonen sollten wirtschaftlich zusammenarbeiten, um einen Wiederaufbau Deutschlands zu ermöglichen. Damit sollte zugleich die wirtschaftliche Erholung in ganz Europa gefördert werden.
Nach dem extrem kalten „Hungerwinter 1946/47“ verkündete Byrnes‘ Nachfolger, der US-Außenminister George C. Marshall, im Juni 1947 schließlich ein großangelegtes wirtschaftliches Aufbauprogramm für Europa. Mit umfangreichen Hilfslieferungen und der Gewährung von Krediten sollten Produktion und internationaler Handel wieder in Gang gebracht werden.
Eiserner Vorhang und Hoffnungsrede
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US-Außenminister James F. Byrnes hält eine Rede zur US-Deutschlandpolitik.
Die Truman-Doktrin
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Portrait von US-Präsident Harry S. Truman an seinem Schreibtisch
Der Marshallplan
Ziel war es, die europäische Wirtschaft wiederaufzubauen und Deutschland darin einzubinden. Die Sowjetunion weigerte sich, am Marshallplan teilzunehmen und verbot dies auch den Ländern, die unter ihrem Einfluss standen. Denn die sowjetische Planwirtschaft unterschied sich zu stark von den politischen und wirtschaftlichen Vorstellungen der USA.
Auf der Marshallplan-Konferenz am 5. Juni 1947 in Paris einigten sich 16 europäische Länder auf eine gemeinsame, wettbewerbsorientierte Wirtschaftsordnung, die
Marktwirtschaft.
Mit den Mitteln des Marshallplans finanzierte die US-Regierung nun Lieferungen von Rohstoffen, Lebensmitteln und Industriegütern, zum Teil als Zuschuss, zum Teil als Kredit. Die westeuropäischen Staaten mussten die Waren zwar bezahlen, aber in inländischer Währung. Die Finanzmittel des Marshallplans konnten auch zur Förderung des wirtschaftlichen Aufbaus eingesetzt werden. Entscheidungen über die Verwendung der Gelder konnten aber nicht von den einzelnen Staaten getroffen werden, sondern nur von einem Zusammenschluss aller beteiligten Staaten – der späteren OECD (Organization for Economic Cooperation and Development). Dieses System setzte voraus, dass in den Empfängerländern stabile Währungen vorhanden waren. Mit der anhaltenden Inflation der Reichsmark in Deutschland war das nicht möglich. Eine neue und stabile Währung wurde notwendig.
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Geschmückter Waggon als Lieferung an die die Deutsche Reichsbahn
Historische Einführung
Historische Einführung
Auf der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 einigten sich drei Siegermächte (die USA, Großbritannien und die Sowjetunion) unter anderem darauf, das Gebiet des ehemaligen Deutschen Reichs in vier Besatzungszonen aufzuteilen. Die vier Zonen sollten von den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion durch Militärregierungen verwaltet werden. Übergeordnetes Ziel aller Siegermächte war es, das besiegte Deutschland zu demilitarisieren, zu denazifizieren, zu demokratisieren und zu dezentralisieren. Damit sollte verhindert werden, dass von Deutschland je wieder ein Krieg ausgehen könnte.
Bereits im Laufe des ersten Jahres der Besatzung setzte sich auf US-amerikanischer Seite die Erkenntnis durch, dass der wirtschaftliche Wiederaufbau in Europa nur mit einem groß angelegten Unterstützungsprogramm rasch gelingen konnte. Die Erholung der Volkswirtschaften in Europa lag im Interesse der USA, denn wirtschaftlich gesunde Länder benötigten keine Wirtschaftshilfen mehr. Um die wirtschaftliche Erholung zu beschleunigen, drängten die USA die europäischen Länder zu einer verstärkten Kooperation. Die USA organisierte den Wiederaufbau auf der Grundlage ihres liberalen, marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsmodells. Sie erkannten auch, dass ein durch Demontagen geschwächtes Deutschland ein Hindernis beim Wiederaufbau in Europa sein würde. Deshalb boten die USA allen europäischen Ländern einschließlich Deutschland die Teilnahme an dem Hilfsprogramm an, das als Marshallplan bezeichnet wird. Um die Hilfen koordiniert einsetzen zu können, bemühten sich die USA darum, die vier Besatzungszonen Deutschlands zu einem möglichst einheitlichen Wirtschaftsraum zusammenzuschließen. Eine wichtige Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Neubeginn war eine Währungsreform in Deutschland, da die Reichsmark wertlos geworden war.
Die Sowjetunion wehrte sich dagegen, dass ihre Besatzungszone und die in ihrem Einflussbereich stehenden Länder Ostmitteleuropas in die wirtschaftlichen Pläne der USA einbezogen wurden. „Dieser Krieg ist nicht wie in der Vergangenheit. Wer immer ein Gebiet besetzt, erlegt ihm auch sein eigenes System auf“, soll der sowjetische Staatschef Josef Stalin 1945 gesagt haben. Die Sowjetunion hatte mit dem
Sozialismus ein anderes Gesellschaftsmodell als der Westen. Unmittelbar nach Kriegsende begann sie damit, die Voraussetzungen zu schaffen, um dieses Modell in den osteuropäischen Staaten und in der sowjetisch besetzten Zone in Deutschland einzuführen. Auch die Wirtschaft wurde schrittweise auf das sowjetische Modell der Planwirtschaft umgestellt.
Es standen sich somit in Deutschland (und in Europa) zwei Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle gegenüber. Die Einführung unterschiedlicher Währungen im Jahr 1948 in den westlichen Besatzungszonen und in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) besiegelte schließlich die wirtschaftliche Trennung. Der Weg in die Teilung Deutschlands war damit vorgezeichnet.
Glossar
Glossar
Die Planwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Planwirtschaft werden die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen vom Staat geplant, festgelegt und kontrolliert. Somit bestimmt die Regierung eines Landes, welche Dinge hergestellt oder erwirtschaftet werden müssen. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gibt es in einer Planwirtschaft meist nicht oder nur in geringem Umfang.
Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.
Sozialismus
Der Sozialismus ist eine Gesellschaftsordnung, die für ihre Mitglieder Gerechtigkeit, Solidarität und Gleichheit gewährleisten soll. Der Sozialismus steht im Gegensatz zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Privateigentum (insbesondere an Produktionsmitteln wie Fabriken oder Unternehmen) gibt es im Sozialismus nicht. Die politische Führung liegt in der Hand einer einzigen Partei. Ein demokratischer Wettbewerb unter verschiedenen Parteien und entsprechende Wahlen existieren nicht.
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Potsdamer Konferenz
Zu Beginn der Konferenz herrschte in den grundlegenden Zielen der Besatzungspolitik Einigkeit. So stimmten alle drei Siegermächte darin überein, dass Deutschland demilitarisiert, denazifiziert, demokratisiert und dezentralisiert werden sollte. Diese Ziele werden oft als die „Vier D’s“ der Potsdamer Konferenz bezeichnet. Konkret bedeutete das, dass die Wehrmacht und alle militärischen Einrichtungen aufgelöst wurden. Außerdem wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verboten und das Führerprinzip abgeschafft. Die öffentliche Verwaltung sollte föderal aufgebaut werden. Überzeugte Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten sollten nicht mehr im Staatsdienst arbeiten dürfen.
Viel schwieriger zu lösen war die Frage der Reparationen, die Deutschland leisten sollte. An dieser Frage zeigten sich schon bald die unterschiedlichen Interessen der Siegermächte, die in den folgenden Monaten und Jahren zunehmend in den Vordergrund traten.
Die Frage der Reparationen
Reparationen zustehen. Zunächst überlegte man auf der Potsdamer Konferenz, eine bestimmte Summe festzulegen, die Deutschland als Reparationslast zu zahlen hatte – ähnlich, wie das beim Versailler Vertrag nach dem Ende des Ersten Weltkriegs vorgesehen war. Großbritannien warnte aber davor, dass eine solche Summe die deutsche Wirtschaftsleistung überfordern könnte, sodass Deutschland langfristig auf Hilfslieferungen der Siegermächte angewiesen wäre. Stattdessen sollte man Anteile der jährlichen Wirtschaftsleistung festlegen, die als Reparationen zu zahlen wären. Die Vertreter der Sowjetunion fürchteten jedoch, dass diese Anteile zu gering ausfallen könnten, um die erlittenen Schäden auszugleichen. Deshalb schloss man den Kompromiss, dass jede Siegermacht ihre Reparationen aus der jeweils eigenen Besatzungszone entnehmen sollte, und zwar durch den Abbau von Industrieanlagen (Demontage). Da in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) aber nur ein Drittel der deutschen Industrieproduktion lag, sollte die Sowjetunion zusätzlich Anspruch auf Lieferungen aus den anderen Besatzungszonen erhalten, um ihren Bedarf zu decken.
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Stalin, Truman und Churchill vor dem Schloß Cecilienhof, dem Veranstaltungsort der Potsdamer Konferenz Ende Juli 1945
Denazifizierung
Der Nationalsozialismus und seine Weltanschauung hatten zu einem grausamen Vernichtungskrieg geführt. Deshalb sollte die Denazifizierung (oder Entnazifizierung) Deutschlands dafür sorgen, dass die NS-Ideologie überall verschwindet und ihre Vertreterinnen und Vertreter bestraft werden. Hierfür wurden die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verboten und die während ihrer Herrschaft erlassenen Gesetze aufgehoben.
Demilitarisierung
Von Deutschland sollte nie wieder ein Krieg ausgehen – darin waren sich alle einig. Deshalb kümmerten sich die Siegermächte darum, dass alle militärischen Strukturen und Organisationen Deutschlands aufgelöst wurden.
Dezentralisierung
Unter Adolf Hitler und der NS-Regierung wurde Deutschland zu einer Diktatur. Damit die Staatsmacht nicht mehr zentral von einer Person oder einer Partei ausgehen konnte, wurden die deutsche Verwaltung und die politische Entscheidungsgewalt aufgeteilt und föderal aufgebaut.
Demokratisierung
Ebenso wie die Dezentralisierung sollte die Demokratisierung Deutschlands verhindern, dass sich je wieder ein totalitäres Regime etablieren könnte. Allerdings unterschied sich das Verständnis von Demokratisierung unter den westlichen Alliierten grundsätzlich von demjenigen der Sowjetunion.
Die Besatzungsmächte organisieren den Neuanfang
In ihrer Zone schuf die Sowjetunion als erstes neue Länder, die als Verwaltungseinheiten dienten. Auch die westlichen Besatzungsmächte gründeten in ihren Zonen neue Länder (später Bundesländer). Unter Aufsicht der Alliierten fanden erste Wahlen auf kommunaler und auf Länderebene statt.
Das öffentliche Leben erwachte langsam wieder. Kinos und Theater brachten Abwechslung in den entbehrungsreichen Alltag. Doch noch immer wurden Lebensmittel rationiert, weil weiterhin das Bewirtschaftungs- und Zuteilungssystem über Bezugskarten bestand. Der Schwarzmarkt hingegen blühte. Dort wurde getauscht oder mit Zigaretten bezahlt, denn die Reichsmark war durch den Krieg massiv entwertet. Diese Situation machte eine Reform der Währung und der Wirtschaft unumgänglich.
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Zweite Sitzung des Alliierten Kontrollrat am 10. August 1945 im Gebäude des Kammergerichts in Berlin-Schöneberg
Aufbau einer Planwirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone
1945 beschloss die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) eine Bodenreform in ihrer Besatzungszone. Großgrundbesitzer (Junker), die mehr als 100 ha Land besaßen, wurden entschädigungslos enteignet. Diese Agrarflächen verteilte die SMAD an Landarbeiter, Kleinbauern und Vertriebene. Auch die Industrie war von Verstaatlichung betroffen. Rund 10.000 Unternehmen wurden bereits 1945 enteignet und als Volkseigene Betriebe (VEB) den Verwaltungen der Provinzen oder Länder unterstellt. Zusätzlich wurden tausende Industriebetriebe als Reparationsleistung demontiert, abtransportiert oder von der SMAD kontrolliert und für die Sowjetunion weiterbetrieben. All diese Maßnahmen dienten dem Aufbau einer staatlich gelenkten Planwirtschaft nach dem Vorbild der Sowjetunion.
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Propagandaplakat zur Bodenreform durch Enteignung von Großgrundbesitzern um 1950
„Deutschland war zwar arm, aber nicht unterentwickelt“
Die Sowjetunion wollte aber ihre eigenen Pläne in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) umsetzen und die Einführung der Planwirtschaft nicht gefährden. Deshalb sperrte sie sich gegen entsprechende Vorhaben. Auch Frankreich war zu einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zunächst nicht bereit, stattdessen forderte es die Kontrolle über die deutsche Kohle- und Stahlindustrie. Nur die britische Regierung stimmte zu. Die USA und Großbritannien legten ihre Besatzungszonen am 1. Januar 1947 zu einer wirtschaftlichen Bizone zusammen.
Im März 1948 war dann auch Frankreich zu mehr Kooperation bereit, vor allem, weil die USA dem Land Hilfsmaßnahmen im Rahmen des Marshallplans anbot. So wurde aus der Bi- eine Trizone, aus der im Jahr 1949 die Bundesrepublik Deutschland entstand.
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Zahlreiche Menschen warten auf Zuteilung von Lebensmitteln in Berlin im Mai 1945.
Glossar
Glossar
Der Alliierte Kontrollrat war ein Gremium, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Vertretern der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gebildet wurde. Er wurde am 30. Juli 1945 in Berlin gegründet und hatte die Aufgabe, das besetzte Deutschland zu verwalten. Damit war der Alliierte Kontrollrat die oberste Besatzungsbehörde. Er konnte Gesetze und Verordnungen erlassen und über die Zukunft Deutschlands entscheiden. Vor allem war er darum bemüht, die „Vier D’s“ (Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung, Dezentralisierung) umzusetzen. Nachdem der oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat verließ, wurde seine Tätigkeit, ohne offizielle Auflösung, eingestellt.
Führerprinzip
Das Führerprinzip wurde erstmals von Adolf Hitler beschrieben und verpflichtete die Bevölkerung des Deutschen Reichs zu bedingungslosem Gehorsam und ewiger Treue gegenüber Hitler als oberstem „Führer“. Das Führerprinzip wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 in alle gesellschaftspolitischen Bereiche integriert. Dazu wurde es in der Verfassung des Deutschen Reichs verankert und durch Gesetze und Verordnungen umgesetzt. Das Führerprinzip wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschafft.
Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Planwirtschaft werden die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen vom Staat geplant, festgelegt und kontrolliert. Somit bestimmt die Regierung eines Landes, welche Dinge hergestellt oder erwirtschaftet werden müssen. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gibt es in einer Planwirtschaft meist nicht oder nur in geringem Umfang.
Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.
Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.
Reparationsleistung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen
Reparationszahlung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen
Sozialismus
Der Sozialismus ist eine Gesellschaftsordnung, die für ihre Mitglieder Gerechtigkeit, Solidarität und Gleichheit gewährleisten soll. Der Sozialismus steht im Gegensatz zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Privateigentum (insbesondere an Produktionsmitteln wie Fabriken oder Unternehmen) gibt es im Sozialismus nicht. Die politische Führung liegt in der Hand einer einzigen Partei. Ein demokratischer Wettbewerb unter verschiedenen Parteien und entsprechende Wahlen existieren nicht.
Sozialistische Wirtschaftsordnung
→ Schaue nach beim Wort Sozialismus
Währungsreform 1948 in Ost und West
Die Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen
Die wirtschaftliche Entwicklung in den Westzonen
Reparationsleistungen weiter zu schwächen, setzte die US-Regierung zunehmend auf einen schnellen wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands. Sie favorisierte dabei das Konzept der freien Marktwirtschaft. Zudem war eine funktionierende deutsche Wirtschaft für den wirtschaftlichen Aufbau der anderen europäischen Länder unverzichtbar.
Das großangelegte Hilfsprogramm der USA, bekannt als
Marshallplan, wurde allen Staaten Europas angeboten. Mit dieser Unterstützung willigten Großbritannien und Frankreich ein, den Wiederaufbau in den Westzonen zu fördern. Die Sowjetunion jedoch untersagte ihrer Besatzungszone und den Staaten in Ostmitteleuropa die Beteiligung am Marshallplan, weil das die Einführung der sozialistischen Planwirtschaft in diesen Ländern gefährdet hätte.
Unabdingbar für eine wirtschaftliche Erholung in Deutschland war eine Währungsreform, um den aufgelaufenen massiven Geldüberhang der Reichsmark aus der Kriegszeit zu beseitigen. Da auch bei diesem Thema im Alliierten Kontrollrat keine Einigung erzielt werden konnte, führten die Westalliierten am 20. Juni 1948 in den Westzonen die Deutsche Mark als neue Währung ein.
Diese Schlussfolgerung findet sich in einem Bericht des ehemaligen US-Präsidenten Herbert Hoover. Hoover galt als kundiger Fachmann der deutschen Politik und Wirtschaft. Deshalb schickte der amtierende US-Präsident Harry S. Truman Hoover im Januar 1947 nach Europa, um die vorherrschenden Verhältnisse zu analysieren. In einem Abschlussreport kam Hoover zu dem Ergebnis, dass man Deutschland in die Rolle eines Motors für den Wiederaufbau Europas versetzen müsse.
„Die gesamte Wirtschaft Europas ist durch den Austausch von Rohstoffen und Industrieprodukten mit der deutschen Wirtschaft verbunden. Die Produktivität Europas kann nicht wiederhergestellt werden ohne den Wiederaufbau Deutschlands als Beiträger zu dieser Produktivität.“
Diese Schlussfolgerung findet sich in einem Bericht des ehemaligen US-Präsidenten Herbert Hoover. Hoover galt als kundiger Fachmann der deutschen Politik und Wirtschaft. Deshalb schickte der amtierende US-Präsident Harry S. Truman Hoover im Januar 1947 nach Europa, um die vorherrschenden Verhältnisse zu analysieren. In einem Abschlussreport kam Hoover zu dem Ergebnis, dass man Deutschland in die Rolle eines Motors für den Wiederaufbau Europas versetzen müsse.
Auch der amerikanische Industrielle Lewis H. Brown, der vom US-Militärgouverneur Lucius D. Clay beauftragt wurde, seine Empfehlung für den Wiederaufbau Nachkriegsdeutschlands abzugeben, kam zum gleichen Schluss wie Hoover: Anstatt die deutsche Industrie abzubauen, sollte sie genutzt werden, um die Transportinfrastruktur und den Export wieder aufzubauen. Mit A Report on Germany legte Brown den Grundstein für den Marshallplan (European Recovery Program), der im Juli 1947 vom US-Außenminister George C. Marshall angekündigt wurde.
Wer ist auf dem Bild zu sehen?
Harry S. Truman (US-Staatspräsident) im Gespräch mit dem ehemaligen US-Präsidenten Herbert Hoover
Frankfurter Wirtschaftsrat
Die Währungsreform in den Westzonen
Alliierten Kontrollrat ausgetreten war.
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Ein Angestellter der Hamburger Sparkasse steht vor einem Stapel gebündelter Reichsmarkscheine am 29. Juni 1948.
Das Konklave von Rothwesten
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Wirtschaftsexperten bereiten beim „Konklave von Rothwesten“ die Währungsreform vor (v. l. n. r.: Budczies, Wrede, Hartlieb, Bussmann, Dreißig, Pfleiderer, Möller, Tenenbaum, Dudek, Bernard).
Die Bank deutscher Länder wird gegründet
So wurde am 1. März 1948 in Frankfurt am Main die „Bank deutscher Länder“ (BdL) gegründet, zunächst als Zentralbank für die Bizone. Die drei Landeszentralbanken der französischen Zone traten wenige Tage später bei. Damit war die institutionelle Voraussetzung geschaffen, um die Währungsreform gemeinsam durchzuführen. Die Bank deutscher Länder sollte die angestoßene Währungsreform betreuen, die Produktion von Banknoten und Münzen steuern sowie die Währung und das Geld- und Kreditsystem festigen.
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Dienstgebäude der ehemaligen Reichsbankhauptstelle in Frankfurt am Main, Taunusanlage 4-6 (bis 1948), ab 1948 Sitz der Bank deutscher Länder (1948-1957).
Operation „Bird Dog“Die D-Mark kam über Nacht
D-Mark (alltagssprachlich für Deutsche Mark) zur Verfügung stehen mussten, begannen die US-Amerikaner schon im September 1947, unter strenger Geheimhaltung Banknoten in den USA zu drucken. Anschließend wurden die Banknoten per Schiff nach Bremerhaven transportiert. Ab Februar 1948 wurden dann 23.000 Kisten mit Geldscheinen im Wert von 5,7 Milliarden D-Mark von Bremerhaven nach Frankfurt in das ehemalige Gebäude der Reichsbank gebracht. Von dort aus wurde das Geld in den Westzonen verteilt. Zur Tarnung wurden die Banknoten in fest verschlossenen Holzkisten verpackt, die als Warenlieferung von Türgriffen („Doorknob“) beschriftet waren. Die Holzkisten waren mit Sprengsätzen versehen, damit im Falle eines Raubüberfalls die Banknoten zerstört worden wären.
Dass irgendwann eine Währungsreform stattfinden könnte, wurde von der Bevölkerung zwar erwartet, aber die Vorbereitungen blieben so geheim, dass die plötzliche Ankündigung wie ein Paukenschlag wirkte. Erst am Freitag, dem 18. Juni 1948, verkündeten die Westalliierten durch eine Vielzahl von Radiosendungen, Zeitungsartikeln und Aushängen die „Währungsreform am Sonntag“. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni 1948 war es dann so weit: Die D-Mark wurde zum allein gültigen Zahlungsmittel in den westlichen Besatzungszonen. Jede Bürgerin und jeder Bürger erhielt ein „Kopfgeld“ in Höhe von 40 D-Mark gegen die Einzahlung von 40 Reichsmark – ausgegeben in Scheinen.
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Bericht in „Die Neue Zeitung“ über die Pläne der westlichen Besatzungsmächte zur Währungsreform, die am Folgetag, Sonntag, den 20. Juni 1948, durchgeführt werden sollte.
Umtauschkurse und Schaufenstereffekte
Vom 21. Juni 1948 an konnten die Menschen in den Westzonen mit der D-Mark bezahlen. Die Preisstopps und die staatliche Bewirtschaftung vieler Waren, die die Wirtschaft zuvor gelähmt hatten, wurden nun aufgehoben. All diese Maßnahmen stellten Vertrauen in die neue Währung her. Ladenbesitzer boten über Nacht wieder Waren zum Verkauf an, die sie bis dahin gehortet hatten. Diesen sogenannten Schaufenstereffekt behielten viele Zeitzeugen als Auftakt des deutschen „Wirtschaftswunders“ in Erinnerung.
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Wenige Tage nach der Währungsreform füllen sich die Schaufenster in Westdeutschland mit Waren.
Glossar
Glossar
Der Alliierte Kontrollrat war ein Gremium, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Vertretern der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gebildet wurde. Er wurde am 30. Juli 1945 in Berlin gegründet und hatte die Aufgabe, das besetzte Deutschland zu verwalten. Damit war der Alliierte Kontrollrat die oberste Besatzungsbehörde. Er konnte Gesetze und Verordnungen erlassen und über die Zukunft Deutschlands entscheiden. Vor allem war er darum bemüht, die „Vier D’s“ (Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung, Dezentralisierung) umzusetzen. Nachdem der oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat verließ, wurde seine Tätigkeit, ohne offizielle Auflösung, eingestellt.
D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.
Landeszentralbanken (LZB)
Die Landeszentralbanken (LZB) wurden 1946 errichtet und waren rechtlich eigenständige Zentralbanken für jeweils ein deutsches Bundesland. Zusammen mit der 1948 gegründeten Bank deutscher Länder (BdL) bildeten sie im westlichen Nachkriegsdeutschland ein dezentral organisiertes Zentralbanksystem. Mit der Gründung der Deutschen Bundesbank im Jahr 1957 wurden die Landeszentralbanken zu Hauptverwaltungen der Deutschen Bundesbank. Sie verloren damit ihre rechtliche Eigenständigkeit, auch wenn die Bezeichnung als Landeszentralbank bis 2002 fortbestand.
Marktwirtschaft
Die (freie) Marktwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Marktwirtschaft werden durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen bestimmt. Der Staat legt zwar Regeln fest, nimmt sonst aber keinen Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen im Land. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle Entscheidungsfreiheit sind zentrale Merkmale der Marktwirtschaft.
Eine Sonderform der Marktwirtschaft ist die soziale Marktwirtschaft. In dieser Wirtschaftsordnung greift der Staat in die Freiheit des Marktes ein, um zu verhindern, dass es zu großen sozialen Ungerechtigkeiten kommt. Der Staat kann Gesetzte erlassen, um Menschen als Arbeitnehmer zu schützen und wirtschaftliche Nachteile auszugleichen. Dazu zählt etwa der Kündigungsschutz oder Mutterschutz. In Deutschland gilt das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft.
Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist ein wirtschaftliches System bzw. eine Wirtschaftsordnung. In einer Planwirtschaft werden die Produktion, die Verteilung und die Preise von Gütern und Dienstleistungen vom Staat geplant, festgelegt und kontrolliert. Somit bestimmt die Regierung eines Landes, welche Dinge hergestellt oder erwirtschaftet werden müssen. Privates Eigentum, Wettbewerb und individuelle wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit gibt es in einer Planwirtschaft meist nicht oder nur in geringem Umfang.
Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.
Reparationsleistung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen
Soziale Marktwirtschaft
→ Schaue nach beim Wort Marktwirtschaft
Die Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone
Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone
Als Reaktion auf die im Juni 1948 stattgefundene Währungsreform in den Westzonen führte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) auch in ihrer Besatzungszone eine neue Währung ein. Auch diese Währung hieß anfangs Deutsche Mark. Zu Beginn gab es noch keine neuen Geldscheine. Stattdessen wurden Reichs- und Rentenmarkscheine hilfsweise mit Kupons beklebt, weshalb die Bevölkerung spöttisch von „Tapetenmark“ sprach. Ab Ende Juli 1948 kamen neue Banknoten in Umlauf.
Der sowjetische Ausstieg aus dem Alliierten Kontrollrat
Das änderte sich, als sich im Februar 1948 die USA, Großbritannien, Frankreich und die Beneluxstaaten (Belgien, Niederlande und Luxemburg) zur Sechsmächte-Konferenz in London trafen.
Auf der Konferenz beschloss Frankreich, seine Besatzungszone der Bizone (amerikanische und britische Zone) anzuschließen. Die Formierung der Trizone legte den Grundstein für einen westdeutschen Teilstaat. Als Reaktion darauf verließ Wassilij D. Sokolowski als oberster Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat. Die auf der Potsdamer Konferenz vereinbarte Zusammenarbeit der Besatzungsmächte war damit endgültig beendet.
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Das ehemalige Kammergericht in Berlin-Schöneberg war seit 1945 Sitz des Alliierten Kontrollrates für Deutschland
Die Umsetzung der Währungsreform
Um das zu verhindern, ordnete die SMAD die Durchführung der eigenen Währungsreform ab dem 24. Juni 1948 an. Da neue Geldscheine so schnell nicht gedruckt werden konnten, musste improvisiert werden. Deshalb wurden auf die vorhandenen Reichsmarkscheine Sticker geklebt, die Ähnlichkeit mit Briefmarken hatten. Diese Geldscheine hießen „Kuponmark“, im allgemeinen Sprachgebrauch verbreitete sich aber schnell die spöttische Bezeichnung „Tapetenmark“.
Nach der Gründung der Deutschen Notenbank als Zentralbank der Sowjetische Besatzungszone (SBZ) im Juli 1948 folgte die Ausgabe neuer Banknoten, die die „Kuponmark“ ersetzten. Auch in der Sowjetischen Besatzungszone hieß das neue Geld anfangs Deutsche Mark, obwohl dies nicht dieselbe Währung wie im Westen war. Am Umstellungstag konnte man 70 Reichsmark in 70 „Deutsche Mark“ umtauschen. Guthaben auf Konten wurden im Verhältnis 10:1 umgerechnet.
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Eine Kuponmark, dessen Wert auf eine Rentenmark des Jahres 1937 geklebt wurde.
Der Aufbau des Wirtschafssystems in der Sowjetischen Besatzungszone
Mit der Währungsreform in den Westzonen wurde dort die staatliche Zwangsverwaltung nach und nach aufgehoben und ein marktwirtschaftliches System errichtet. Dagegen zielten die Maßnahmen der Sowjetunion sowohl in ihrer Besatzungszone als auch in Ostmitteleuropa darauf ab, ein sozialistisches, planwirtschaftliches System zu errichten. Damit einher ging die Verstaatlichung aller Produktionsmittel, also die Enteignung von Grund und Boden, von Industriebetrieben und von Banken.
Nach der Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) baute die Deutsche Wirtschaftskommission dort die Kontrolle über die Waren- und Rohstoffverteilung systematisch weiter aus, um eine sozialistische Wirtschaftsordnung zu errichten.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Menschengedränge zur Eröffnung einer HO-Filiale im November 1948 in Ostberlin. Die Handelsorganisation (kurz HO) war ein staatlich geführtes Einzelhandelsunternehmen in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR.
Die Gründung der Deutschen Notenbank in der Sowjetischen Besatzungszone
Die Aufgabe der Deutschen Notenbank war eine andere als diejenige der Bank deutscher Länder (BdL) in den westlichen Besatzungszonen. Die Deutsche Notenbank war Teil einer planwirtschaftlichen Ordnung sozialistischer Prägung und die wirtschaftliche Entwicklung wurde von der Deutschen Wirtschaftskommission zentral gesteuert. Die Wirtschaft sollte sich nicht nach den Gesetzen eines freien Marktes und somit nach den Bedingungen von Angebot und Nachfrage entwickeln. Vielmehr wurde die Wirtschaftsentwicklung staatlich geplant, kontrolliert und umgesetzt. Die Deutsche Notenbank musste diesen Zielen dienen.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Geldschein im Wert von zwei Mark mit der Aufschrift „Zwei Deutsche Mark von der Deutschen Notenbank auf Grund ihrer Satzung ausgegeben“ aus dem Jahr 1948
Glossar
Glossar
Der Alliierte Kontrollrat war ein Gremium, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Vertretern der vier Siegermächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) gebildet wurde. Er wurde am 30. Juli 1945 in Berlin gegründet und hatte die Aufgabe, das besetzte Deutschland zu verwalten. Damit war der Alliierte Kontrollrat die oberste Besatzungsbehörde. Er konnte Gesetze und Verordnungen erlassen und über die Zukunft Deutschlands entscheiden. Vor allem war er darum bemüht, die „Vier D’s“ (Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung, Dezentralisierung) umzusetzen. Nachdem der oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zusammen mit den anderen sowjetischen Vertretern am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat verließ, wurde seine Tätigkeit, ohne offizielle Auflösung, eingestellt.
Deutsche Wirtschaftskommission
Die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) wurde am 11. Juni 1947 von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) in Ost-Berlin gebildet und war die zentrale Verwaltungsinstanz mit regierungsähnlichen Befugnissen in der Sowjetischen Besatzungszone. Sie bestand bis zum 7. Oktober 1949 und wurde mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) aufgelöst.
Zwei deutsche Staaten entstehen
Wie geht es nach den Währungsreformen weiter?
Die beiden Währungsreformen in Deutschland verschärften die wirtschaftliche Trennung zwischen der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und den westlichen Besatzungszonen. Kaum ein Jahr später folgte dann die politische Spaltung. Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik wurden als zwei getrennte Staaten auf deutschem Boden gegründet.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Erste Absperrungsmaßnahmen am Brandenburger Tor: Wasserwerfer blockieren die Durchfahrt nach West-Berlin am 14. August 1961.
Glossar
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Am 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu einem Volksaufstand. Viele Menschen protestierten gegen die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen sowie die repressive Politik der DDR-Führung. Sie forderten freie Wahlen, die Absetzung der SED-Regierung und die Wiedervereinigung Deutschlands. Die DDR-Führung versuchte, die Proteste mit Gewalt zu unterdrücken. Mit sowjetischem Militär, der Deutschen Volkspolizei und der Staatssicherheit wurde der Volksaufstand blutig niedergeschlagen. Hunderte Menschen wurden getötet und Tausende verhaftet.
D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.
Massenorganisation
In einer demokratischen Gesellschaft beschreibt der Begriff Massenorganisation einen Verband, eine Partei oder eine Organisation mit sehr vielen freiwilligen Mitgliedern, wie z. B. eine Gewerkschaft. In der DDR war die Mitgliedschaft in einer Massenorganisation zwar formal freiwillig, eine Nicht-Mitgliedschaft ging jedoch oftmals mit beruflichen oder persönlichen Nachteilen einher. Somit halfen die Massenorganisationen der SED Regierung, die Bevölkerung zu steuern und zu kontrollieren.
Ostblock
Als Ostblock wurden die Staaten in Mittel- und Osteuropa bezeichnet, die unter der politischen und wirtschaftlichen Kontrolle der Sowjetunion standen.
Parlamentarischer Rat
Der Parlamentarische Rat war die verfassungsgebende Versammlung, deren Mitglieder vom 1. September 1948 bis zum 8. Mai 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ausarbeiteten. Das Grundgesetz wurde am 23. Mai 1949 offiziell verabschiedet.
Potsdamer Abkommen
Das Potsdamer Abkommen beinhaltet alle Beschlüsse über die Zukunft Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die auf der Potsdamer Konferenz (→ schaue nach beim Wort Potsdamer Konferenz) von den Siegermächten verhandelt und vereinbart wurden. Dazu zählen u. a. die sogenannten „Vier Ds“, die die Denazifizierung, Demilitarisierung, Dezentralisierung und Demokratisierung Deutschlands vorsahen.
Potsdamer Konferenz
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, wurde Deutschland von den Siegermächten (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) in vier Besatzungszonen eingeteilt. Um über die politische Zukunft Deutschlands zu beraten, trafen sich die Regierungschefs Winston Churchill (Großbritannien), Josef Stalin (Sowjetunion) und Harry S. Truman (USA) vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gemeinsam entschieden sie über die Reparationszahlungen und das Territorium, das Deutschland nach dem Krieg haben sollte. Protokolliert wurden alle Themen und Vereinbarungen im Potsdamer Abkommen. Die vierte Siegermacht Frankreich stimmte den Beschlüssen teilweise am 7. August 1945 nachträglich zu.
Reparationen
Reparationen sind Entschädigungen, die ein Land oder eine Gruppe von Menschen erbringt, um für Schäden oder Unrecht aus der Vergangenheit aufzukommen. Oftmals handelt es sich um Geldleistungen, Reparationen sind aber auch in Form von Sachwerten denkbar. Zu Reparationsleistungen kann es z. B. nach Kriegen oder Zeiten der Unterdrückung kommen, um den geschädigten Menschen oder Ländern zu helfen. Ziel ist es, historische Fehler anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg waren es Reparationskommissionen, die festlegten, welche Reparationsleistungen Deutschland zahlen musste.
Reparationsleistung
→ Schaue nach beim Wort Reparationen
Historische Einführung
Aus der Geschichte lernen
Um die europäische Einigung zu vertiefen, kam es nur wenige Jahre später zu einer weiteren großen Veränderung. Der Euro, die gemeinsame europäische Währung, wurde 1999 zunächst als Buchgeld eingeführt, ab 2002 dann auch als Bargeld. Die Bundesbank hatte bis zur Abschaffung der D-Mark als unabhängige Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland das Prinzip der Preisstabilität verteidigt und sich damit auch international großen Respekt verschafft. Nach ihrem Vorbild wurde das Eurosystem geschaffen, bestehend aus der EZB und den nationalen Zentralbanken der Euro-Länder. Gemeinsam sichern sie die Stabilität der europäischen Währung.
Glossar
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Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.
D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.
Eurosystem
Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat).
EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.
Die deutsch-deutsche Währungsunion
Die deutsch-deutsche Währungsunion
Alle sozialistischen Staaten litten seit den 1970er-Jahren unter einem wirtschaftlichen Niedergang und einer zunehmenden Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den gesellschaftspolitischen Verhältnissen.
Im Laufe des Jahres 1989 demonstrierten in der DDR immer mehr Menschen gegen die Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die friedlichen Proteste griffen ab Oktober 1989 rasch auf die ganze DDR über. Gleichzeitig flohen immer mehr Menschen aus dem Land. Dies geschah meist über Ungarn, das seine Westgrenzen bereits im Sommer 1989 geöffnet hatte. Die Massenflucht destabilisierte zunehmend die Herrschaft der SED. Um die Lage zu beruhigen, öffnete die DDR-Regierung am 9. November 1989 die Grenzen zur Bundesrepublik und nach West-Berlin. Danach überschlugen sich die politischen Entwicklungen. Innerhalb kurzer Zeit einigten sich Politiker aus beiden deutschen Staaten auf eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Die Bundesbank war dafür verantwortlich, die Menschen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) pünktlich zum 1. Juli 1990 mit D-Mark zu versorgen. Das gemeinsame Geld wurde zu einem Symbol der deutschen Einheit, die wenige Monate später, am 3. Oktober, offiziell wurde.
Die Öffnung der Mauer und das Ende der DDR
Angesichts des fortdauernden Drucks sowohl durch die Demonstrationen als auch durch die Fluchtwelle aus der DDR einigten sich die SED-Regierung der DDR und die Opposition auf die Durchführung freier und demokratischer Wahlen zur Volkskammer, dem Parlament der DDR. Diese Wahl am 18. März 1990 gewann die Allianz für Deutschland, ein Parteienbündnis unter Führung der CDU, das für eine rasche Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten eintrat. Daraufhin begannen Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, um die Rahmenbedingungen der angestrebten Einheit zu definieren. Diese mündeten in den Vertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion und den Vertrag
(Einigungsvertrag), mit dem die deutsche Einheit beschlossen wurde. Parallel dazu wurden die außenpolitischen Aspekte der deutschen Wiedervereinigung zwischen den beiden deutschen Staaten und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs im Zwei-plus-Vier-Vertrag geregelt. Am 3. Oktober 1990 wurde dann die Einheit Deutschlands Wirklichkeit.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Menschenmassen stehen am 10. November 1989 vor und auf der Berliner Mauer am Brandenburger Tor in Berlin, nachdem in der Nacht zuvor die deutsch-deutschen Grenzen geöffnet wurden.
Die BundesbankZentralbank für West- und Ostdeutschland
Das gemeinsame Geld wurde zu einem Symbol der deutschen Einheit, die wenige Monate später offiziell wurde: Am 3. Oktober trat die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei.
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Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.
D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.
Einigungsvertrag
Der deutsch-deutsche Einigungsvertrag regelte alle rechtlichen und administrativen Veränderungen, die durch den Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Bundesrepublik Deutschland notwendig wurden. Dazu zählten Änderungen im Grundgesetz sowie Neuordnungen in der öffentlichen Verwaltung. Der Einigungsvertrag wurde bis zum 31. August 1990 zwischen den beiden deutschen Staaten ausgehandelt und trat am 3. Oktober 1990, mit dem Tag der Deutschen Einheit, in Kraft.
Eurosystem
Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat).
EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.
Aus der Geschichte lernen – Die Bundesbank und das Eurosystem
Von der D-Mark zum Euro
Der Vertrag von MaastrichtDas Gründungsdokument für den Euro
Alle Länder, die den Euro als Währung einführen wollen, sollen zum Nachweis ihrer „Stabilitätsreife“ bestimmte Voraussetzungen erfüllen – die sogenannten Konvergenzkriterien. Durch diese Kriterien soll sichergestellt werden, dass die teilnehmenden Staaten wirtschaftlich einander ausreichend ähnlich sind, um die Preisstabilität im Euroraum dauerhaft sichern zu können. Mit dem Vertrag wurde ebenso beschlossen, die Europäische Zentralbank (EZB) zu gründen und das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) einzurichten. Da nicht alle Mitgliedstaaten der EU zum Euro-Währungsgebiet gehören, wird zwischen dem ESZB und dem Eurosystem unterschieden. Das ESZB umfasst die EZB und die nationalen Zentralbanken aller EU-Mitgliedstaaten. Das Eurosystem hingegen besteht aus der EZB und den Zentralbanken der Länder, die den Euro als Währung eingeführt haben. Vorrangiges Ziel des Eurosystems ist es, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Eine Kopie des Vertrags von Maastricht, dem Gründungsvertrag über die Europäische Union
Das jährliche Haushaltsdefizit eines Staates sollte 3 % und der öffentliche Schuldenstand insgesamt 60 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht überschreiten. EU-Länder, die dem Euroraum beitreten möchten, müssen also über eine ausreichend solide staatliche Haushaltsführung verfügen und dürfen nicht übermäßig hoch verschuldet sein.
Die Inflationsrate eines Staates darf nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über der Inflationsrate der drei preisstabilsten EU-Mitgliedstaaten liegen. EU-Länder, die Teil des Euroraums werden wollen, müssen also schon vor dem Beitritt ein hohes Maß an Preisstabilität aufweisen.
Ein EU-Staat, der den Euro einführen möchte, muss mindestens zwei Jahre stabile Wechselkurse zum Euro nachgewiesen haben. Konkret bedeutet das, dass sich die Währung dieses Landes in diesem Zeitraum gegenüber dem Euro nicht zu stark auf- oder abwerten darf.
Die Zinssätze für langlaufende Staatsanleihen eines Staates, die zur Kreditaufnahme des Staates dienen, sollten nicht mehr als zwei Prozentpunkte über den entsprechenden Zinssätzen der drei preisstabilsten Mitgliedsländer der Europäischen Union liegen. Die Höhe der langfristigen Zinsen gilt als Maßstab für Solidität, Glaubwürdigkeit und Stabilitätsorientierung von Staaten.
Die Euro-Einführung Erst Buchgeld, dann Bargeld
Den Euro gab es zunächst nur als Buchgeld auf Bankkonten. Alle Geldbeträge wie Preise, Löhne und Mieten, wurden bereits doppelt ausgezeichnet, sodass sich die Menschen an die neuen Beträge gewöhnen konnten.
Um die Bevölkerung in Europa mit dem neuen Euro-Münzen vertraut zu machen, wurden Ende 2001 sogenannte Starterkits ausgegeben. In Deutschland enthielt ein Starterkit Münzen im Wert von 10,23 Euro und war für 20 D-Mark in allen Banken erhältlich.
Ab 1. Januar 2002 wurden dann überall Euro-Banknoten und Euro-Münzen ausgegeben und das nationale Bargeld nach und nach aus dem Umlauf genommen. Bis Ende Februar 2002 konnte man im Einzelhandel noch mit D-Mark bezahlen, das Wechselgeld erhielt man in Euro.
Der EuroErst skeptisch beäugt, dann allseits akzeptiert
Seit 1999 sind dem Euroraum weitere Länder beigetreten. Im Jahr 2023 haben mehr als 340 Millionen Menschen in 20 EU-Ländern den Euro als gemeinsame Währung.
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Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.
Eurosystem
Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat).
EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.
Haushaltsdisziplin
Haushaltsdisziplin bedeutet, die Einnahmen und Ausgaben eines Haushalts im Gleichgewicht zu halten. Das ist wichtig für die finanzielle Stabilität des Staatshaushalts (→ schaue nach beim Wort Staatshaushalt). Sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, entsteht ein Haushaltsdefizit. Ein Haushaltsdefizit muss entweder durch Schuldenaufnahme oder durch Steuererhöhungen finanziert werden.
Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.
Preisstabilität
Preisstabilität bedeutet, dass sich das Preisniveau, also der Durchschnitt aller Preise, im Laufe der Zeit nur wenig ändert. Das ist wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Die Begriffe Preisstabilität und Geldwertstabilität werden daher oftmals als Synonyme verwendet. Wie stark sich das Preisniveau ändert, lässt sich an der Inflationsrate (→ schaue nach beim Wort Inflation) ablesen. Nach Auffassung des EZB-Rates kann Preisstabilität am besten erreicht werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt (auch: öffentlicher Haushalt) umfasst alle Einnahmen und Ausgaben, die ein Staat in einer bestimmten Zeit hat. In Deutschland stellt das Finanzministerium den Staatshaushalt in einem Haushaltsplan zusammen. Man spricht synonym auch vom Budget bzw. Etat. In der Kurzform sagt man oft nur „Haushalt“. Damit können auch die Finanzen einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Bundeslandes gemeint sein.
Die Deutsche Bundesbank und das Eurosystem
Unabhängige Hüterinnen der Währung
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main
Die Deutsche Bundesbank und das Eurosystem
Unabhängige Hüterin der Währung
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main
Das EurosystemGemeinsames Geld, gemeinsame Verantwortung
Für die nationalen Zentralbanken wie die Deutsche Bundesbank, aber zum Beispiel auch die Banque de France oder die Banca d’Italia bedeutet das: Mit der Einführung des Euro wurde aus der ehemaligen Alleinverantwortung für die eigene nationale Währung eine Mitverantwortung für das gemeinsame europäische Geld.
Das oberste Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat). In diesem kommen das Direktorium der EZB und die Gouverneure bzw. Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Länder des Euroraums zusammen. Somit ist auch der Präsident der Deutschen Bundesbank Mitglied im EZB-Rat und entscheidet über die geldpolitischen Maßnahmen mit. Geleitet wird der EZB-Rat von der EZB-Präsidentin.
Das Eurosystem hat die gesetzlich verankerte, vorrangige Aufgabe, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten. Hierfür ist der EZB Rat – wie zuvor schon die Bundesbank – unabhängig von politischen Weisungen.
Unabhängigkeit und Stabilitätsorientierung des EZB-Rats sind wichtige Voraussetzungen, um die Kaufkraft des Euro zu erhalten. Um die Stabilität der Währung dauerhaft abzusichern, müssen ergänzend jedoch auch die Euro-Staaten ihre Wirtschafts- und Finanzpolitiken stabilitätsorientiert ausrichten.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Treffen des EZB-Rats am 7. Dezember 2017
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Das Direktorium ist das Leitungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB). Es führt die laufenden Geschäfte, bereitet die Sitzungen des EZB-Rats
(→ schaue nach beim Wort EZB-Rat) vor und sorgt für die einheitliche Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen. Das Direktorium der EZB besteht aus der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Europäischen Rat für eine einmalige Amtszeit von acht Jahren ernannt.
D-Mark
Die D-Mark (kurz für Deutsche Mark) war bis zur Einführung des Euro die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen (amerikanische, britische und französische Zone) eingeführt. Damit löste die D-Mark die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“ als offizielles Zahlungsmittel ab.
Eurosystem
Das Eurosystem umfasst die EZB und die Zentralbanken derjenigen Länder, die den Euro als gemeinsame Währung eingeführt haben. Somit ist auch die Deutsche Bundesbank Teil des Eurosystems. Das Eurosystem verantwortet die Geldpolitik im Euroraum und ist somit dafür verantwortlich, Preisstabilität im gemeinsamen Währungsraum zu gewährleisten. Oberstes Entscheidungsgremium des Eurosystems ist der EZB-Rat (→ schaue nach beim Wort EZB-Rat)
EZB-Rat
Der EZB-Rat ist das wichtigste Gremium des Eurosystems. Er besteht aus dem Direktorium der EZB (→ schaue nach beim Wort Direktorium der EZB) und den Präsidenten der Zentralbanken der Euro-Mitgliedsländer. Somit ist auch der Bundesbankpräsident Mitglied im EZB-Rat. Der EZB-Rat tagt zweimal pro Monat. In der Regel alle sechs Wochen berät der EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum. Er trifft dann geldpolitische Entscheidungen, um sein vorrangiges gesetzliches Ziel zu erreichen, Preisstabilität sicherzustellen.
Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.
Kaufkraft
Die Kaufkraft zeigt, wie viele Güter man für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann. Werden Waren und Dienstleistungen teurer (Inflation), weil das Preisniveau steigt, dann kann man für sein Geld weniger Dinge kaufen als zuvor. Die Kaufkraft nimmt also bei steigendem Preisniveau ab.
Werden Güter hingegen günstiger (Deflation), weil das Preisniveau sinkt, dann kann man für sein Geld mehr Dinge kaufen als zuvor, die Kaufkraft erhöht sich also.
Preisstabilität
Preisstabilität bedeutet, dass sich das Preisniveau, also der Durchschnitt aller Preise, im Laufe der Zeit nur wenig ändert. Das ist wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Die Begriffe Preisstabilität und Geldwertstabilität werden daher oftmals als Synonyme verwendet. Wie stark sich das Preisniveau ändert, lässt sich an der Inflationsrate (→ schaue nach beim Wort Inflation) ablesen. Nach Auffassung des EZB-Rates kann Preisstabilität am besten erreicht werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt.
Aus der Geschichte gelernt
Aus der Geschichte gelernt
Der aufgedruckte Betrag auf einem Geldschein oder das Guthaben auf einem Konto sagen hierbei jedoch nichts darüber aus, ob das Geld viel oder wenig wert ist. Der Wert des Geldes bemisst sich stattdessen allein daran, wie viele Waren und Dienstleistungen man sich für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann. Der Wert des Geldes liegt also in seiner Kaufkraft. Diese hängt wiederum von den Preisen ab. Je stärker die Preise steigen, je höher also die Inflation ist, desto stärker sinkt die Kaufkraft eines gegebenen Geldbetrages.
In der deutschen Währungsgeschichte wurde das Geld zweimal wertlos. Nur durch die Währungsreformen in den Jahren 1923 und 1948 konnte das verlorengegangene Vertrauen in das Geld wiederhergestellt werden. Wenn dieses Vertrauen dauerhaft gesichert ist, dann gelingt auch eine Währungsumstellung wie bei der Einführung des Euro im Jahr 1999 reibungslos.
Die Erfahrungen aus der deutschen Währungsgeschichte lehren, dass der Geldwert am besten gesichert wird, wenn eine Zentralbank ausdrücklich die vorrangige Aufgabe hat,
Preisstabilität zu gewährleisten. Ergänzend hierzu muss die Zentralbank vor politischer Einflussnahme geschützt werden, also ihre Aufgabe unabhängig erledigen können.
Hohe Inflation und der Verfall des Geldwertes sind nicht bloß Ereignisse der Vergangenheit. Beispiele der letzten Jahre wie in Zimbabwe, Venezuela oder der Türkei zeigen, dass es auch heute noch Phasen mit (teils extrem) hoher Inflation geben kann. Die Kaufkraft des Geldes muss also immer aktiv gesichert werden, sie ist keine Selbstverständlichkeit.
Das Verbot der StaatsfinanzierungEine Voraussetzung stabilen Geldes
Aus diesen Erfahrungen heraus war es bereits der Deutschen Bundesbank verboten, dem Staat direkt Geld zu geben. Auch das Eurosystem darf die Euro-Staaten nicht finanzieren und ihnen Kredite geben. Dieses Verbot der „monetären Staatsfinanzierung“ ist ein wichtiger Baustein stabilen Geldes.
Die Unabhängigkeit des Eurosystems
Für den Euro haben die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker alle Voraussetzungen geschaffen, um seine Stabilität dauerhaft zu gewährleisten. So hat das Eurosystem einen gesetzlich fixierten, eindeutigen Auftrag: den Geldwert des Euro stabil zu halten. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, ist das Eurosystem unabhängig. Diese Unabhängigkeit ist in mehrfacher Hinsicht gewährleistet.
Institutionelle Unabhängigkeit
Es ist nationalen und supranationalen Stellen – wie der Europäischen Kommission – verboten, der EZB oder den nationalen Zentralbanken Weisungen zu erteilen.
Funktionelle Unabhängigkeit
Das Eurosystem entscheidet selbst über Strategien und Maßnahmen, um Preisstabilität zu erreichen.
Personelle Unabhängigkeit
Die Mitglieder des EZB-Rats werden für eine lange Amtszeit (in der Regel 8 Jahre) ernannt. So sind sie vor willkürlicher vorzeitiger Amtsenthebung geschützt.
Finanzielle Unabhängigkeit
Die Zentralbanken können frei und unabhängig über ihre finanziellen Mittel verfügen.
Preisstabilität zu sichern, verpflichtet alle Akteure
Zum Beispiel wirkt sich auch die Finanzpolitik einer Regierung auf die Preisentwicklung aus. Verschuldet sich die Regierung nämlich zu stark, um dieses Geld auszugeben, dann können die Preise wegen der erhöhten staatlichen Nachfrage steigen. Auch könnte die Zentralbank politisch unter Druck geraten, etwas mehr Inflation zuzulassen, um die Staatsschulden hierdurch zu entwerten. Aus beiden genannten Gründen haben sich alle EU-Länder dazu verpflichtet, ihre Staatsverschuldung zu begrenzen, um hierdurch zu stabilem Geld beizutragen.
Ebenso hat die Lohnpolitik Einfluss auf die Preisentwicklung. Gewerkschaften fordern typischerweise höhere Löhne, die dann zu höheren Kosten bei den Unternehmen führen. Geben die Unternehmen diese Kosten in Form höherer Produktpreise weiter, dann steigt auch hierdurch das Preisniveau. Verantwortung tragen aber auch die Unternehmen, wenn sie ihre Preise übermäßig erhöhen, ohne dass ihre Kosten entsprechend gestiegen sind.
Der deutsche Ökonom Otmar Issing sagte einmal: „Gegen die Front einer ‚Gesellschaft des Überanspruchs‘ kann auch eine unabhängige Notenbank die Geldwertstabilität auf Dauer nicht verteidigen – oder anders gewendet: Jede Gesellschaft hat letztlich die Inflationsrate, die sie verdient und im Grunde auch will.“
Das Zitat macht deutlich, dass für alle genannten Akteure gilt, beim eigenen Handeln auch die Preisstabilität im Auge zu behalten. Nur wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ihrer stabilitätspolitischen Verantwortung gerecht werden, lässt sich die Preisstabilität dauerhaft sichern. Die Zentralbank kann diese Aufgabe am Ende nicht allein erfüllen.
Was ist auf dem Hintergrundbild zu sehen?
Warnstreik am 21. März 2023 in Wiesbaden, aufgerufen von der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di)
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(→ schaue nach beim Wort Preisstabilität)
Inflation
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei seigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, d. h. der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen ist es wichtig, die Inflation niedrig und stabil zu halten.
Die Inflationsrate beschreibt den prozentualen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus – des Durchschnitts aller Preise – gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.
Kaufkraft
Die Kaufkraft zeigt, wie viele Güter man für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann. Werden Waren und Dienstleistungen teurer (Inflation), weil das Preisniveau steigt, dann kann man für sein Geld weniger Dinge kaufen als zuvor. Die Kaufkraft nimmt also bei steigendem Preisniveau ab.
Werden Güter hingegen günstiger (Deflation), weil das Preisniveau sinkt, dann kann man für sein Geld mehr Dinge kaufen als zuvor, die Kaufkraft erhöht sich also.
Preisstabilität
Preisstabilität bedeutet, dass sich das Preisniveau, also der Durchschnitt aller Preise, im Laufe der Zeit nur wenig ändert. Das ist wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Die Begriffe Preisstabilität und Geldwertstabilität werden daher oftmals als Synonyme verwendet. Wie stark sich das Preisniveau ändert, lässt sich an der Inflationsrate (→ schaue nach beim Wort Inflation) ablesen. Nach Auffassung des EZB-Rates kann Preisstabilität am besten erreicht werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt.